Das Pop-Punk-Duo This Wild Life hat nach „Clouded“ im Jahr 2014 eine neue LP herausgebracht. „Low Tides“ ist vor allem eines: eine Neuerfindung.
Der Hörer kann zehn Songs lauschen, die voller Ehrlichkeit und sehr persönlichen Erfahrungen stecken.
Schon bei „Hit the Reset“ wird deutlich, Kevin Jordan kann singen! Nicht nur das, sondern ist der Song zwar ruhig, aber auch radiotauglich. Es wird um einen Neuanfang gebeten, ist emotional und gipfelt dennoch in einem harmonischen Refrain. Für mich persönlich macht die Produktion den Song etwas kaputt. Der Track plätschert nach dem ersten Chorus dahin, da er zu kommerziell ist. Man wird nicht gefesselt, sondern driftet in Gedanken ab.
Auch im zweiten Track, ’Pull Me Out’, wiederholt sich dieser Effekt und das Thema „Beziehung/Liebe“ bleibt über die gesamte LP der zentrale lyrische Inhalt. Vor allem der Prechorus des Songs erinnert eher an die Backstreetboys, die sich musikalisch neu erfinden, als an eine Pop-Punk Band.
Die Strophen sind definitiv jeweils der beste Part der Songs, da der Refrain immer ein Hauch zu sehr danach ausgelegt ist, ein Ohrwurm zu sein. Der vierte Track ’Let Go’ überrascht mit einer weiblichen Vokalistin, welcher den Eindruck eines Dialoges erzeugt.
Zwar ist der Text emotional, doch nicht sehr tiefgründig und regt keine großen Gefühle beim Zuhörer.
„Just Yesterday“ durchbricht als erster Song dieses Schema, der Refrain ist nicht zu übersteigert und typisch.
Der popigste Song des Albums ist mit Abstand „Falling Down“. Bei genauerem Hinhören erinnert das Sample im Chorus stark an Justin Biebers „Sorry“. Mit Oh-Oh-Oah Chorälen wird noch eine Schippe mehr Kommerz draufgeladen.
Alle zehn Titel von ’Low Tides’ sind relativ gleich aufgebaut und die Komposition, sowie die Lyrics sind sehr vorhersehbar und nicht komplex. Die Zeile „I guess it’s true- I don’t know what to do without you“ aus Clean Sheets verdeutlicht erneut die Simpelheit des Textes. Außerdem ähneln die Tracks einander so stark, dass die Frage „Habe ich den Song nicht grade schonmal gehört?“ durchaus berechtigt ist.
Die LP ist schwer zu kategorisieren- ein bisschen Alternative, viel Pop und kein Punk. Mehr Diversität wäre wünschenswert, um die einzelnen Songs individueller und unverwechselbarer zu machen. Musikalisch wirkt es zu homogen und Wischi-Waschi Kuschelmusik mäßig. Die Stimme des Sängers und die Gitarrenelemente bilden den Reiz von „This Wild Life“ und lassen erahnen welches Potential in den beiden Musikern aus Kalifornien steckt.
Vollends überzeugen konnte „Low Tides“ nicht, da es nichts Neues und Unvorhersehbares bildet.