Livereview: Vainstream Festival, 30.06.2018

Die Faculty of Punk, Metal und Hardcore a.k.a. das Vainstream Rockfest lud am 30.06.2018 wieder zum Mitsingen, -tanzen und –erleben zu alternativer harter Musik ein! Zum ersten Mal durften auch wir von Shout Loud in die alternative Hochburg NRWs Münster fahren, um uns ein Bild des Tagesfestivals zu machen.

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Punkt 9 Uhr öffneten die Pforten des orangenen Tors, das den Weg auf das Festivalgelände freimachte. Nach Einlass ließ auch schon die erste Band des Tages – die New Yorker Gruppe Stray From The Path auf der Lonsdale Stage die ersten Töne von sich vernehmen. Beachtet man die frühe Uhrzeit zu der die Hardcore-Jungs auftraten, waren schon beachtlich viele Besucher auf dem Gelände. Dies erfreute auch Sänger Drew York, der sich für den regen Support bedankte. Gespielt wurden größtenteils Songs der aktuellen Platte „Only Death is Real“ wie „Loudest In The Room“ und „Goodnight Alt-Right“ sowie die Klassiker „Badge & A Bullet Pt. II“ und „First World Problem Child“ von „Subliminal Criminals“. Ein insgesamt ausgewogenes Set und ein großartiger Opener für den Tag!

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Nur wenige Sekunden nach dem Erstummen der Lonsdale Stage, begann auch schon die zweite Band des Tages Blessthefall die direkt angrenzende EMP Stage zu bespielen. Dabei bedankten auch sie sich für das frühe Vorbeikommen zu ihrer letzten Show der Sommer-Tour zum aktuellen Album „Hard Feelings“. Neben neuen Songs der Platte wie „Melodramatic“ fanden auch Klassiker wie „Hollow Bodies“ Platz im halbstündigen Set. Frontmann Beau Bokan scheute während des Auftritts den Kontakt zum Publikum nicht, weswegen er sich hin und wieder, egal ob Mütze oder Hut, Kopfbedeckungen aus dem Publikum auslieh, die im Übrigen von großem Vorteil an diesem heißen Tag waren!

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Gegen Mittag betraten die Engländer Bury Tomorrow die Bühne, jedoch nicht wie gewohnt mit Bassist Davyd Winter-Bates, sondern Any Given Day-Gitarrist Andy Posdziech, der kurz zuvor noch mit seiner eigenen Band auf der Lonsdale Stage stand. Nach der Ankündigung, dass dieser wohl „without practise“ den Bass übernahm, gab es eine Runde Applaus vom Publikum, dass zu diesem Zeitpunkt schon deutlich größer geworden war. Die vier Briten und der Ersatzbassist lieferten vor dem gelben Banner mit großer schwarzer Flamme (dem Artwork ihres diesjährig erschienenen Albums „Black Flame“) eine solide Show ab. Obligatorischer Bestandteil neben Hits wie „Man On Fire“ war auch wieder ihr Missmut gegenüber VIP-Angeboten für Fans.

Der ein oder andere hatte sich in der Zwischenzeit vielleicht schon einen kleinen Snack, ein weiteres Bier oder einen Cocktail geholt – die Auswahl an Essen und Trinken war ausreichend groß – da begannen die Pop-Punker von Neck Deep um die Mittagszeit ihr Set. Vor dem Banner ihres Albums „The Peace And The Panic“ stürmten die fünf Waliser auf die Bühne und starteten ihre Performance mit „Happy Judgement Day“. Zu diesem Zeitpunkt wirkte die Musik, nach zweieinhalb Stunden Metal- und Hardcore-Geballer, wie eine kalte Erfrischung, da sie etwas mildere Töne lieferte.

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Wieder voll auf die zwölf bekam das Publikum ein wenig später mit den Hardcore-Old-Schoolern Terror. Die für die Szene prägende Band lieferte knapp 40 Minuten auf der Lonsdale Stage ab. Fäuste flogen durch die Luft und der ein oder andere Crowdsurfer erklomm sich freie Sicht über das Publikum.

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Eigentlich wollten wir uns nach den vergleichsweise größeren Shows auf den Open-Air Bühnen gegen 15 Uhr die dafür umso kleinere und intimere, aber in keiner Weise weniger energetische Show von Knocked Loose auf der Green Hell Clubstage anschauen. Jedoch war die kleine Bühne im Sputnik Café bereits so voll, dass die Festival-Security niemanden mehr reinlassen wollte. Soweit kein Problem – jedoch warteten wir in freudiger Hoffnung vielleicht etwas verspätet noch reinzukommen mit anderen Festivalbesuchern vor einer Tür mit dem Wort „Eingang“, was sich als ein Fehler herausstellte. Die Security klärte uns erst nach zehn Minuten Warten auf, dass es sich – wer hätte es gedacht – um den Ausgang handelte. Leicht verärgert sahen wir uns also nur den Livestream des Auftritts außerhalb der Location an und wanderten dann wieder zu den beiden großen Bühnen, auf denen wir noch das Ende des Konzerts der Ska-Punks Sondaschule sahen. Die Stimmung der Menge war so gut, sodass der vorherige Ärger wieder verflog und man zu tausenden „gegen Nazis sprang“ und sich schon auf die nächste Band des Tages freute.

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Und auf die nächste Band dürften sich viele gefreut haben. Stick To Your Guns haben sich in den letzten Jahren zu einer DER Hardcore-Bands hochgearbeitet und auch bei diesem Auftritt bekam man zu spüren, woher der ganze Erfolg kommt. Jesse Barnetts Stimme ist trotz wochenlangem Touren und nächtlichem Auftritt bei der Warmup-Party in Topform gewesen, und auch der Rest der Band absolvierte eine solide Leistung, auch wenn man manchen verständlicherweise die Müdigkeit ansah. Auch Barnetts Reden können immer wieder überzeugen, auch wenn sie hier nur kurz ausfielen, da die Spielzeit sehr begrenzt war. Trotzdem ist es immer wieder einer der Momente, in denen man sich umschaut und denkt: Ja, das hier ist mehr als Musik und ich bin glücklich ein Teil davon zu sein. Stick To Your Guns werden in den nächsten Jahren noch mehr Erfolge feiern können.

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Danach haben wir uns Touché Amoré auf der kleineren, intimeren Throwdown Stage angesehen. Mit einem riesigen Lächeln sprang Sänger Jeremy Bolm über die Bühne und man sah ihm an, dass er es liebt mit seiner Band zu performen. Wenn man sich die Texte von Bolm anhört, vergeht einem das Lachen dagegen ganz schnell. Wenn man sich Touché Amoré live ansieht, fühlt man den Schmerz und die tiefe Trauer. Trotzdem ist die Stimmung nicht depressiv, man kann auf einer Ebene mit dem Sänger mitfühlen, denn fast jeder hat schon mal einen geliebten Menschen verloren.

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Weiter ging es auf der Lionsdale Stage mit Enter Shikari. Die Band aus UK weiß mit ihren genreverschmelzenden Sounds die Massen für sich zu gewinnen. Sänger und „Mad Scientist“ Rou Reynolds hat über die Jahre eine Bühnenpräsenz entwickelt, die ihresgleichen sucht. Mit zuckenden, ruckartigen Bewegungen tanzt er über die Bühne, und wenn man sich das so ansieht, kann man gar nicht anders als sich auch zu der Musik zu bewegen, falls diese allein nicht ausreicht um in einem einen Tanzreflex auszulösen. Auch der Rest der Band zeigt sich sehr bühnenpräsent. Die sogenannte Quickfire-Round, in der die Band vier Songs in kürzester Zeit spielt, brachte das Vainstream zum Toben. Nach gefühlt viel zu kurzer Zeit verließ die Band wieder die Bühne.

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Der nächste Act tanzte ein bisschen aus der Reihe. Casper und seine Liveband passen vom Genre her eher nicht auf das Festival, trotzten diesem Umstand jedoch gewaltig und rechtfertigten die Buchung als einer der Headliner, aufgrund von Abwechslung zwischen den ganzen härteren Acts, einer krassen Show sowie einer guten Message. Das Publikum jedenfalls war voll da und man merkte, das Casper viele Fans in der Szene hat. Auch das Auftreten von Casper und wie er mit dem Publikum agiert war schön mit anzusehen. Die Setlist war ein guter Mix aus alten und neuen Songs. Außerdem machte er bekannt, dass er ein Album mit seinem Freund und Musikkollegen Marteria gemacht hat. „1982“ heißt das Werk und wird bald überall zu hören sein. Aber zurück zum Auftritt. Trotz eines langen, sehr heißen Tages brachte Casper die Menge zum Tanzen. Und spätestens beim Drop von „Jambalaya“ stand niemand mehr still.

Als letzte Acts des Abends haben sich noch Bullet For My Valentine und die Beatsteaks die Ehre gegeben. Bullet For My Valentine sind alte Hasen des Metalcore, und haben nur einen Tag vor dem Vainstream ihr neues Album „Gravity“ veröffentlicht. Die Musik geht gut rein und man bekommt bei einem Auftritt der Waliser, was man erwartet. Großer Sound und eine eingespielte Band, die jahrelange Erfahrung mit sich bringt. In coolen Lederjacken und schwarzen skinny Jeans und mit fetten Boxen als Bühnenbild lieferten sie eine Show ab, die sich sehen lassen konnte. Bullet For My Valentine werden uns noch ein bisschen länger erhalten bleiben, auch wenn sie dabei die Szene wahrscheinlich nicht mehr revolutionieren werden.
Als letzter großer Act bespielten die Beatsteaks das Vainstream. Wieder ein Act, der ein wenig Abwechslung in das sonst sehr von harten Bands dominierte Lineup gebracht hat. Die Berliner sind auch schon lange dabei und lieferten auch hier eine gute Performance ab. Trotz praller Sonne und vielen sehenswerten Bands war trotzdem bei vielen noch genug Energie vorhanden, um mit den Beatsteaks abzugehen.

Das Vainstream ist definitiv ein Festival, welches jedes Jahr ein sehenswertes Lineup auf die Beine stellt. Hierbei gefällt, dass man sich auch anderen Genre und Künstlern nicht verschließt. Das bringt Abwechslung und falls man sich nur für die harten Acts interessiert, kann man sich zwischendurch einfach ausruhen, was man an einem Tag, an dem von morgens bis spät Abends durchgehend Bands spielen, sowieso muss. Wir sind gespannt auf nächstes Jahr!