Livereview: Van Holzen + Support, schon schön Mainz, 28.04.2018

Es ist, als würde man eine Bombe kurz vor der Explosion noch einmal für einen Augenblick betrachten können: Die rapide aufsteigenden Van Holzen haben vergangenen Samstag das schon schön mit ihren staubigen Riffs in Schutt und Asche zerlegt.

Vorband-1922Der wohl beliebteste Club der Mainzer Innenstadt füllt sich langsam zu den punkaffinen Klängen von Black Lining. Im Gegensatz zum Hauptprogramm finden hier etwas ältere Herren den Weg auf die Bühne und liefern eine gelungene Performance ab. Die lokale Band, welche sich aus Mitgliedern der Bands Euforia und Maskros zusammensetzt, spielt selbstbewusst ihren Grungy Punk Rock und wirkt dabei schon auf sympathische Weise alteingesessen. Sänger Sebastian lässt dabei eine bemerkenswerte Stimme auf die Meute los, die nicht zuletzt auch wegen seiner Gibson Gitarre an Billie Joe Armstrong von Green Day erinnern lässt. Ignoriert man jedoch diesen starken Vergleichsfaktor offenbart sich spaßiger Punk mit tanzbaren Rhythmen.

Van Holzen-1945Mit Van Holzen betritt anschließend jedoch eine Band die Bühne, auf die das schon schön nicht vorbereitet ist. Zum Einspielsong „Hyäne“ werden bereits die Trommelfelle ansatzweise auf das vorbereitet, was anschließend passiert: „Jagd“ prescht mit unfassbar breitem Chorus voran und zieht jeden Zuhörer in den Bann der Jungs. Der kratzige Gitarrensound paart sich hierbei gekonnt mit dem knurrenden Bass, welcher die Bühne im Lichte der energetischen Performance zum Beben bringt. Im ersten Block des Sets sticht vor Allem das tighte Zusammenspiel des Trios heraus, welches sich in „Nackt“ oder dem rhythmisch vertrackten Slow-Motionkracher „Masquerade““ kulminiert.

Van Holzen

Für länger als nur einen kleinen Augenblick fühlt sich die ganze Angelegenheit so an, als seien die Musiker Lügner. Lügner dafür, dass sie sich als jung ausgeben und Lügner dafür, dass sie einen glauben lassen wollen, sie hätten keinen Schimmer von all dem Geschehen, was sie umgibt. Aber doch genau so ist es: Van Holzen sind musikalisch reifer als jeder vom Mainstream antizipierte Recycling-Müll und den Mitmusikern ihres Alter sowieso zehn Schritte voraus. Die Genialität der Band, welche sich auch in den Texten Florian Kieslings widerspiegelt, zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Set und insbesondere „Erfolg“ oder „Leichenschmaus“ präsentieren Hooks und textliche Kniffe aus dem Bilderbuch. Vor dem Zugabenblock gibt das Trio noch „Herr der Welt“ in einer Version zum besten, die die Plattenvariante äußerst armselig aussehen lässt, bevor mit „Schlaghammer“ regelrecht genau dieser auf den Zuhörer losgelassen wird. Nach einem äußerst kurzweiligen Auftritt gesellen sich die bodenständigen Jungs sogar noch zum Merchandise Stand.

Van Holzen-1937Van Holzen sind live definitiv eine Band, die man nicht unterschätzen sollte. Von der soliden Darbietung bis zur puren Freundlichkeit, mit der sich die Herren aus Ulm freuen, stimmt einfach alles. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis die brillanten Refrains von größeren Räumen gesungen werden, bis man das Trio noch wesentlich ernster nehmen wird. Van Holzen werden noch groß, da sind wir uns sicher. Und auf diesen Tag könnten wir nicht gespannter sein.