Livereview: Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi + Support, Schlachthof Wiesbaden, 24.05.2017

Frühsommer. Mittwochabend. Christi Himmelfahrt am folgenden Donnerstag. Ausverkaufter Schlachthof. Hessens Hauptstadt. Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi.

Pavlidis

So geheimnisvoll wie die Einleitung hat Käptn Peng mit seiner Band das Konzert am vergangenen Mittwochabend eingeleitet. Später mehr dazu. Den Auftakt machte das Duo Pavlidis. Für die Lyrics des 2014 gegründeten Hip-Hop-Projekts ist Frontmann Ben Pavlidis verantwortlich, die Beats stammen aus der Feder – oder eher dem Computer – von Shaban, der mit bürgerlichem Namen Johannes Gwisdek heißt und zugleich der Bruder von Robert Gwisdek alias Käptn Peng ist. Nur logisch, dass das Berliner Duo mit dem griechischen Namen im Vorprogramm auftreten darf. In knapp 40 Minuten zeigten Ben und sein Bandkollege Matze – bewaffnet mit einem Banjo – warum Pavlidis in so großen Sphären schweben. Höhepunkt der Performance war ,,Die wahren Probleme’’, das ironisch über die sogenannten ,,First World Problem Childs’’ herzieht. Mit dem im letzten Jahr erschienenen Debütalbum ,,Identitetris’’ im Rücken wird in der Zukunft sicher noch einiges von Ben Pavlidis zu hören sein!

Käptn Peng-1

Als um 21:15 Uhr der Kapitän mit seinen vier Tentakeln die Bühne im Wiesbadener Schlachthof betrat, hatte auch der letzte Hippie den Weg von der großen Wiese vor der Halle in die Halle geschafft und so wurde es schon zu Beginn des Konzerts richtig kuschelig. Die schon vor dem Einlass großartige Stimmung wurde automatisch mit in den Schlachthof getragen und so kochte diese, nachdem Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi ihre Show geheimnisvoll mit ,,Pförtner’’ eröffnet hatten, zeitig über. Die Stirnlampen legten sie nach dem Intro ab und los ging die Party mit ,,Neue Freunde’’. Generell stand das Konzert ganz im Zeichen des neuen Albums ,,Das nullte Kapitel’’, das am 19. Mai erschienen ist. Nach dem ersten Viertel der Show machte die Band Platz für den großen Auftritt des Brudergespanns Shaban und Käptn Peng. Die Gwisdek-Geschwister performten ,,Flotten von Mutanten’’ und ihren größten Hit ,,Sie mögen sich’’ ohne Band und schmissen sich die Bälle im Sekundentakt gegenseitig zu. Ein weiterer Höhepunkt folgte kurze Zeit später, als das ebenfalls sehr bekannte ,,Sockosophie’’ seinen Eintrag in der Setlist fand’. Besonders bei dem über sieben Minuten langen Song stellte Käptn Robert seine Entertainer-Qualitäten unter Beweis. In der Mitte des Songs hält er einen Dialog, komplett ohne Musik, mit der Socke auf seiner Hand. Während andere Hip-Hop Künstler an dieser Stelle den Spannungsbogen total zusammenbrechen lassen, schafft es das Multitalent, diesen aufrechtzuerhalten und sogar ansteigen zu lassen.

Käptn Peng-2

Der mitunter am meisten angesagte Alternative Hip-Hopper wirbelte zudem unzählige Freestyle-Nummern zwischen den Songs auf die Bühne. Beeindruckend, wie textsicher sich der Berliner Künstler über die gut 140 Minuten zeigte. Kurz vor dem Zugabenteil durfte Support Act Ben Pavlidis noch einmal auf die Bühne. Mit Unterstützung von Käptn Peng und Shaban performte er ,,Identitetris’’, Namensgeber seines Debütalbums.
Obwohl das Quintett bereits knapp zwei Stunden lang das Publikum mit einer tollen Show begeisterte, verlangte dieses lautstark nach einer Zugabe. Käptn und Tentakel ließen sich natürlich nicht lumpen und so endete ein für alle Beteiligten freudiger Abend nach weit über zwei Stunden glücklich und verschwitzt. Besser als am nächsten Tag hätte Christi Himmelfahrt nie platziert sein können.

Was soll man da noch sagen? Käptn Peng ist wohl der deutsche Lyrik-Gott in der Hip-Hop Landschaft. Dass er mit seiner Live-Band zudem eine so starke Show auf die Beine stellt, setzt ihm endgültig die Krone auf. Chapeau, Herr Kapitän!

© Fotos von Valentin Krach