Es ist nie zu spät, in eine neue Richtung zu gehen, vor allem, wenn man weiß, dass es die richtige ist. Und wie so oft vor diesen wegweisenden Entscheidungen, irrt man kurz zuvor ziellos herum, zerrissen und oft gebrochen in einer Welt voller (Un-)Möglichkeiten. Ganz so aussichtlos war es bei der neuen Münchner Band YOUTH OKAY nicht und dennoch waren sie verdammt nah dran.
Bei YOUTH OKAY stand der Wille zu radikaler Erneuerung noch vor der ersten Bandprobe im Winter 2018. Nach 8 Jahren im Musikbusiness, in denen sie mit ihrer Vorgängerband „Naked Superhero“ nicht nur gehörig Live-Erfahrung bei weit über 300 Konzerten gesammelt, sondern sich auch eine respektable Fan-Basis erspielt haben, war kreativ alles gesagt. Die 6 jungen Münchner steckten in der berühmt berüchtigten Sackgasse fest und beschlossen kurzerhand die bereits aufgenommenen Songs für ein neues Album komplett zu löschen und ganz von vorne zu beginnen. Ohne zu wissen, wo genau dieses „vorne“ ist. Sänger Daniel Fahrländer kann sich nicht mehr genau erinnern, wer den Anstoß gab, aber „als die „Dinger“ auf einmal über die Effektgeräte liefen, klang das abgefahren. Wir sind im Proberaum ausgeflippt.“ Mit „Dinger“ meint er die Trompete und Posaune, die schon immer einen festen Platz im Bandkonstrukt hatten, aber durch die Verfremdung der Effektgeräte auf einmal als Alleinstellungsmerkmal zu erkennen waren. Der neue Sound, den YOUTH OKAY selbst als Alternative BrassFX bezeichnen, war geboren und beflügelt. Inmitten der Aufbruchs-Euphorie zieht sich Daniel Inspiration aus einem Vorfall in seinem engsten familiären Umfeld: Depressionen, die ein Leben komplett gewendet haben. Der Tod seiner Mutter vor einigen Jahren veranlasst ihn, seine innersten Gedanken der letzten Jahre nochmal neu aufs Papier zu bringen und somit beiläufig das inhaltliche Konzept für TURNS zu skizzieren: In Zeiten von belangloser Popmusik und emotionaler Oberflächlichkeit hat die Band auf ihrem Debüt-Album etwas zu sagen, geht emotional tief, traut sich, auch mit schmerzhaften und unbequemen Wahrheiten anzuecken und die Hörer auf eine Reise aus ihrer Komfortzone mitzunehmen, wenn nicht sogar zu mitzureißen. Auf mutige Art und Weise beweisen YOUTH OKAY ein besonderes Gespür, wenn es darum geht, Geschichten zu erzählen. Das Resultat? Ehrliche, tiefgründige, dringliche und euphorische Alternative –und Punkhymnen, in Form gegossen von keinem Geringeren als Sebastian Hafner (ITCHY) der die Band mit dem nötigen Druck für den Neustart ausgestattet hat.
Neben politisch und gesellschaftlich aktuellen Themen wie Migration oder Umweltverschmutzung, liegt Ihr Augenmerk auf dem Umgang mit persönlichen, emotionalen Herausforderungen. Dabei prangern YOUTH OKAY nicht an oder verteufeln, sondern versuchen, zu helfen und mögliche Auswege aufzuzeigen. Für das neue Album arbeiten sie Hand in Hand mit Hilfeeinrichtungen für psychisch Erkrankte und wollen diesen vermeintlichen Makel, der mittlerweile in der großen Mitte der Gesellschaft angekommen ist, enttabuisieren. „Du bist nicht allein“, so die Message – „es gibt einen Ausweg, wenn wir zusammenstehen“ vermitteln der Tonus der Inhalte sowie auch die Musik selbst. Und so wird es besungen, ja gemeinhin beschworen, das Hoch nach einem zwischenzeitlichen Tal, die Hoffnung auf bessere Zeiten und auf ein Miteinander anstelle des Gegeneinanders.
YOUTH OKAY wagen das Abenteuer und setzen mit ihrem neu gedachten Alternative-Rock, der zerrt, mitreißt, schwitzt und atmet, mit diesen tief überzeugten Texten und Blechblasinstrumenten, die wie Synthesizer anmuten, auf die garantiert richtige Karte. Die ersten neuen Konzerte stehen in den Startlöchern und die Live-Qualitäten werden mit den starken neuen Songs und der Energie des Aufbruchs nochmal ganz neue Möglichkeiten für die Jungs in 2019 bereithalten. Darum geht es: Es ist immer alles möglich. Man muss es nur machen.
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