Pünktlich zum Erscheinen ihres vierten Albums “Gamma“ haben Fewjar wieder die Reisekoffer gepackt und touren ohne Vorgruppe quer durch Deutschland.
Erst vor gut einem Jahr war das damals noch als Duo agierende Gespann mit seiner Liveband im Frankfurter Club Das Bett zu Gast. 13 Monate später ist Soundtüftler Andre Moghimi vom ,,inoffiziellen dritten Mitglied“ zum festen dritten Mitglied geworden. Schlagzeuger Davis Schulz hat zwar alle Drum-Parts auf dem neuen Werk des Trios eingespielt, wird bei den Konzerten allerdings von Nicolaus Planteur vertreten. Bassist Michael Goldmann zählt dafür bereits seit der “Until“-Tour im Herbst 2016 zur Liveband von Fewjar. Das Quintett betritt um 20:15 Uhr zu den Klängen des Hidden-Tracks “Don’t Tell A Weird Weakling“ die Bühne des etwas mehr als halb gefüllten Clubs. In den folgenden 110 Minuten spielen sich Fewjar komplett durch ihre Diskografie – vom Debütalbum “Journey Of Dam“ schafft es jedoch lediglich der Song “Journey Part Two“ ins Set.
Dieses gestaltet sich äußerst abwechslungsreich. “Gamma“ steht natürlich im Mittelpunkt der Show und wird in voller Länge vorgetragen. Die teils trägen Abschnitte mancher Songs gewinnen live einiges an Wucht und reißen das Publikum mit, obwohl dieses das Album lediglich am Show-Wochenende kennenlernen konnte. Zwischen die neuen Songs schieben Fewjar zahlreiche Tracks aus dem Vorgängeralbum “Until“, am Überkochen ist die Stimmung jedoch während der Songs aus dem 2013 veröffentlichten “AFewSides“. “Polemonium“ und “Tapirsupper“ vertragen die langsamere Instrumentierung eher weniger – dafür reißt “Cepheus“ umso mehr mit. Bei “S.p.a.m.“ werden die Berliner von Rapper und Musikerfreund Tommy Blackout unterstützt. Dieser bleibt im Anschluss auf der Bühne, um mit Fewjar die langersehnte Livepremiere seines 2014 erschienenen Songs “Ozean“ in voller Besetzung zu performen, was nicht nur vor der Bühne für Gänsehaut gesorgt haben dürfte.
Immer wieder arrangieren Fewjar Songs live so neu, dass man sie erst nach reiflicher Überlegung wiedererkennt. Dennoch – oder gerade deshalb? – geben sich die Musiker unglaublich nahbar und man fühlt sich nicht nur als Besucher der Show, sondern als Teil eines Ganzen. Dies unterstreicht die Band mit einer zweiten Aufführung von “Don’t Tell A Weird Weakling“ zum Finale der Show, dieses Mal in voller Länge. Während die Ballade mit Aufruf zur Toleranz und Akzeptanz auf “Gamma“ als versteckter letzter Song noch etwas untergeht, entfaltet sie sich als eigenständiger Song vielmehr. So entsteht zum Ende des Konzerts ein Bild, das man sich am liebsten einrahmen würde: Eine glückliche Band verabschiedet sich von ihren strahlenden, vielfältigen Fans, während diese die Regenbogenfahne schwenken.
Fewjar haben über 110 Minuten bewiesen, dass sie eine hervorragende Liveband sind. Mit einem druckvollen und klaren Sound und einer durchdachten Setlist hat das Berliner Quintett der schwülen Hitze getrotzt. Dass zudem eine wichtige gesellschaftliche Botschaft zentrales Thema des Abends war, ist das i-Tüpfelchen einer mitreißenden Show.
© Fotos von Valentin Krach