Livereview: Idles + Support, Zakk Düsseldorf, 03.11.2018

“Joy As An Act Of Resistance“: Idles haben in der ausverkauften Zakk-Halle die bitternötige Revolution angezettelt.

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Diese läuft im Vorprogramm noch mit etwas Startschwierigkeiten an, denn John-Schlagzeuger und -Sänger John (auch das zweite Bandmitglied trägt den Namen John, spielt allerdings Gitarre) zerstört während des dritten Songs die geliebte Bass Drum, kann sich aber die Bass Drum von Idles-Trommler Jon – richtig, nicht John – Beavis leihen. Nach einer kurzen Umbaupause, die vom Gitarren-John mit etwas Geklimper untermalt wird, feuert das Duo wieder aus den aufgeladenen Noise-Kanonen, ohne jedoch die Eingängigkeit der großartigen Idles zu erreichen.

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Diese strapazieren hingegen zunächst stark die Nerven der 800 Fans, indem sie diese statt der üblichen 30 Minuten insgesamt 50 Minuten warten lassen, bis “Colossus“ losrollt. Idles betreten nach und nach die Bühne, spätestens zum unwiderstehlichen Break am Ende des Songs haben aber alle fünf Bandmitglieder ihre Position gefunden und können betrachten, wie sich im Publikum Ekstase breitmacht. Das Energielevel ist sowohl vor als auf der Bühne hoch: Zu fast jedem Song wird wild gemosht und enthusiastisch mitgegrölt. Gegrölt ist dabei der richtige Ausdruck. Was Frontmann Joe Talbot mit seiner Stimme veranstaltet, hat nichts mit Schönheit zu tun, gerade deswegen ist der Noisepunk seiner Band jedoch so authentisch und mitreißend. Den Text von “Danny Nedelko“ kennt mittlerweile jeder im Publikum und mit “Samaritans“, “Television“ und “Great“ spielen Idles das dritte Viertel ihres aktuellen Albums auch live am Stück, ehe sie zu “Benzocaine“ zwei weibliche Fans auf die Bühne holen und diesen ihre Gitarren umhängen.

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Das sehen einige weitere Fans als Anlass, auf die Bühne zu klettern und dort währenddessen auszuharren. Talbot weiß nicht so recht, wie er mit der Situation umgehen soll und macht einfach das was er am besten kann: Grimmig gucken. Als sich die feierwütigen Fans wieder verzogen haben, gibt’s noch “Exeter“, das Solomon Burke-Cover “Cry To Me“, “Well Done“ und “Rottweiler“ auf die Ohren und dann ist nach 80 Minuten Schluss. Trotz des nicht ganz so drückenden Sounds und einer fast zu vollen Halle haben Idles erneut unter Beweis gestellt, dass sie nicht nur das vielleicht beste Album des Jahres veröffentlicht haben, sondern auch zu den derzeit wichtigsten Punk-Bands in Europa gehören. “Well Done“!

© Fotos von Joshua Lehmann