Livereview: Clowns, Blau Mannheim, 22.11.2019

Clowns haben sich seit ihrem 2013 veröffentlichten Debütalbum I’m Not Right mit drei weiteren starken Platten in den höheren Dunstkreis aktuell angesagter Gitarrenbands aus Australien gespielt. Da kann man auch mal eher spontan eine ausgiebige Europatour ankündigen und eine Mannheimer Kneipe ohne richtige Bühne auseinandernehmen.

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Möchte man dem Portal „Regioactive“ Glauben schenken, handelt es sich beim Blau um „DIE “Szene“-Kneipe“ Mannheims. Gelegen in unmittelbarer Nähe zum Handelshafen, springt einem beim Überqueren der Eingangsschwelle praktisch das Wort „Punk“ nur so ins Gesicht. Sticker, wo man hinschaut, nahezu jede/r Konzertbesucher_in trägt ein Shirt einschlägiger Punk-Bands und wird der Harndrang zu groß, muss man sich zwischen den zwei Podesten, die sich Bühne nennen, zu den Toiletten hindurchschlagen. Richtig, eine normale Bühne gibt es nicht, stattdessen platzieren sich 4/5 der Clowns auf einem großen Podest, während sich Gitarrist Will Robinson mit einem kleineren Podest etwas abseits begnügen muss.

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Eine Vorgruppe gibt es heute nicht, und der geplante Beginn zögert sich zunächst von 21 Uhr auf 21:30 Uhr hinaus, bis das Mikrofon von Sänger Stevie Williams endlich funktioniert, ist es dann auch schon 21:40 Uhr. In den folgenden 50 Minuten spielen sich Clowns durch ein 15-Songs-Set, das das Debütalbum I’m Not Right komplett außen vor lässt und sich stattdessen auf die stärksten Songs der aktuellsten drei Alben beschränkt. Nach dem Opener I Shaved My Legs For You und dem folgenden Infected sorgt das Song-Duo Bad Blood und These Veins erstmals für lauteres Mitsingen der ungefähr 100 Konzertbesucher. Anschließend ziehen Clowns das Tempo immer weiter an, etwas Erholung gibt es erst einige Songs später zu Beginn des hochmelodischen I Wanna Feel Again.

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Einzelne Song-Highlights sind schwer auszumachen, sorgt doch jeder einzelne Song für wildes Pogen und soundtechnisch holt die Band auch das absolute Maximum aus den gegebenen Möglichkeiten heraus. Der wilde Auftritt nimmt wiederum neue Dimensionen an, wenn sich Williams für kurze Zeit von den Händen des Publikums tragen lässt, nur um im Anschluss wieder zwischen tollkühnem Gesang und giftigem Geschrei zu pendeln. Dass bei all der Ekstase und der nahezu aufgelösten Barriere zwischen Band und Publikum auch mal ein Mikroständer zu Boden fällt, scheint unausweichlich. Wie so oft im Leben gilt: Aufstehen, Haare richten, weitermachen. Punks können den Punkt mit dem Haare richten streichen.