Livereview: Lyschko, „Press Play“ von Hypertension, 20.03.2021

Gemeinsam organisieren Groh P.A. Veranstaltungstechnik und der Konzertveranstalter Hypertension eine Livestream-Konzertreihe namens „Press Play“, um jungen Musiker*innen auch in Corona-Zeiten Auftritte zu ermöglichen. Am vergangenen Samstag mit dabei: Lyschko aus Solingen.

An Streaming-Konzerte – egal wie gut sie gemacht sind – möchte man sich nicht gewöhnen. Dennoch sind sie besser als Nichts und besonders für kleine Bands wie Lyschko wichtig, um ihre Musik unter die Leute zu bringen, was immer noch am Besten durchs Live-Spielen geht. Zudem ist der von NDW und The Cure beeinflusste Post-Punk des Quartetts zu gut, um nicht gehört zu werden. Druckvoll und intensiv spielt die Band um Sängerin Linda, deren Stimme der von Anja Kasten von Erregung Öffentlicher Erregung oder eben Ideals Annette Humpe ähnelt, ihre Songs. Besonders Der Gang vor die Hunde von der aktuellen EP Stunde Null (2019) gewinnt in der Live-Version an Kraft. Die Bühne ist während der Performance in lilafarbenes Licht getaucht, wodurch sich wenigstens für einen kurzen Moment das Gefühl einstellt, Zuschauer*in eines Konzerts in der Pre-Corona-Zeit zu sein. Spätestens wenn ein Lied endet und die Zuschauerreaktion ausbleibt, hält wieder das Gefühl der Resignation Einzug, welche die Solinger in Songs wie Weltende eindrucksvoll vertonen. Lyschko brauchen keine Pandemie, um die Hoffnung zu verlieren – das wird bei jedem ihrer Songs klar. Das Schöne an ihrem kühlen Post-Punk: Er hilft mehr auf die Beine, als dass er runter zieht. Traurige Musik als Leuchtsignal in dunklen Zeiten, mit den Zweifeln, aber auch insgesamt, nicht alleine zu sein.

Passend, dass parallel zum Konzert eine Zoom-Konferenz läuft, die die Band auf Monitoren verfolgen und so die Reaktionen der Zuschauer*innen mitbekommen kann. „Vielen Dank! Wir sehen euch und wir genießen das“, freut sich Sängerin Linda, und nutzt die Pause zwischen den Songs, um auf Herzensangelegenheiten hinzuweisen, wie die Aktion Tour D’Amour, mit der die Kulturbranche Spenden für das Flüchtlingslager Moria sammelt. Nach dem rund einstündigen Konzert besteht die Möglichkeit zu einem digitalen Meet & Greet mit Lyschko, für die der Abend auch abseits der ungewöhnlichen Umstände ein besonderer ist, ist es doch der erste Auftritt mit Schlagzeugerin Doris, die einen gelungenen Einstand feiert.  Als gelungen kann auch der gesamte Auftritt von Lyschko verbucht werden, mit denen sie sich hoffentlich neue Fans erspielt haben, die auch nach der Pandemie ihre Konzerte besuchen und in den Genuss von neuem Material kommen werden. Sie hätten es sich verdient.