Livereview: Architects + Support, Stadthalle Offenbach, 03.02.2019

Architects haben uns in den vergangenen Jahren stets mit fleißigem Touren beglückt, nur ein Jahr nach der letzten Europa-Tour zum Album All Our Gods Have Abandoned Us sind die Briten mit ihrem neuen Album Holy Hell schon wieder auf großer Tour durch die europäischen Konzerthallen.

Architects OffenbachDass diese nach vier Wochen schon fast am Ende angelangt ist, merkt man besonders Caleb Shomo an. Der Beartooth-Frontmann wirkt während der 40-minütigen Supportshow seiner Band immer mal wieder etwas ausgelaugt und holt sich regelmäßig Gesangsunterstützung von Bassist Oshie Bichar, schafft es aber dennoch, das Publikum aufzuheizen und zu gepflegtem Körpertanz zu animieren. Mit Gitarrist Zach Huston sowie Schlagzeuger Connor Denis sind Zweifünftel der US-Amerikaner erst seit vergangenem Jahr in der Band, Denis darf sich mit einem ausgiebigen Drum Solo in der Mitte des Sets auch gleich mal richtig vorstellen. Ansonsten spielt sich die Metalcore-Formation durch ein Set vieler Hits, bei dem das neue Album Disease mit vier Songs im Mittelpunkt steht. Vorher haben schon Polaris die Betriebstemperatur in der sehr gut gefüllten Offenbacher Stadthalle in die Höhe getrieben, wenn auch zu sechs leicht eintönigen Metalcore-Songs ihres Debütalbums The Mortal Coil.

Architects OffenbachGewartet haben eh alle auf Architects und die Songs vom neuen Album Holy Hell, auf dem das Quintett den Tod von Gründungsmitglied und Gitarrist Tom Searle verarbeitet, welcher am 20. August 2016 seinem langjährigen Krebsleiden erlegen war. Dass Frontmann Sam Carter bei seinen zahlreichen Ansagen nicht mehr explizit auf den tragischen Verlust seiner Band eingeht, wie er es beim vergangenen Albumzyklus noch getan hat, kann ihm niemand verübeln, in der sehr gut gefüllten Stadthalle ist sich eh jeder der Umstände bewusst und die hochemotionalen Songtexte sprechen sowieso eine ganz eigene Sprache.

Architects OffenbachDie schon aufwändige Produktion ihrer bislang letzten Headliner-Tour haben die Briten auf ein noch höheres Level gehievt, insbesondere die von Lasern geprägte Lichtshow ist eine Augenweide und rahmt die wuchtigen Songs passend ein. In etwas mehr als 80 Minuten spielt sich die aktuell vielleicht beste Metalcore-Band durch eine konsequente Setlist, welche keine Schwächen offenbart. Eröffnet wird natürlich mit Death Is Not Defeat, bevor Modern Misery und Nihilist – mit erstmaligem Einsatz zahlreicher Flammenwerfer – losprügeln und sich der gesamte Innenraum in ein wildes Schubsen verwandelt.

Holy Hell Architects Offenbachsteht mit acht von insgesamt 17 Songs klar im Mittelpunkt, ihre ersten vier Alben lassen Architects komplett aus und von Daybreaker gibt es nur These Colours Don’t Run auf die Ohren. Neben alten Klassikern beweisen sich vor allem Holy Hell und Mortal After All als absolute Live-Highlights. Einen mittelmäßigen oder gar schlechten Live-Song gibt es heute Abend ohnehin nicht. Einzig der Sound lässt etwas zu wünschen übrig und ertönt nicht so klar aus den Boxen, wie man es sich bei Architects wünscht. Ballern tut das aber alles zweifellos und so kommt es, dass man erstmals bei A Wasted Hymn kurz durchschnaufen kann, bevor eine gekürzte Version von Memento Mori den regulären Konzertteil abschließt. Die ganz großen Emotionen haben sich die baldigen Ex-EU-Mitglieder bis zum Schluss aufgehoben: Nach Gone With The Wind beendet Doomsday eine starke Show im Konfettiregen. Tom Searle wäre stolz.

© Fotos von Joshua Lehmann