Parkway Drive haben keinen Bock mehr auf Metalcore und haben mit “Reverence“ das bislang vielseitigste Album ihrer Karriere geschrieben.
Was war der Aufschrei groß, als die Surferboys aus Australien die neuen Songs “The Void“ (Mitte März) und “Prey“ (Ende April) veröffentlicht haben. Mit dem rasenden und knüppelharten “Wishing Wells“, das Ende Februar als erster Vorbote des sechsten Albums fungierte, hatte das Quintett seine langjährigen Fans schon auf der sicheren Seite, nur um diesen dann mitzuteilen, dass ihnen das Amt als Metalcore-Könige nicht mehr genüge. Hört man sich “Reverence“ in voller Länge an, kann man die Entscheidung von Parkway Drive nicht nur verstehen, man möchte ihnen sogar dazu gratulieren.
Mit “I Hope You Rot“ und “In Blood“ bedient die Band zwar weiterhin gekonnt den Metalcore, im Albumkontext wirken die beiden Songs jedoch eher stumpf. “I Hope You Rot“ und “Prey“ könnten auch als Soundtrack für das nächste Pirates-Of-The-Caribbean-Abenteuer funktionieren – Frontmann Winston McCall würde einen charismatischen Frontmann der Black Pearl abgeben. So humorvoll wie das Leben eines Jack Sparrow ist “Reverence“ hingegen nicht: Nach eigener Aussage ist das Album das bislang persönlichste und düsterste der Gruppe – Songzeilen wie “So ask me how I’m coping, and I’ll smile and tell you: ‘I’m just fine‘/ While down inside I’m drowning in the fucking rain“ unterstreichen das.
Dazu beweisen Parkway Drive neben dick produziertem Stadion-Metal Mut zu ruhigen Tönen. “Cemetery Bloom“ leitet mit Mönchschören und Streichern die Epik ein, die in “Chronos“ über sechs Minuten lang in hymnischen Gitarrensoli gipfelt. Hymnisch ist auch “The Void“, das dank der Einleitung durch eben “Cemetery Bloom“ im Albumkontext deutlich besser funktioniert als alleine. McCall hat außerdem gelernt zu singen, was er in “Shadow Boxing“ eindrucksvoll unter Beweis stellt. Von Klargesang über schnellen Sprechgesang bis hin zu dunklen Schreien zeigt der Sänger sein stimmliches Volumen, während sich der Song mit Streichern und breitbeinigen Riffs fast überschlägt. Davon kann im abschließenden “The Colour Of Leaving“ hingegen nicht die Rede sein: McCall singt von Verlust, während seine Stimme von einem einsamen Cello gehalten wird. Als dieses verstummt, bricht seine Stimme nach einem verzweifelten Spoken-Word-Part zusammen und er entfernt sich vom Mikrofon. Dass sich langjährige Fans ebenfalls von der Band abwenden, scheint unvermeidbar. Wer genau hinhört, wird sich diesem Album jedoch nicht entziehen können.
Label: Epitaph
VÖ: 04.05.2018Genre: Heavy Metal, Metalcore
Vergleichbar:
Bring Me The Horizon – “Sempiternal“
Heaven Shall Burn – “Wanderer“Wertungen:
Lyrik 12/15
Produktion 15/15
Songwriting 10/15
Spannungsbogen 12/15
Suchtfaktor 13/15Gesamtwertung: 12/15