Livereview: Heisskalt + Support, Schlachthof Wiesbaden, 25.05.2018

Na hoppla, ein neues Album aus dem Nichts? Dass eine intime Tour für Heisskalt geplant war, stand schon länger fest. Zwei Tage nach der überraschenden Veröffentlichung von „Idylle“ ließ die nun zum Trio gewordene Band ihre Ideen auf den Schlachthof Wiesbaden los.

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Den Anfang machen Van Holzen, die man kürzlich schon auf der anderen Rheinseite im schon schön hatte erleben können. Die gebündelten Songwriting-Fähigkeiten der jungen Herren aus Ulm treffen schmetternd auf brachialen Sound, der ihnen dadurch ein besonders begeistertes Publikum beschert. Beginnend mit einem neuen Song namens „Aus der Ferne“, der ähnlich stark nach vorne geht wie das letzte Werk „Anomalie“, kreiert die Band ein solides Fundament für ein durchweg überzeugendes und perfekt gespieltes Set. Neben wummernden Midtempo Rocknummern („Masquerade“, „Keine Zeit“) und absoluten Anti-Balsamen für die Nackenmuskulatur („Erfolg“, „Herr der Welt“,…) betten Van Holzen zudem auch alte Lieder ein, was ein repräsentatives Bild der Gruppe um Sänger Florian Kiesling ermöglicht. Ganze fünfundvierzig Minuten heizt die Band als Vorprogramm das Wiesbadener Kesselhaus auf, bis es schlussendlich wirklich brodelt – und das besser, als bei so manchem Hauptkünstler. Man darf gespannt sein, wohin die Reise von Van Holzen noch führen wird.

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Eine Release Party ohne Ankündigung? Klingt nach etwas, das Heisskalt ohne Wimpernzucken durchziehen würden, und ebendas tun sie auch: die ersten fünfzig Minuten der ersten Headlineshow des Jahres gebühren vollkommen dem neuen Album „Idylle“. Während Opener „Bürgerliche Herkunft“ noch vermeintlich an härtere Seiten der Band erinnert, wird sehr schnell ersichtlich, dass sich die nun als Trio auftretende Gruppe bereit ist, andere Wege zu gehen als zuvor. Ja man könnte meinen, Heisskalt hätten sich vollkommen dem Minimalismus verschrieben. So findet man beispielsweise bei dem Titellied zwei Bässe, die sich gegenseitig mit subtilen Parts ergänzen, hauptsächlich entscheidet sich die Band aber für eine neue Konstellation mit Baritongitarre als dualen Ausweg für eine Darbietung mit zwei Gitarrenstimmen, aber ohne Bassisten. Besondere Gänsehautmomente offenbaren sich letztlich beim „Herbstlied“, für das Sänger Mathias Bloech alleine und zu Tränen gerührt vor einem stillen Raum die Gitarre sanft liebkost.

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Während die Experimentierfreude und die proberaummäßigen Tausche der Instrumente bei den Liedern des neuesten Werks stark glänzen, zeigen sich gleichzeitig bei den älteren Zugaben erste Schwierigkeiten, die wohl einer kompletten Umschulung der bandinternen Zuständigkeiten geschuldet sind. Denn: Im Fall einer Band wie Heisskalt, welche sich für ihren Sound nicht auf Backing Tracks stützt, sondern schimmernde Gitarrenmelodien live zum Besten gibt, wird es schwierig, zugleich auch die vorliegenden Basslinien getreu der Vorlage wiederzugeben. So schwinden beispielsweise „Euphoria“ oder auch „Identitätsstiftend“ von der Setlist und weichen umgedachten Varianten von „Hallo“ (inklusive politisch gerichteter textlicher Anpassung) oder aber auch „Dezemberluft“. Problematisch wird das Unterfangen vor Allem bei „Nicht Anders Gewollt“: Gitarrenausfälle, fehlende Leadmelodien Phil Kochs und zahlreiche Verspieler hinterlassen einen bitteren Geschmack, dürften aber hoffentlich mit ein wenig mehr Routine schon bald kein Aufhänger mehr sein.

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Nach „Absorber“ und einem separaten, zweiten Zugabenblock mit „Hallo“ verlässt die Band nach circa 85 Minuten schweißgetränkt und sichtlich angestrengt aber glücklich die Bühne des Kesselhauses. Die verrückte Idee hat doch irgendwie funktioniert, Heisskalt sind nun zu dritt, und das wird sich wohl auch nicht mehr ändern. Für die Zukunft lässt sich dann noch hoffen, dass die Reduktion der Bandmitglieder nicht langfristig auch die Liedauswahl einschränkt. Mit ausgezeichneter Unterstützung von Van Holzen ist der für die Band extrem aufregende Abend von daher ein großer Erfolg und wirft Schatten für mehr Variationen in der Instrumentierung voraus. Für eine Band, die nun ohne Label agiert und ihren eigenen Weg geht, ist der Auftritt und die Flexibilität der Mitglieder kompromisslos und verblüffend – wir warten auf mehr davon.

Du würdest davon gerne etwas hören? Heisskalt spielen in naher Zukunft noch folgende Konzerte in Deutschland:

01.06.2018
franz.k, Reutlingen (mit Van Holzen)

02.06.2018
Rock am Ring, Nürburgring in der Eifel

03.06.2018
Rock im Park, Nürnberg Zeppelinfeld