Livereview: Heisskalt + Support, Colos-Saal Aschaffenburg, 11.04.2017

Die deutsche Post-Hardcore Band Heisskalt war seit Ende März zum zweiten Mal auf ,,Vom Wissen und Wollen’’ Tournee. Mit einer komplett veränderten Setlist und einem starken Support haben sie gegen Ende der Tour auch den Colos-Saal in Aschaffenburg unsicher gemacht.

Früh kommen lohnte sich am vergangenen Dienstagabend. Memo an Miller betraten bereits um 19:30 Uhr die Bühne und beendeten ihr Konzert gegen 19:55 Uhr. Auf der Homepage des Colos-Saal wurde 20 Uhr als Konzertbeginn angegeben und so dürften wir nicht die einzigen gewesen sein, die die Mannheimer verpasst haben. Deswegen wird es an dieser Stelle leider keinen Bericht über das Quartett geben. Sorry!

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Gut, dass Heisskalt mit An Early Cascade noch eine zweite Vorgruppe in Petto hatten. Und diese hatte es in sich! Musikalisch ist das Quintett ähnlich anzuordnen wie der Headliner der Tour, jedoch verfassen die ebenfalls aus Stuttgart stammenden Musiker ihre Texte auf Englisch. In gut 35 Minuten zeigte die Band all ihre Stärken. Sänger Maik Czymara hatte erheblichen Anteil daran, dass das anfangs etwas steife Publikum nicht nur des Öfteren in die Hände klatschte, sondern zum finalen ,,Everything Is Wrong, Everything Is OK’’ auch einen intensiven Moshpit startete. Die Breakdowns der Band wummerten dank einer mehr als ordentlichen Tontechnik hervorragend durch den zu diesem Zeitpunkt halb gefüllten Colos-Saal. Am 5. Mai erscheint das neue Album ,,Alteration’’, dass die Band im Mai auf ausgiebiger Deutschland-Tournee präsentieren wird. Wer sich für Post-Hardcore mit Alternative Rock Einschlag begeistert, sollte definitiv mal ein Auge auf An Early Cascade werfen.

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Gegen Ende der Umbaupause wurde der Colos-Saal zunehmend mit elektronischer Musik beschallt und gegen 21:15 Uhr hatte der Beat seinen Höhepunkt erreicht und das Licht war endgültig ausgeschaltet. Die Bühne war noch musikerfrei, als die ersten Akkorde von ,,Nacht ein’’ erklangen, doch zu diesen betraten Heisskalt die Bühne. Das sich zuvor zurückhaltende Publikum kannte kein Halten mehr und verwandelte den Club in einen einzigen Moshpit. In der ersten Hälfte der Show ließen Heisskalt ein Post-Hardcore Gewitter nach dem nächsten auf die Menge los. Auf den Opener folgten mit ,,Nicht anders gewollt’’, ,,Angst hab’’, ,,Kaputt’’, ,,Euphoria’’ und ,,Absorber’’ fünf weitere wilde Pit-Zünder. Im normalen Konzertteil fanden sich ausnahmslos Songs der beiden Studioalben ,,Vom Stehen und Fallen’’ und ,,Vom Wissen und Wollen’’. Die Debüt-EP ,,Mit Liebe gebraut’’ blieb erstmal außen vor. So verdeutlichten Heisskalt eindrucksvoll die Entwicklung, die sie seit 2013 genommen haben. Von einer Rock-Band mit Schmuse-Texten hin zu einem der Vorreiter der deutschen Post-Hardcore Szene.

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Mitten im Set verließ auf einmal die komplette Band bis auf Frontmann Mathias Bloech die Bühne. Der auf dem Kopf frisch geschorene Sänger und Gitarrist gab seinen Kollegen und dem Publikum eine kurze Verschnaufpause, indem er die Ballade ,,Bestehen’’ mit Loop-Gitarre vortrug. Der Rest der Band kehrte zu ,,Gipfelkreuz’’ zurück und spätestens bei ,,Lied über nichts’’ war jeder Konzertbesucher wieder zu 100% im vollen Post-Hardcore-Feeling. Mit ,,Papierlunge’’ beendeten Heisskalt den regulären Konzertteil schon nach einer guten Stunde. Doch es folgten noch zwei Highlights der alten Schule. Zugabe Nummer eins stellte ,,Schatz (Du willst ein Lied, ich will ans Meer)’’ dar. Der ruhig beginnende Song steigerte sich wie auf der Studioversion in eine laute Rock-Nummer. Zur zweiten und finalen Zugabe ,,Hallo’’ holten sich Heisskalt den Gitarristen von An Early Cascade auf die Bühne. Sänger Mathias Bloech gab seinen Gitarrenjob an diesen weiter und nutzte seinen neu gewonnen Freiraum, indem er sich ins Publikum begab und den Song von dort anstimmte. Angetrieben vom Sänger umrahmte der Colos-Saal diesen mit einem Moshpit. Das Adrenalin schien dem Sänger nur so durch die Adern zu schießen und ihn anzutreiben, immer wieder den Pit zu eröffnen. Völlig ausgelaugt kehrte Bloech zurück auf der Bühne und so beendeten Heisskalt ihren Auftritt mit einem Knall.

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Heisskalt haben in einer sehr zu empfehlenden Location erneut ihren Status als sehr gute Liveband bestätigt und in einem abwechslungsreichen Konzert nie Langeweile aufkommen lassen. Einziger Kritikpunkt ist die Länge der Show. Spielte das Quartett auf der vergangenen Tour im Herbst noch etwa 100 Minuten, war das Konzert in Aschaffenburg schon nach 75 Minuten vorbei. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau.

© Fotos von Valentin Krach