Livereview: Defeater + Support, München, 22.03.2016

Im Rahmen ihrer Europa-Tour 2016 machte die Bostoner Melodic Hardcore Band Defeater auch in Deutschland Halt. Shout Loud war in München dabei.

Kids InsaneVeranstaltungsort war die Kranhalle, die als Teil des Münchener Feierwerks mit modernem aber passendem Ambiente und sehr guter Akustik punkten konnte.
Das Bier war gut, die Stimmung auch und so konnte es losgehen mit den ersten Acts. Zweimal Hardcore-Punk stand auf dem Programm, um das Publikum in Stimmung zu bringen.
Die mit einem Fassungsvermögen von etwa 300 Personen eher kleine Halle füllte sich zwar nur langsam, das hielt Kids Insane aus Tel Aviv aber nicht davon ab, alles zu geben und den bereits Anwesenden eine starke Hardcore Show zu bieten. Obwohl es von Seiten des Publikums an Energie mangelte, konnten die Jungs aus Israel Werbung für sich machen und einen Einblick in Musik aus einem in der Szene oft unterrepräsentierten Teil des Globus geben. Hardcore lebt! – überall.

Break EvenDen internationalen Eindruck perfekt machte die zweite Band des Abends: Break Even aus Perth, Australien sind in Deutschland bekannter (u.a. Summerblast Festival 2015) und konnten mit ihrem melodiöseren aber nicht weniger harten Auftritt überzeugen. Auch der Zuschauerraum war inzwischen dichter besiedelt und das Publikum taute auf. Songs wie „Hell’s Gates“ und „October 27th“ sowie die mitreißende Show kamen nicht nur bei den Fans gut an. Die oft schwermütigen Lyrics um die bewegte Geschichte der Band stimmten gut ein auf das Highlight des Abends.

Auch bei Defeater machte sich bemerkbar, dass die Show nicht ausverkauft war. Es wurde nie wirklich gedrängelt und Crowdsurfing war ebenfalls nicht drin. Der Stimmung tat das überhaupt keinen Abbruch. Im Gegenteil war so eine extreme Nähe zur Band möglich, die in Verbindung mit den sehr emotionalen Lyrics für eine unglaubliche Energie im Saal sorgte.
Defeater-1Defeater gaben ab dem ersten Song alles und spielten sich quer durch ihre Diskographie an Konzeptalben, die sich alle mit der Geschichte einer Arbeiterfamilie nach Ende des zweiten Weltkriegs in New Jersey beschäftigen. Angefangen mit „Unanswered“ und „December 1943“ vom neuesten Werk „Abandoned“, das von einem katholischen Priester handelt, zog die Band einen schönen Bogen zum finalen Song „Cowardice“, der auf ihrem Debütalbum jenen Priester erst in die Geschichte einführte. Dazwischen bildeten Songs aus allen vier Alben sowie der EP einen guten Querschnitt durch das Schaffenswerk der Gruppe. So kam der Eindruck zustande, dass bei der Auswahl der Setlist eben nicht nur ein bloßes Abklappern aller erfolgreichen Songs im Fokus stand, sondern dem Konzept der Band wirklich Rechnung getragen wurde.
Abseits dieser erfrischenden Vielschichtigkeit war aber auch die Show extrem gut. Sänger Derek Archambault bezog das Publikum immer wieder mit ein und ließ eine extrem dichte Atmosphäre aufkommen. Nach 12 Songs war Schluss und gefühlt viel zu früh war dieser sehr gelungene Hardcore Abend wieder zu Ende.

Defeater-2Abschließend lässt sich bis auf das teilweise etwas dünn besetzte Publikum, an dem die Bands wohl keine Mitschuld tragen (in Frankfurt und Berlin waren die Shows jeweils ausverkauft), nichts bemängeln. Die exzellenten Performances brachten außerdem einen guten Ausgleich. Keine typische Hardcore Show aber – vielleicht gerade deswegen – gerne wieder!

Hier die Setlist der Tour:

Unanswered
December 1943
Bastards
Hopeless Again
Blessed Burden
The City by Dawn
Dear Father
Spared In Hell
Divination
Empty Glass
The Red, White and Blues

Encore: Cowardice

Verfasst von Frederik Kutsch
© Fotos von Joshua Lehmann