Hypno5e gehören seit ihrer Gründung 2003 zu den besten europäischen Post-Metal-Bands, ohne dabei jemals ihrer Nische entkommen zu sein. Ihr fünftes Album A Distant (Dark) Source stellt dabei den Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens dar.
Bevor die Franzosen eine eindrucksvolle Performance aufs Parkett zaubern, legen zunächst aber Monosphere die Messlatte für regionale Support-Acts auf ein neues Level. Das Mainzer Quartett spielt sich zunächst durch seine drei bislang veröffentlichten Songs Engage, Awake und Retreat, bevor es fünf weitere und somit die erste Hälfte seines noch unbetitelten und unangekündigten Debütalbums folgen lässt. Während des knapp 40-minütigen Auftritts wird dieser von einer Videoprojektion begleitet, die größtenteils aus atmosphärischen Landschaftsaufnahmen besteht, während rhythmisch vertrackterer Breakdown-Momente aber auch mal in verzerrte Avantgarde-Bilder überschwappt. Selbst ohne dieses schön anzusehende Gimmick wüsste die Show zu gefallen, denn die Symbiose aus epischen Post-Metal-Songgerüsten sowie Metalcore-Härte und -Dynamik lässt ein spannendes Debütalbum erwarten, auf dem der teilweise unsaubere Klargesang von Frontmann Kevin mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgebessert und an die Qualität seines gutturalen Gesangs heranreichen wird.
Ein visuelles Gimmick haben sich auch Hypno5e für ihr Bühnenbild überlegt: Hinter den Saiten-Instrumentalisten und seitlich vor dem Schlagzeug steht pro Bühnenseite eine LED-Leinwand, über die wie auch schon bei Monosphere verschiedene Bilder flimmern, die die Musik in Akzenten ergänzt. Das im November veröffentlichte neue Album A Distant (Dark) Source kehrt nach dem 2018 erschienenen halbakustischen Film-Soundtrack Alba – Les Ombres Errantes wieder zurück zur Essenz von Hypno5e, die der zwölfminütige Album- und Konzert-Opener On The Dry Lake in vollem Ausmaß verkörpert: ein ruhiger und atmosphärischer Beginn, aufgebrochen von Geschrei, brachialen Riffs und Doublebass-Einsatz, bevor der Song immer wieder in vertrackte Gefilde vordringt, die von leiseren Abschnitten ergänzt werden. So hält es sich auch für die anschließende Stunde, die Hypno5e für eine Machtdemonstration in Sachen Post Metal nutzen.
Nicht nur wirken die instrumentalen Arrangements wie etwas Faszinierendes von einem anderen Planeten, von dem andere Bands nur träumen können, der Gesang von Bandleader Emmanuel Jessua steht dem von Prog-Metal-Größe Maynard James Keenan in den besten Momenten in nichts nach, ganz egal ob Jessua gerade verzweifelt ins Mikrofon schreit oder die Song-Passage mit beruhigendem Klargesang begleitet. Das Publikum steht über die gesamte Konzertlänge still und quittiert die sehr gute Leistung des Quartetts stattdessen mit regem Applaus. Ein Hypno5e-Konzert ist wie ein avantgardistisches Gemälde, das man deutlich länger betrachtet als die vergleichsweise simplen Bildnisse: Am Ende hat man vielleicht nicht alles verstanden, fühlt sich aber aufgeklärt und bereichert.
© Fotos von Valentin Krach