Es ist mal wieder soweit. Boysetsfire rocken gerade deutschlandweit Hallen und beweisen, warum sie Legenden des Undergrounds sind.
Mit einer Portion guten Laune, Ohrwürmern vom neuen Album als auch sichtlich begeisterten Fans außerhalb des Schlachthofs begann der Abend. Hierbei sei anzumerken, dass jede Altersklasse vertreten war: Von Schülern und Studenten bis hin zu Familienvätern und –müttern. Diese bemerkenswerte Konstellation sollte noch den restlichen Abend dazu beitragen eine familiäre Atmosphäre zu schaffen, welche man sich bei anderen Konzerten vergeblich wünscht.
Um Punkt 20:00 Uhr stand auch schon die erste Band auf der Bühne: Great Collapse heizten dem Publikum mit ihren kurzen, aber kraftvollen Punksongs mächtig ein. Voll auf die Zwölf, und das mit Bedacht. Mit (Ex-) Mitgliedern aus Bands wie Rise Against und Comeback Kid stand nun plötzlich eine Gruppe auf der Bühne, die keiner so recht kannte. Selbst wenn teilweise die Lieder etwas repetitiv und klanglich ähnlich rüberkamen gelang es den Jungs trotzdem, die eintrudelnden Gäste von ihrer energievollen Performance zu überzeugen, was mit lautem Applaudieren belohnt wurde.
Nach einer kurzen Umbaupause ging es weiter mit Silverstein. Schaute man sich in der Halle um, so sah man ebenso viele Fans mit Boysetsfire wie mit Silverstein Shirts. Kein Wunder, immerhin waren die Jungs schon in der Lage, den Schlachthof als Headliner zu füllen. In den folgenden 45 Minuten bewiesen die Kanadier um Shane Told, aus was sie gemacht sind. Heftige Breakdowns wurden von eingängigen Hooks gefolgt, sodass man meist nicht glauben wollte, dass der Sänger innerhalb weniger Augenblicke zwischen gutturalem Gesang und einer glasklaren, bemerkenswerten Stimme wechseln kann. Mit einem allumfassenden Set wurden Hits des Debuts „Discovering the Waterfront“, „A Shipwreck in the Sand“ als auch den neueren Alben zum besten gegeben. Besonders Stücke wie „Stand Amid the Roar“ oder „Your Sword Versus my Dagger“ wurden vom Publikum gefeiert, welches seinen Teil durch erste Moshpits und lautem Mitsingen beim Klassiker und Abschlusssong „My Heroine“ an die Band zurückgab.
Endlich war es soweit: Das Banner aufgehängt, die Fans aufgewärmt, das Bier lauwarm. Es wurde Zeit für Boysetsfire. Vielerseits hörte man Sorge im Publikum bezüglich Nathans Stimme, welche er zu Beginn der Tour vollkommen verloren hatte. Ein Arzttermin und mehrere Tage später wurde jedoch vermehrt klargestellt, dass keine der Shows ausfallen sollte – und dies trotz eines Tourplans ohne Pausen.
Nun gut, dachte ich mir, das kann ja was werden.
Doch von seinen Stimmenproblemen war dem Sänger nichts anzumerken: Mit dem aggressiven Opener „Savage Blood“ stürmten die Jungs aus Delaware die Bühne und schafften es direkt, den Funken überspringen zu lassen. Der Saal tobte ab der ersten Sekunde und schaute man sich um, so blickte man stets in glückliche Gesichter. Es dauerte nicht lang, bis sich die Band ein bisschen Hilfe dazuholte: So erschien Shane von Silverstein für mehrere Songs an ihrer Seite und lieferte perfekt platzierte ergänzende Screams, welche sichtlich zur Entlastung der Stimme des Frontsängers beitrugen. Moshpitzünder wie „Release the Dogs“ oder „Eviction Article“ bekamen so eine moderne Note und brachten die Meute zum Kochen!
Mit einer runden Mischung von lauten und balladesken Stücken konnte es dem Zuschauer wirklich nicht langweilig werden. Gänsehautmoment Nummer eins war jedoch das akustisch beginnende Epos „Walk Astray“, bei dem sich Fans der ersten Stunde wieder nostalgisch in die Anfangsjahre der Band zurückversetzt fühlten.
Jede Zeile wurde mitgegröhlt, als der Abschlusssong „Rookie“ gespielt wurde. Nach wenigen Minuten kam die Band zurück für ein Encore bestehend aus den Songs „My Life in the Knife Trade“, der neuen Single „Cutting Room Floor“ als auch Fanhymne „Empire“.
Sichtlich erschöpft aber endlos glücklich verließen die Zuschauer den Schlachthof, es sei denn, man wollte noch Bilder mit Mitgliedern der Band machen, welche sich unter die Menge mischten und sich für kein Gespräch zu schade waren.
Alles in allem lieferten alle Bands eine solide Show ab. Von gesanglichen Schwächen war durchweg keine Spur und wenn das eine Show gewesen ist, bei der Nathan Probleme gehabt hat, so zählt dieser wahrlich zu den besten und sympathischsten Frontmännern unserer Zeit. Auf jeden Fall ist klar, dass ihr Boysetsfire mal live gesehen haben müsst – ihr werdet es lieben. Versprochen!