Shout Loud: Das Beste aus 2017

Ehe man sich versieht, ist ein weiteres Jahr Geschichte und wir küren unsere Lieblingsalben und blicken auf die Geschehnisse der letzten Monate zurück. Was bleibt von diesem Jahr übrig? Neben vielen starken Alben, spannenden Newcomern und zahlreichen Comebacks sind es vor allem die Künstler, die uns dieses Jahr verlassen haben. Mit Chester Bennington und Chris Cornell verloren zwei große Stimmen der Rockmusik den Kampf gegen die Depression. Auch die Tode von AC/DC-Gitarrist Malcolm Young und Country-Legende Tom Petty sorgen noch immer für Trauer.
Traurig machen auch die ans Licht gekommenen Fehltritte einiger Musiker. Brand New-Frontmann Jesse Lacey bekannte sich nur bedingt dazu, eine damals Minderjährige vor 15 Jahren sexuell genötigt zu haben, infolgedessen sagte seine Band eine komplette Tour ab. Auch Pinegrove-Sänger Evan Stephens Hall bekannte sich der sexuellen Nötigung schuldig und begab sich in Therapie, weswegen seine Band die komplette US-Tour absagte. Die beiden Exemplare sind jedoch nur ein Bruchteil aller vorgebrachten Vorwürfe.
2017 wird auch als ein Jahr eingehen, in dem viele Festivals mit Problemen zu kämpfen hatten. Rock am Ring kehrte zwar zum Nürburgring zurück, aufgrund eines Terrorverdachts – der, wie sich später herausstellte, aufgrund eines Schreibfehlers ausgelöst wurde – mussten zahlreiche Auftritte entfallen und das Festival wurde zwischendurch unterbrochen. Wettertechnisch erwischte es einige Open-Air-Veranstaltungen ähnlich schlimm wie im letzten Jahr: Das Green Juice Festival, das With Full Force Festival und das Highfield Festival mussten zahlreiche Shows absagen, die Veranstalter des Chiemsee Summer mussten ihr Event sogar vorzeitig beenden. Im nachfolgenden Artikel regieren jedoch vornehmlich die Highlights. Wir präsentieren unsere Lieblingsalben, die besten Konzerte, die aufregendsten Newcomer und verraten, was uns dieses Jahr enttäuscht hat.

Florian Hilger (Chefredakteur):

Alben des Jahres
3. Incertain – „Rats In Palaces“
2. Vitja – „Digital Love“
1. Casper – „Lang lebe der Tod“

Konzert des Jahres
3. Their Decay – Neuwied, Big House (30.09.)
Die Limburger Jungs haben trotz einer internen Umstrukturierung ein Brett abgeliefert! Tolle Songs. Mit Power auf der Bühne. Das macht Spaß!

2. Vitja – Andernach, Loudfest (14.10.)
Vitja sind die Durchstarter des Jahres und lieferten auf dem Loudfest ein energiegeladenes Set ab. Mir persönlich hat das ausgezeichnet gefallen.

1. Casper Frankfurt, Festhalle (18.11.)
Mit dem aktuellen Album im Gepäck lieferte Casper eine grandiose Show, die durch zahlreiche Klassiker abgerundet wurde. Einfach genial.
Enttäuschung des Jahres
Auch dieses Jahr konnten Asking Alexandria nicht überzeugen. Das neue Album und vor allem die Liveshows überzeugen überhaupt nicht.

 

Jonathan Schütz (Redakteur):

Alben des Jahres

3. While She Sleeps – „You Are We“
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She Sleeps hatten mit „This Is The Six“ und „Brainwashed“ bereits tolle Alben veröffentlicht, mit „You Are We“ setzen sich die Briten jedoch die Metalcore-Krone auf. Schwache Songs gibt es keine, vielmehr arrangiert das Quintett seine Musik emotionsgeladen und insbesondere Gitarrist Sean Long hat seinen vorzeitigen kreativen Zenit erreicht und mehrere Riff-Orkane zum dritten Album von While She Sleeps beigesteuert.

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2. Stick To Your Guns „True View“
„True View“ fesselt ab der ersten Sekunde des Intros „3 Feet From Peace“ und erlöst erst mit dem letzten Ton des finalen „The Reach For Me: Forgiveness Of Self“. In der Zwischenzeit liefern Stick To Your Guns das Beste ihrer bislang 14-jährigen Karriere ab. Jesse Barnett hat sich alles von der Seele geschrieben und geschrien und so seine früheren Depressionen verarbeitet. Einen klaren Songfavoriten gibt es ebenfalls nicht auszumachen – „True View“ begeistert auf ganzer Linie.

1. Fjørt „Couleur“
2017 war ein politisch schweres Jahr: Mit der AfD sitzt erstmals seit 1945 wieder eine rechtspopulistische Partei im Bundestag. Die Aachener Post-Hardcore-Band Fjørt hat die politischen Entwicklungen in Deutschland auf ihrem dritten Album „Couleur“ verarbeitet und so ein düsteres Statement produziert, das gegenüber dem fantastischen Vorgängeralbum “Kontakt“ noch eine Schippe drauflegt. Wenn es in „Raison“ „Ich bin so müde vom Zählen/Ich habe 1933 Gründe schwarz zu sehen“ heißt, ist das zugleich große lyrische Kunst und traurige Realität.

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Newcomer des Jahres
Van Holzen haben im März ihr Debütalbum „Anomalie“ veröffentlicht. Die Platte ist das Produkt einer beachtlichen Entwicklung einer jungen Ulmer Band, die im vergangenen Jahr mit der nach der Band benannten Debüt-EP erstmals aufgehorcht hat. „Anomalie“ kratzt und beißt und pendelt sich auf zwölf Songs zwischen knarzendem Stoner Rock und Post-Hardcore-behauchtem Alternative-Rock ein. Album Nummer zwei soll bereits 2018 folgen. Für den Moment genügt „Anomalie“.

Konzert des Jahres

3. Royal Blood – Köln, Palladium (06.11.)
Das Palladium in der rheinischen Domstadt ist nicht gerade für seinen wuchtigen Sound bekannt, was Royal Blood jedoch über 90 Minuten veranstaltet haben, war soundtechnisch eine Offenbarung. Das Bass-Schlagzeug-Duo überzeugte mit einem perfekt abgemischten Ton als auch einer überwältigenden Bühnenpräsenz. 2017 klang Rock nie besser.

2. Kraftklub Münster, Halle Münsterland (24.10.)
Kraftklub
haben ihren Status als eine der besten Livebands unseres Landes mit einer leicht größenwahnsinnigen Bühnenshow auf ihrer „Keine Nacht für Niemand„-Tour zementiert. Über 135 Minuten spielten sich die Chemnitzer durch ihre Diskographie und brachten eine berstend volle Halle Münsterland zum Köcheln. Irgendwo an meinem Körper perlt wahrscheinlich immer noch Schweiß ab.

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1. Parkway Drive Frankfurt, Leipzig, Thessaloniki & Athen (April)
Eine Band. Ein Monat. Vier Konzerte in zwei Ländern. Was sich wie eine Schnapsidee anhört, offenbarte sich als spektakuläres Abenteuer. Parkway Drive enttäuschten auf keinem der vier Konzerte. Während die Australier in den beiden deutschen Städten ihre großartige Bühnenshow mit Flammenwerfern und rotierendem Schlagzeug ablieferten, war die aufwändige Bühnenproduktion auf griechischem Festland aufgrund kleinerer Venues nicht möglich. Nichtsdestotrotz verkörperten die griechischen Konzertbesucher etwas, was in Deutschland oft zu kurz kommt: Dankbarkeit. Dankbarkeit, dass Bands von fernen Kontinenten weit reisen, um für oft geringe Menschenmengen Konzerte zu spielen.

Enttäuschung des Jahres
Als Hollywoodproduzent Harvey Weinstein im Oktober von mehreren Frauen des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wurde und sich immer mehr Kollegen aus der Filmbranche zu Weinstein gesellten, war es nur eine Frage der Zeit, bis die #metoo-Welle auch auf die Musikwelt überschwappt. Die isländische Künstlerin Björk setzte schließlich den Startschuss, in dem sie Regisseur Lars von Trier der sexuellen Belästigung beschuldigte. So wurden in den vergangenen zwei Monaten widerliche Taten unzähliger Musiker aufgedeckt – sei es Jesse Lacey von Brand New, Mike Fuentes von Pierce The Veil oder Eddie Hermida von Suicide Silence. Was auffällt, ist, dass größtenteils Musiker aus der Punk- und Hardcore-Szene unter den schuldigen Musikern zu finden sind. 2017 ist das Jahr, in dem die #metoo-Bewegung losgetreten worden ist. Und es wird mit Sicherheit nicht das einzige Jahr sein, das von aufgedeckten Gräueltaten männlicher Widerlinge geprägt wird.

Alex Loeb (Redakteur):

Alben des Jahres

3. Jamie Lenman – „Devolver“
Der Ex-Reuben Sänger entfaltet sich auf seinen elf neuen Liedern zwar nicht ganz so wagemutig wie zuvor noch auf „Muscle Memory“findet aber seine Nische in einem verrückten Rockstil, der jedes Lied anders klingen und somit das Album nur als Ganzes funktionieren lässt. Von vorne bis hinten durchhören und die fabelhafte Produktion auskosten!

2. Code Orange„Forever“
Mit ihrer neuesten kreativen Ausgabe haben Code Orange etwas geschaffen, das wohl so wichtig wie damals Slipknot ist. Musikalische Härte bekommt ein neues, blutiges Gesicht und wird von vorne bis hinten neu aufgezogen mit verstörenden elektronischen Samples in Start-Stopp-Technik, bedrohlichem Gesamtklang und der Message, dass diese Band gekommen ist, um zu bleiben…forever!

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1. Arcane Roots„Melancholia Hymns“
Das britische Trio beweist auf dem neuesten Album, dass mit „Blood & Chemistry“ weitaus noch nicht alles gesagt worden ist. Atmosphärische Klangwelten treffen schlagartig auf hämmernde Riffs und einzigartiges, episches Songwriting ohne scheinbare Grenzen. Arcane Roots sind Meister ihres Handwerks.

Newcomer des Jahres
Mit ihrem dermaßen erfolgreichen Album „Forever“ und unzähligen Konzerten als Support von Bands wie The Dillinger Escape PlanSystem Of A Down oder Gojira dieses Jahr zeigen Code Orange aus Pittsburgh, dass ihre Musik ernst zu nehmen ist. Allein für ihre nie nachlassende harte Arbeitseinstellung und energetische Liveshows ist die Band besonders zu honorieren.

Konzert des Jahres

3. Rock im Park – Nürnberg, Zeppelinfeld (02.-04.06.)
Mit sattem Programm auf allen drei Bühnen und dem Segen fast durchweg guten Wetters war das Festival auf dem Zeppelinfeld ein absoluter Triumph. Sowohl die Headliner Rammstein als auch viele eher unbekanntere Bands (besonders in der Arena) lieferten solide Auftritte ab. Eine entspannte Atmosphäre, der schöne Zeltplatz als auch gute Organisation machten das Festival zum wahren Genuss für mich.

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2. Enter Shikari – Alexandra Palace, London (25.11.)
Legendärer Veranstaltungsort, wilde Liveband, atemberaubende Licht- und Bühnenshow – was will man mehr? Enter Shikari scheitern nie daran, eine heftige Hausparty zu schmeißen, ganz egal wo sie auch hingehen. Da bildet das stadionwürdige Konzert im Alexandra Palace auch keine Ausnahme. Unbedingt live anschauen.

1. Parkway Drive – Meerhout, Groezrock Festival (30.04.)
Die Jungs aus Downunder haben es bewiesen:  „IRE“ ist für die ganz großen Bühnen gemacht. Was besonders positiv im fulminanten Set auffällt ist die gesunde Mischung zwischen neuen und alten Liedern, die jeden Zuschauer in ihren Bann zieht. Parkway Drive sind auf dem steilen Weg nach oben und dürften schon bald noch größere Festivals mit ihrer gewaltigen Pyrotechnik und Bühnenproduktion headlinen.

Enttäuschung des Jahres: Die Demaskierung aller belästigenden Stars – so geht es nicht weiter.
Es hat weite Kreise gezogen, als Harvey Weinstein im Oktober wegen mehreren sexuellen Übergriffen beschuldigt wurde. Doch als ob eine giftige Filmindustrie voller machtgeilen Männern nicht genug wäre, kamen auch immer mehr Skandale in der Musikszene an das Tageslicht. Es macht mich tief traurig, dass selbst in der selbsternannt solidarischen, sozialen linken Szene mit die meisten Vorfälle bekannt geworden sind. Egal ob Wolf Down, Brand New, Pierce The Veil oder jemand anderes – ein solch feiges Verhalten sollte von niemandem geduldet werden und um immer noch das Werk dieser Musiker vollkommen genießen zu können, müsste die künstlerische vollkommen von der privaten Person getrennt werden. Wer das akzeptieren kann soll den Musikern weiter nacheifern, mir ist das zu viel Heuchelei. Denn wie kann man denen noch entgegenlächeln, die einem gerade ins Gesicht gespuckt haben?

Joshua Lehmann (Fotograf):

Alben des Jahres

3. Arcane Roots – „Melancholia Hymns“
Sehr erfrischend, innovativ und abwechslungsreich gestaltet sich “Melancholia Hymns“ von Arcane Roots. Die aufstrebende Band aus England war mir bis dato Albumrelease allemal ein Begriff, aber keineswegs ein ständiger Begleiter in meinem Ohr während der Arbeit, dem Fotos bearbeiten oder Chillen. „Melancholia Hymns“ allerdings änderte meine Sichtweise auf die Band, die ich nun nicht mehr missen möchte.

2. Stick To Your Guns – „True View“
Selbstreflexion anstatt Gesellschaftskritik, es ist auch einmal angenehm die fünf Musiker rund um Schreihals Jesse Barnett auf eine andere Weise kennen und schätzen zu lernen. Musikalisch kann ich an „True View“, aber auch an allen vorangegangenen Alben sowieso nichts aussetzen. So bin ich ebenso wie viele andere Fans einfach zu sehr mit dem Lärm verheiratet. I just figured it out my way – Stick To Your Guns sind unter meinen Top 3 Alben dieses Jahr!

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1. While She Sleeps – „You Are We“
YOU! ARE! WEEEE! Mit dem brachialen Durchdringen Loz Taylors gutturaler Stimme nach dem noch seichten Gitarren-Intro, war mir inklusive Gänsehaut-Feeling eines klar: Die Jungs aus Sheffield werden wieder abliefern! Und das machen sie auf ganzer Länge und noch besser als beim Vorgänger „Brainwashed“.

Konzert des Jahres

3. Beartooth – Nürnberg, Rock im Park (02.06.)
Ich liebe Hardcore-Shows. Besonders wenn der Funken Energie von der Band auf das Publikum überspringt oder andersherum. Es sind diese Momente von Synergien, die ein Konzert zu einer Erinnerung formen, die man sich gerne behält. Platz 3 belegt daher bei mir Beartooth beim diesjährigen Rock im Park.

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2. Architects Wiesbaden, Schlachthof (07.08.)
Ein ganzes Jahr ohne ein Architects-Konzert ist wie auf eine Party zu gehen ohne Bier zu trinken. Kann man schon machen, mit ist aber besser. Um dem vorzubeugen, war ich im August bei den fünf Baumeistern aus Brighton, die sich bei mir auf Platz 2 der besten Konzerte 2017 spielten.

1. Parkway Drive Leipzig, Impericon Festival (15.04.)
Wild umher schießendes Feuer, ein sich um 360 Grad drehendes Schlagzeug und eine volle mitgrölende Messehalle 1 in Leipzig: Muss ich noch mehr Gründe geben, warum Parkway Drive dieses Jahr nach der Krone des besten Konzerts greifen? Die Australier sind das Rammstein der Szene und dürfen sich mit Recht auf den Thron der besten Show dieses Jahres setzen.

Enttäuschung des Jahres
Nach 12 Jahren Albenpause würde man sich dann schon mal über musikalische Neuigkeiten einer Band freuen. Allerdings wird der ungeduldige Fan von System Of A Down da auf ganzer Linie im Regen stehen gelassen. Aussagen wie „Screw vocals. I’m tired of it“ von Sänger Serj Tankian wirken da wie eine Baggerschaufelladung reinstes Bergsalz Salz in die weit offene Wunde eines sehnsüchtigen Fans.

Felix Scheidel (Redakteur):

Alben des Jahres

3. Gov’t Mule – „Revolution Come…Revolution Go“
,,Viva la revolución!“ steht es auf so manchem Che-Guevara-Plakat geschrieben. Gov’t Mule gehen auf ihrem neuesten Album einen Schritt weiter und sagen: „Revolution Come…Revolution Go“. Diese abgeklärte Sichtweise zieht sich durch die Songs der Platte, ohne aber stets ein politisches Statement zu äußern. Es geht um die Veränderungen in der Welt, Gesellschaft und einem selbst. Vom kämpferischen „Stone Cold Rage“ über groovige Nummern wie „Sarah, Surrender“, bis hin zum emotionalen „The Man I Want To Be“ singt sich Star-Gitarrist Warren Haynes mit seiner markanten, kräftigen Stimme von der Seele. Nach verschiedenen Ausflügen in Reggae- und Jazz-Gefilde melden sich die Southern-Rocker Gov’t Mule 2017 mit einem starken Album zurück, das durch tolle Songs und großartiges Spiel überzeugt.

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2. Kadavar„Rough Times“
Einen besonderen Leckerbissen gab’s dieses Jahr von den Berlinern Kadavar. Auf ihrem vierten Studioalbum „Rough Times“ zeigen die Herren einmal mehr, dass sie nicht nur eine raue Band sein können: Zwar öffnet die Platte mit dem Brachialsten, was die Instrumente hergeben, doch zeigen sich danach eine Vielzahl von Einflüssen fernab dem üblichen Doom-Sound. Vor allem psychedelische Nummern wie „Vampires“, „The Lost Child“ und das, von Serge Gainsbourg inspirierte „A L’Ombre Du Temps“ lockern den unsagbar heftigen Sound des Trios auf.

1. SIMO – „Rise & Shine“
Egal ob Johnny Cash oder Miley Cyrus – Nashville, Tennessee war schon immer die (Wahl-)Heimat großartiger Künstler. Kein Wunder, dass auch eine Band wie SIMO diese Stadt zu ihrer Heimat gemacht hat. Denn die drei Herren um Gitarrist J. D. Simo haben mit ihrer neuen Platte „Rise & Shine“ eine vor musikalischem Talent nur so strotzende Produktion abgeliefert. Fett, groovy, gefühlvoll und politisch sind die Songs des neues Werks. Obwohl die Person J. D. Simo natürlich stark im Vordergrund steht, klingt die Band auf ,,Rise & Shine“ stimmig und aufeinander eingespielt. Songs wie „Shine“ oder „I Want Love“ machen ihrem Namen alle Ehre und liefern teils mitreißende, teils herzzerreissende Stimmungen beim Hören. Beim finalen Stück „I Pray“ trägt Bandleader J. D. in stolzen 13 Minuten alle Themen vor, die ihn auf unserer derzeitigen Welt zum Beten bewegen. Rundum, ein grandioses Album mit toller Message!

Konzert des Jahres

3. Siena Root – Bensheim, Musiktheater Rex (29.06.)
Auf eine Zeitreise nahmen Siena Root aus Schweden die Zuschauer im Juni mit. Im Stil der 60er und 70er überzeugten die passend gekleideten Herren mit einer fetten und energiegeladenen Rock-Show. Anders als bei so mancher Retro-Rock-Band dieser Tage schaffte die Gruppe aber stets den Sound von damals weiter zu entwickeln und nicht einfach nur zu imitieren.

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2. Rival Sons – Frankfurt, Batschkapp (22.02.)
Ein Tour-Programm der anderen Art lieferten die Rival Sons Anfang des Jahres ab: statt der üblichen Support-Bands nahmen die Kalifornier Garage-Rock-DJ Howie Pyro und Poetry-Slammer Derrick C. Brown mit auf den europäischen Kontinent. Gepaart mit der herausragenden Performance und dem übercoolen Rockstar-Look der Gastgeber, wurde der Abend zu einer gelungenen Mischung aus Rock’n’Roll-Show und Varieté.

1. Doyle Bramhall II – Bensheim, Musiktheater Rex (11.05.)
Die Liste der Alben, auf denen Doyle Bramhall II vertreten ist, liest sich wie das who-is-who der amerikanischen Rock- und Blues-Szene. Trotzdem fristet der Texaner, dessen Vater schon Schlagzeug für Blues-Legenden wie Lightnin‘ Hopkins und Freddie King gespielt hat, ein Schattendasein – völlig zu Unrecht, wie seine Show in Bensheim gezeigt hat. Dort spielte Bramhall sämtliche Songs seines letzten Albums „Rich Man“ und konnte durch virtuose Gitarrenarbeit und eine herausragende Truppe von Mitmusikern das Musiktheater Rex zum kochen bringen. Freunde von bis ins letzte Detail ausgearbeiteter Rockmusik sollten sich diesen Geheimtipp mal anschauen.

Enttäuschung des Jahres
Wer „Ninja“ liest könnte meinen, dass eine so betitelte Platte zielstrebig und geheimnisvoll, wie die japanischen Schattenkrieger eben waren, den Hörer heimlich übermannt. Leider kann das letzte Werk der Norweger Pristine nicht die Effizienz und Stärke aufweisen, die der Name verspricht. Überproduziert und stellenweise zu experimentell bringt das Album der Band um Powerfrau Heidi Solheim nicht die Rauheit, die nötig gewesen wäre, um die eigentlich tollen Songs richtig in Szene zu setzen. Woran es konkret gehapert hat, gibt’s im Review zu lesen.

Was sind eure Alben des Jahres? Welche Konzerte haben euch dieses Jahr begeistert? Teilt uns eure Meinungen in den Kommentaren mit.
Wir von SHOUT LOUD wünschen euch besinnliche Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!