Livereview: Bring Me The Horizon + Support, Mannheim, 07.04.2016

Bring Me The Horizon sind eine der wandelbarsten Bands der Metalcore-Szene. Mit ihrem letzten Studioalbum ’’That’s the Spirit’’ haben sie dieses Genre verlassen und sich dem Alternative-Rock angenommen. Am vergangenen Donnerstagabend haben wir uns die britischen Rock-Helden in Mannheim in der Alten Feuerwache angesehen. Wie hoch das Energielevel auf einem Bring Me The Horizon Konzert ist, erfahrt ihr in unserem Livereview.

Bereits lange vor dem Einlass bildet sich eine riesige Schlange vor der Konzerthalle, sodass man meinen könnte, man hätte es mit einer großen Hallenshow zu tun. Falsch gedacht! Die Alte Feuerwache in Mannheim bietet gerade einmal Platz für knapp 1.000 Zuschauer.
Auf ihrer aktuellen Zusatztournee füllen Bring Me The Horizon in anderen EU-Ländern deutlich größere Hallen, bevor sie in weniger als zwei Wochen am 22.04. in der Royal Albert Hall in London mit einem Orchester eine ihrer größten Shows absolvieren werden.

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Um 20 Uhr erlischt die Hallenbeleuchtung und Don Broco betreten die Bühne. Die 2008 gegründete Band ist dem Indie-Rock und Alternative-Rock Genre zuzuordnen und stellt einen sehr passenden Support Act für Bring Me The Horizon dar. Sänger Rob Damiani schafft es bereits beim ersten Song sein Mikrofon so stark zu Boden fallen zu lassen, dass in den nächsten Minuten über dieses Mikrofon kein Ton mehr hervorkommt. Im Verlauf der Show schaffen es die Briten immer wieder, das Publikum zum Springen zu animieren. Nach 15 Minuten gibt es erneut Probleme mit dem Sound – diesmal bei der Gitarre. Für gut 10 Minuten müssen die Rocker die Bühne verlassen, ehe die Soundprobleme behoben sind und fünf gut gelaunte Musiker den Weg zurück zur Bühne finden. Rob Damiani versucht das Publikum zu einem ersten Moshpit zu animieren, jedoch kommt dieses seiner Forderung nicht nach, auch aufgrund eher weniger passenden Musik für einen Moshpit. Sogar ’’Killing In The Name’’ von Rage Against The Machine findet seinen Platz im Set von Don Broco. Mit einem insgesamt befriedigenden Auftritt verlassen die Jungs um 20:45 Uhr die Bühne.

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Nach einer etwas längeren Pause ist es um 21:20 Uhr soweit: Mit ’’Doomed’’, dem ersten Song der neuen Platte, betreten Bring Me The Horizon die Bühne. Zu dem Kreischen einiger jüngerer weiblicher Fans und dem Licht aus einem Handymeer, das den Beginn der Show filmt, formiert sich im vorderen Drittel der Halle ein erster Schubskreis.
Bereits beim zweiten Song des Abends, ’’Happy Song’’, fordert Frontmann Oliver Sykes einen Moshpit. Dieser Forderung leistet das Publikum ohne zu zögern sofort Folge und es bildet sich ein gewaltiger Moshpit, der fast den kompletten vorderen Bereich vereinnahmt.
Hört man sich ’’That’s the Spirit’’ an, ohne die vorherigen Werke der Band zu kennen, würde man nicht vermuten, dass das Eskalationslevel auf einem Bring Me The Horizon Konzert so enorm ist, wie es in der Alten Feuerwache der Fall war.

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Das Sextett aus Sheffield würdigt an diesem Abend gleichermaßen seine beiden jüngsten Werke ’’Sempiternal’’, das ihnen den großen Durchbruch brachte – #3 in den britischen Albumcharts – und ’’That’s the Spirit’’. Jeweils sechs Songs der beiden Alben finden einen Platz in der Setlist. Zu ’’The House of Wolves’’ dreht der erste Circlepit seine Runden und das bereits früh performte ’’Chelsea Smile’’ evoziert den härtesten Moshpit des Abends. Jüngere Fans haben am meisten Spaß, wenn die ganze Menge zu aktuellen Hits wie ’’Throne’’ den dauerhaften Bodenkontakt meidet und Hunderte zusammen im Saal umher springen.

Auch die Pop-Ballade ’’Follow You’’, die auch gleichzeitig die aktuellste Single-Auskopplung von Bring Me The Horizon ist, wird auf der aktuellen Tour vorgetragen. Mit diesem Song begehen die ehemaligen Metalcore-Helden endgültig beinharten Stilbruch. Live ist der Song jedoch eine angenehme Verschnaufpause. Mit ’’Can You Feel My Heart’’ und ’’Antivist’’, bei dem die erste und einzige Wall of Death des Abends aufeinander losstürmt, verabschieden sich Oli Sykes & Co. bereits nach einer Stunde von der Bühne. Mit ’’Blessed With a Curse’’ und ’’Drown’’ beenden Bring Me The Horizon ein starkes Konzert nach einer Stunde und zehn Minuten.

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Bei ihrem Auftritt in der Alten Feuerwache haben Bring Me The Horizon ein enormes Energielevel auf das Publikum herabprasseln lassen. Trotz eher mangelnden Worten zwischen den einzelnen Songs an das Publikum und einem eher kühlen Auftritt haben die Briten eine kleine Hitparade abgeliefert. Starke Schwächen haben sich nicht offenbart und eine seit Ewigkeiten ausverkaufte Halle ist voll auf ihre Kosten gekommen. Aufgrund der eher geringeren Zuschauerkapazität hat sich das Konzert oft wie eine größere Club-Show angefühlt, was ebenfalls zu einer sehr guten Stimmung beigetragen hat. Es ist doch ein sehr gutes Zeichen, wenn sich Teenager als Bring Me The Horizon Fans bezeichnen anstatt dem Einheits-Radiobrei zu folgen. Die Jungs um Sänger Oli Sykes wollen hoch hinaus. Um in die Beletage der Liveshows aufzusteigen, müssen die Briten lediglich an ihrem Livepensum arbeiten. 70 Minuten sind doch arg wenig, um die Rock-Oberliga zu erobern. Nichtsdestotrotz war es eine angenehme Überraschung, wie hart ein Bring Me The Horizon Konzert noch sein kann. Hat man die Chance, die Jungs einmal live zu sehen, sollte man dies unbedingt tun, da sie live wirklich eine Wucht sind.

© Fotos von Joshua Lehmann

Setlist der EU-Tour:
1. Doomed
2. Happy Song
3. Go To Hell, For Heaven’s Sake
4. The House of Wolves
5. Chelsea Smile
6. Throne
7. Shadow Moses
8. Sleepwalking
9. True Friends
10. Follow You
11. Can You Feel My Heart
12. Antivist

Zugaben.
13. Blessed With a Curse
14. Drown