Zum Ende des Jahres haben sich mit Skindred und Zebrahead zwei absolute Partybands entschlossen, gemeinsam auf Tour zu gehen. Wir waren in Wiesbaden vor Ort und berichten von diesem Spektakel der Extraklasse.
Freitag Abend, der dritte Advent steht bevor und bis Weihnachten ist es nicht mehr lange hin, perfekte Voraussetzungen für eine schwitzige Punk/Metal-Party! Bis das Energielevel im gut gefüllten Wiesbadener Schlachthof jedoch anstieg, betrat mit Sanguine ein britisches Quartett die Bühne, um den Abend einzuläuten. Eine gute halbe Stunde versorgte die Metal-Band die Zuschauer mit einem Mix aus True Metal, gut getimten Breakdowns und unmenschlichen Schreitönen von Sängerin Tarin Kerrey sowie Gitarrist Nick Magee. So ganz passten die Briten nicht in das Line-Up, schafften es aber, das Auditorium gut zu unterhalten und zum Biertrinken zu animieren. Bereits 2009 gegründet, wird die Band noch lange Wege gehen müssen, um ein größeres Publikum auf sich aufmerksam zu machen.
Bühne frei für Zebrahead! Mit einem Banner, auf dem der Ausschnitt einer Frau abgebildet war und einer Bar auf der Bühne, konnten die US-Amerikaner den Preis für das Bühnenbild des Abends gewinnen. Kaum hatte das Quintett die Bühne geentert, kannte das Publikum kein Halten mehr. Es wurde gesprungen, gesungen, gemosht und gelacht. Der Punk-Rock der 1996 gegründeten Band tat sein Übriges. Mit einem sehr breiten Spektrum an Songs von nahezu allen Studioalben klapperte die Band ihre gesamte Historie ab. Neben den fünf Bandmitgliedern wurde die Bühne noch von zwei Männern, verkleidet als Biere, verschönert. Eines der Biere durfte zu einem späteren Zeitpunkt der Show in einem Schlauchboot Crowdsurfen, wohingegen das andere Bier das Wetttrinken gewann und sein Bier schneller exte. Zu ’’Drink Drink’’ schunkelten alle vor und auf der Bühne, ’’Mike Dexter’’ hingegen wurde zum absoluten Crowdsurfer-Wettbewerb. Nach eigenen Angaben surften zu diesem Song am Vorabend in Münster 85 Konzertbesucher über die Mengen. Glaubt man den Aussagen der Band, konnte Wiesbaden dies noch einmal toppen und insgesamt 108 Crowdsurfer für sich verbuchen. Die Beziehung zwischen Publikum und Band entwickelte sich sogar soweit, dass Sänger Ali Tabatabaee dem Publikum Handjobs von Gitarrist Matty Lewis versprach. Ob dieses Versprechen auch eingelöst wurde, können wir an dieser Stelle leider nicht auflösen. Nach gefühlten 50 Circlepits und einer guten Stunde lösten Zebrahead die Hausparty des Jahres auf und machten den Weg für den zweiten Headliner des Abends frei.
Von amerikanischem Punk zu walisischem Reggae Metal. Auch Skindred gründeten sich Ende der Neunziger und betraten zum Imperial March die Bühne, ehe das Quintett die ersten Moshpits evozieren ließ. Frontmann Benji Webbe, neben Bassist Daniel Pugsley einziges verbliebenes Gründungsmitglied der Band, war bester Laune und unterhielt mit seinen Ansagen das Publikum bestens. Er ließ immer wieder Songs stoppen und von neuem beginnen, weil er einzelne Personen im Publikum dabei erwischte, wie sie anstatt zu springen mit beiden Beinen auf dem Boden standen. Die Briten konnten jedoch auch soundtechnisch absolut überzeugen. Die teilweise doch harten Breakdowns ließen den kompletten Schlachthof erschüttern und ansonsten war der Ton auch sehr gut abgemischt. Nach der Hälfte der Show gab Benji Webbe eine erinnerungswürdige Rede. Zunächst fragte er das Publikum, ob es Bands wie System of a Down, Bullet for My Valentine oder Metallica möge. Anschließend kündigte er ,,the pure evil’’ an. ,,More evil than Pantera, more evil than Ozzy Osbourne’’. Über die Boxen ertönte ’’Sorry’’ von Justin Bieber, der personifizierten Hölle. Doch auch Skindred selbst konnten sich das nicht lange anhören und gingen über zum nächsten Song, der aus der eigenen Feder stammt. Der Frontmann hatte zum Song ’’Saying It Now’’ jedoch auch noch eine wichtige Botschaft an das Publikum. Den Song widmete er einem Freund, der vor Kurzem verstarb. ,,Wenn du jemanden liebst, sag’ es der Person, bevor es zu spät ist.’’ Mit ihrem bekanntesten Song ’’Nobody’’ verabschiedeten sich die Waliser zunächst von der Bühne, um mit ’’Warning’’ noch eine Zugabe zu performen, bei der sie Ali Tabatabaee von Zebrahead unterstützte.
Skindred und Zebrahead sind ihrem Ruf als sehr gute Livebands gerecht geworden. Mit einer großen Portion gute Laune und Eskalationswillen enterten die beiden Bands den Wiesbadener Schlachthof und ließen ihn dreckig und verschwitzt zurück. Nicht nur auf Festivals zählt das Duo zu den beliebtesten Bands, auch ihre eigenen Shows zählen zu den spaßigsten Konzerten, die man erleben kann. Dass dies alles ohne Einbuße an musikalischer Qualität geschieht, ist ein mehr als erwähnenswerter Nebeneffekt. Skindred und Zebrahead, kommt bitte bald wieder nach Deutschland!
© Fotos von Valentin Krach