Am vergangen Freitag, den 04.03. spielten Burning Down Alaska mit den britischen Supportbands Acres und Casey im Elfer Music Club in Frankfurt am Main. Für den Mainact Burning Down Alaska begann damit ein neues Kapitel, denn es war ihr erster Auftritt als Headliner einer Tour. Wie sich die Band in dieser Position schlug, erfahrt ihr im Folgenden.
Die Metal- und Hardcoreszene wächst. Das wurde mir am vergangenen Freitag wieder einmal bewusst. Blickte man durch die Reihen des gut gefüllten Elfers, sah man wie bei jedem Core-Konzert die alten Hasen im Ghost Inside Shirt mit selbstverständlich umgedrehter Snapback und majestätischem Vollbart. Es gab aber auch eine beachtliche Anzahl an offensichtlich jüngeren, v.a. weiblichen Fans, die am Einlass stolz ihr Ticket vorzeigten, in freudiger Erwartung ihre Idole wohl das erste Mal live erleben zu dürfen. Das senkte das Durchschnittsalter des Publikums auf Mitte 20. Noch bevor das Konzert begann, tummelten sich bereits viele Fans vor dem Merchstand, um sich mit einem neuen Jutebeutel oder T-Shirt auszustatten.
Etwa eine halbe Stunde nach dem Einlass bildete sich etwa 19:30 Uhr ein Halbkreis um Sänger Tom Weaver von Casey. Er positionierte sich nicht wie seine Bandkollegen auf der Bühne, sondern stand direkt im Publikum mit dem Rücken zur Bühne, den gespannten Gesichtern des Frankfurter Publikums zugewandt. Das Licht wurde auf einen dunklen Rotton gedimmt, erste Gitarrenklänge waren zu hören. Tom begann zu singen oder besser gesagt zu shouten.
Dabei scheute er sich nicht von seinem Platz zu bewegen und dem ein oder anderen Fan seine Worte direkt ins Gesicht zu screamen. Eigentlich nichts Ungewöhnliches – wäre es doch komisch solch emotionale Passagen über unerwiderte Liebe und ungeheilte Wunden im Stehen und ohne jegliche Bewegung zu singen. Doch der ein oder andere, besonders jüngere Fan erschrak für einen kurzen Moment als der Frontmann plötzlich vor ihm auftauchte und seine Botschaft ins Innere der Seele einbrannte. Wegen dieser sehr präsenten Performance des Sängers, konzentrierte sich der Hauptteil der Show von Casey auch auf Tom. Lediglich Zweitsänger Toby konnte durch seine Clean-Gesang Einlagen die Augen zeitweise auf sich lenken. Bassist Scott und Gitarrist Liam waren den Großteil der Show ihrem Schlagzeuger Max zugewandt und präsentierten das Backprint ihres Shirts, was vielleicht wie die Musik auch als alternativ, keineswegs aber verständlich rüberkam.
Musikalisch hatten die fünf Jungs aus South-Wales Stücke ihrer EP „Fade“ zu bieten, die sie trotz technischer Probleme solide runterspielten. Die melodisch-sanften Gitarrenklänge mit den beachtenswerten Shouts schienen viele im Publikum nicht zu kennen. So konnte die Show nur mit einem Kopfnicken im Takt gewürdigt werden. Lediglich an zwei Stellen des Auftritts trauten sich drei oder vier Fans aus dem Halbkreis und unterstützen Tom textlich, indem sie sich gemeinsam die Seele aus dem Leib ins Mikrophon schrien.
Es folgten Acres, eine ebenfalls britische Band, die aus Hampshire angereist sind. Mit dieser zweiten Band, wurden dem Elfer ebenfalls alternative Klänge geboten, die sich als ein Mix aus Melodic-Hardcore mit viel experimentellen Parts im Schleier einer atmosphärischen Stimmung herausstellten.
Acres konnten im Gesamtauftritt deutlich besser punkten, da die Band als eine Einheit auf der Bühne wahrgenommen wurde und dort auch gut ersichtlich ihre Musik auslebte. Besonders Gitarrist Theo Sandberg ließ sich die Leidenschaft für seine Musik deutlich ansehen. Obwohl er kein Mikrophon vor sich hatte verriss er öfters sein Gesicht zu einem angestrengten Ausdruck und schleuderte die Texte zusammen mit Leadsänger Ben Lumber der nun deutlich aktiver gewordenen Menge um die Ohren.
Trotz wenig klassischen Moshparts konnte das Pulikum an zwei oder drei Stellen ihre Fähigkeiten in der Pit unter Beweis stellen. Melodisch abwechslungsreich waren Acres zwar nicht, dennoch boten sie einen Auftritt, der von technischen Problemen verschont blieb. Die Fangemeinde war nun aufgewärmt für den Hauptact Burning Down Alaska.
In der Umbaupause wurde den Fans bereits klar, dass nun eine etwas professionellere Show auf sie wartete. Schwarz bemalte Aufsteller des Headliners wurden auf die Bühne getragen, die das Emblem von Burning Down Alaska eingeschnitzt hatten. Sie sollten später in verschiedenen Farben leuchten. Auch das Schlagzeug wurde umgebaut, der Banner der Gruppe hing bereit. Im Hintergrund lief Being as an Ocean – ich hätte es nicht anders erwartet – zumal die Band aus Recklinghausen auf ihrer aktuellen EP „Values & Virtues“ ein Feature mit Michael McGough von BAAO vorweisen kann. Was ich allerding nicht erwartete war der Song „Uptown Funk“ von Bruno Mars, der unmittelbar, bevor die die Band die Bühne betrat, gespielt wurde. Es war etwa viertel vor zehn als Bruno verstummte und man sich auf die Band freute, wegen der die meisten gekommen waren: Zeit für Burning Down Alaska.
Die fünf Jungs brauchten nicht lange bis sie eine enge Verbindung zwischen sich und dem Publikum schafften. Ab Sekunde eins sah man ihnen ihren Spaß an, den sie mit auf ihre erste Headliner-Tour brachten. Songs wie „Monuments“ schafften es, dass Band und Fans gemeinsam sprangen und die Lyrics der Songs zelebrierten, sodass dies gerade auch für die neueren Mitglieder der Szene zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde. Zwischen den Songs nahm Lead-Sänger Tobias Rische die Menge mit auf eine kleine Reise durch die menschliche Gefühlswelt, von persönlichen Verlusten bis hin zu Träumen und Zielen, die es zu verwirklichen gilt.
„Geht nach dem Konzert zu euren Familien und sagt ihnen, dass ihr sie liebt. Sonst ist es eines Tages vielleicht zu spät.“
Nach diesen auffordernden Worten vor dem Song „Blossom“ färbte sich der Elfer in einem rot-rosa Ton, der sehr gut zum Thema Liebe und Zuneigung zu besonderen Menschen passte. Eine sehr schöne subtile Unterstreichung, die dem Gesamtauftritt das i-Tüpfelchen aufsetzte.
Dem Wunsch nach einer Wall of Death und Stagediving wurde den ruhrpotter Jungs nicht verweigert. Zwar partizipierten nicht alle Fans gleich aktiv, jedoch schienen viele textsicher zu sein und unterstützten die New-Wave Hardcore Formation auf diesem Wege.
Trotz etwas schwerfälligem Einstieg durch die Vorbands schafften es Burning Down Alaska die zunächst noch etwas müde Menge aufzutauen und das für ein Konzertticket ausgegebene Geld in ein wahrhaft memorables Erlebnis zu verwandeln. Mit bereits vorhandener Bühnenerfahrung wie mit Auftritten beim Impericon Festival, der Never Say Die! Tour oder dem With Full Force Festival zeigen die fünf Ruhrpotter mehr als deutlich, dass sie trotz kurzem Bandbestehen mit nur einer EP großes Potential besitzen. Dieser Meinung ist auch Alexander Dietz von Heaven Shall Burn, der nach Meldung der Freien Presse, in Burning Down Alaska die originellste Genre-Band seit Jahren sieht. Wir sind auf mehr gespannt!
© Fotos von Anett Schulz