Livereview: Green Juice Festival 2018, Bonn

Noch ein paar Tage vor Beginn des Festivals schien es, als wäre das zur Tradition gewordene Green Juice Festival zu seiner Dérniere gekommen.

Der Vorverkauf läuft nicht und die Zukunft der ganzen Veranstaltung steht in den Sternen. Trotz des erweiterten Festivalkonzepts, wodurch den Besuchern nun auch ein Campingplatz zur Verfügung steht und einem national und international angesehenen Line-Up, deutete nichts auf einen Massenandrang hin. Aufatmen hieß es dann wohl erst, kurz bevor sich die Türen öffneten. Denn nach einem ehrlichen und offenen Brief, den das Organisationsteam auf diversen Internetplattformen geteilt hatte, ging es plötzlich wieder Berg auf. Der Vorverkauf nahm seinen Lauf und viele kurzentschlossene Fans der guten Musik, die die Abendkasse nahezu leer räumten, kamen nach Bonn und brachten das Green Juice Festival letztendlich sogar an die Grenzen seines Aufnahmevermögens von 5.000 Besuchern. Über beide Veranstaltungstage verteilt besuchten insgesamt 8.000 Besucher das, in einem Wohngebiet in Bonn-Beuel liegende, Festivalgelände. Fazit: Das Zittern hat sich gelohnt.

Zur Belohnung bekamen die von Nah und Fern Angereisten ein Programm, das nicht von schlechten Eltern stammt. Im Gegenteil!

Schon der Opener, der die grüne Fläche zum Auftakt des diesjährigen Green Juice Festivals einweihte, hatte es in sich. Ganz nach der Devise ,,Support your local bands‘‘, waren dieses Jahr die Jungs der Bonner Band Attic. am Start, stürmten die Bühne und lieferten auf Knopfdruck eine grandiose Show mit Klängen aus dem Progressive Rock-Bereich. ,,Wir dachten ehrlich, hier würden nur zehn Menschen s39507005_2066323020058077_3497254099466846208_otehen!‘‘, erklärte Marcel Hannig, der Sänger der vierköpfigen Newcomer-Band. Da waren es doch beachtlich mehr Leute, die von den fetzigen Tönen gelockt unter der heißen Sonne mitsangen und tanzten. Ein würdiger Festivalauftakt, der von den Darmstädtern 8Kids besiegelt wurde.

Die nächsten Highlights des Tages ließen nicht lange auf sich warten.

Viele Emotionen in ganz großem Stil. Die Aachener Band Fjørt lieferte am Vorabend scharfen Post-Hardcore vom Feinsten. Wer bis jetzt nicht aus den Socken gehauen wurde, wurde es spätestens jetzt. Kaum eine vom Pit unberührte Stelle ließen die begeisterten Fans zurück.

Und damit nicht genug. Für die leider verhinderte Band Zebrahead, die aus logistischen Gründen nicht zum Festival anreisen konnte, fand sich eine würdige Vertretung.

,,Endlich wieder Diskozeit!‘‘ Die Jungs von Montreal heizten das schon brodelnde Publikum mit glänzendem Punk-Rock endgültig ein und übergaben es an den Headliner des Abends, die Donots. Das Sahnehäubchen des Abends möchte man meinen, denn mit ihnen war das Gesamtpaket des ersten Tages abgerundet. Mit ihren schon zu Kult gewordenen Songs wie ,,Calling‘‘, ,,So long‘‘ donotsoder ,,Dann ohne mich‘‘, brachten die gebürtigen Ibbenbürener die Menge zum Explodieren und weckten auch den letzten Nachbarn der Wohnsiedlung auf. Niemand kam geschont davon, noch nicht einmal deren vor kurzem verstorbene Wellensittich, welchem die Band kurzum eine Hommage widmete- ,,Lang lebe Punkrock Piepmatz Peter!‘‘.

Doch während es auf dem Konzertgelände still wurde, begann die Nacht erst auf dem Campingplatz und die anwesenden Gäste feierten noch bis in die frühen Morgenstunden. Natürlich mit Rücksicht auf die anliegenden Häuser, da auch die Zelte inmitten des Wohngebietes aufgeschlagen werden konnten.

Nach einer kurzen Nacht ging es auch wieder direkt in die Vollen. Nachdem die Bands Elia, An Early Cascade und  Abramowicz das Publikum, passend zum Wetter, wieder ordentlich aufheizten, standen dem Green Juice Festival schon die nächsten Highlights bevor.

39616891_2066323246724721_7989461300314898432_oKMPFSPRT , die bereits zum zweiten Mal das Festival beglückten, überzeugten mit lautstarken Punkrock aus Köln und ließen die Gitarren nur so glühen.

,,Muss ich noch was tun außer sterben?‘‘- ja! Einmal Van Holzen live erleben! Bei diesen jungen Talenten braucht sich die Musikszene keine Sorgen um den Nachwuchs zu machen. Die gerade mal achtzehnjährigen Ulmer Jungs brachten Rock im Stil der ganz Großen auf die Bühne, gefolgt von den Leoniden.

Diese lösten einen wahren Sturm der Euphorie bei ihren Fans aus und bei denen, die während des Konzerts zu solchen werden sollten. Die außerordentliche Energie, die die fünfköpfige Band wieder und wieder durch ihre  prägenden und unverwechselbaren Indie-Rock-Songs wie ,,1990‘‘ oder ,,Sisters‘‘ auf die Massen überträgt, ist unverkennbar.39468361_2066323053391407_2361379736669650944_o

Als nächstes war es die Aufgabe der Jungs von Von wegen Lisbeth, die Besucher auf das vorzubereiten, was sie an diesem Abend noch erwartete. Und wie ginge das besser als nach dem Vorbild der Ruhe vor dem Sturm, ganz im Sinne des Indie-Pops, bevor der Punk die Bühne erobert.

Es war an der Zeit dem 11. Green Juice Festival den Rest zu geben. Diese Aufgabe wurde keiner geringeren Band als The Subways zugeteilt, welche diese gewissenhaft und lückenlos erfüllte. Dabei hieß es ein letztes Mal für dieses Jahr so richtig einen drauf machen, unter einem Feuerwerk der schillerndsten Gitarrenriffs.

Auch wenn das diesjährige Green Juice Festival erste Startschwierigkeiten auf sich nehmen musste, konnten die Veranstalter auf ihre Fans und treuen Unterstützer zählen und zusammen mit den Künstlern für ein unvergessliches Green Juice Festival 2018 sorgen. Mit jedem Besuch des Festivals kann man spüren, wieviel Herzblut und Schweiß das Organisationsteam in ihr anfängli39536023_2066322820058097_7863553599593250816_och kleines Projekt steckt, welches durch harte Arbeit und Geduld nun zu einem vielsagenden Event geworden ist. Ob man im Jahr 2019 mit einem zwölften Green Juice Festival rechnen kann, bleibt jedoch abzuwarten: ,,Wir wollen in jedem Fall weitermachen- aber eben ohne Zittern kurz vor dem Festival und mit einer gesicherten Basis. Deshalb melden wir uns erst in Kürze mit unserem genauen Plan für 2019.‘‘ , erklärte der Festival-Geschäftsführer Julian Reininger. Es heißt also abwarten und hoffen!

 

 

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Fotos: (c) Florian Hilger für www.shout-loud.de