Livereview: Marmozets + Support, Kesselhaus Wiesbaden, 29.10.2018

Nur etwas mehr als ein halbes Jahr später kehren die aus zwei Geschwistergruppen bestehenden Marmozets wieder zurück zum europäischen Festland. Wie der Abend im Wiesbadener Kesselhaus verlaufen ist lest ihr hier.

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Es ist knapp 20 Uhr, als die lokalen 8Kids aus Darmstadt den Abend eröffnen. Zu hören ist hier emotionaler Post-Hardcore in Dreierformation, nämlich mit zwei Gitarren, Gesang und Schlagzeug – der Bass ertönt mit starkem Wummern aus der Buchse. Leider hilft der etwas unausgewogene Sound dem Ganzen nicht so ganz auf die Sprünge, was die Band jedoch mit intensivem Songwriting wettmacht. Frontmann Jonas Jakob, der ebenso in Reihenformation steht wie seine Bandkollegen auch, bietet eine starke gesangliche Leistung, die in ihren besten Momenten an Casper erinnert und das Publikum packt. Alle drei Musiker spielen solide zusammen, weshalb die halbe Stunde daher im Flug vergeht. Dennoch lässt sich danach fragen, wieso das phänomenale „Zerbrechen“ nicht auch einen Platz auf der Setlist ergattern konnte – schade! Alles in Allem bieten die 8Kids trotzdem etwas für Auge und Ohr, dass man sich gerne noch einmal im intimeren Rahmen bei einer Headline Show anschauen sollte.

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Nach einer Umbaupause, die statt 30 letztendlich doch 50 Minuten dauert wird das langsam ungeduldig werdende Publikum von Marmozets zuerst mit „Play“ belohnt. Wenngleich die erste Hälfte des Liedes noch dazu dient, die Menge aus dem scheinbaren Schlafwandeln wachzurütteln, so entsteht später der erste von vielen Pits des Abends. Hierbei ist anzumerken, dass diese sehr viel Spaß machen, da beim fröhlichen Pogen und Springen geblieben wird, während die Freude einem jeden sichtlich ins Gesicht geschrieben ist. Sängerin Becca Macintyre verliert im Verlaufe des Abends nicht all zu viele Worte, drückt jedoch zwischendurch ihre Dankbarkeit für das zahlreiche Erscheinen und die verschiedenen Menschenmengen bei Marmozets Konzerten aus. Wie bei einer Beschleunigung von 0 auf 100 sprintet das Quintett durch seine Lieder von beiden Alben, wobei man sich kaum für einen Favoriten entscheiden kann. „Move, Shake and Hide“ beispielsweise dient als wohl stärkster Katalysator für feuriges Moshen, während „Captivate You“ den einzig ruhigeren Song bildet. Letzterer wird rührend abgeschlossen, als Becca sich von Fans umringen und von diesen mit dem Kehrvers besingen lässt.

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Doch der Fokus bei Marmozets ist, anders als bei vielen Projekten, ganz und gar nicht nur auf der Frontfrau: Joshua Macintyre stellt wohl das wildeste Mitglied der Band dar, was sich nicht zuletzt durch seine energetischen Sprünge oder das frequente Besteigen seines Schlagzeughockers äußert. Bei Marmozets steht nichts still, die Musiker bewegen sich ebenso ausgelassen wie das Publikum. Passend zur explosiven Performance stimmt auch der Livesound, welcher zugleich durchsichtig ist und enorm drückt. Potentiell auf Platte poppig klingende Lieder wie „Lost in Translation“ erweisen sich in diesem Rahmen als druckvoll und mitreißend. Die starke Kumulation von Schweißtropfen zeugt von einer gelungenen Setlist, welcher man beim Meckern auf höchstem Niveau nur das Fehlen von Fan-Liebling „Born Young and Free“ negativ anstreichen kann. Eine Zugabe seitens der Band bleibt aus, was die erschöpften Teile des Publikums wohl weniger zu stören geschienen hat.

Grundsätzlich wird an diesem Abend die gleiche Setlist wie zuvor im Februar geboten, was keinesfalls schlecht ist, aber eben auch nicht hervorragend. Zusammenfassend sollte man trotzdem immer betonen, dass Marmozets eine unfassbar gute Liveband sind, ganz egal, ob sie nun 30 Minuten oder eine Stunde spielen. Unsere Empfehlung: unbedingt im Auge behalten und anschauen.