Livereview: Pup + Support, Luxor Köln, 07.11.2019

Den stetigen Wachstum von Pup kann man perfekt daran festmachen, welche Venues die Kanadier in Köln bereits ausverkauft haben. Nach dem MTC (Kapazität: 300) im vergangenen April war nun das fast doppelt so große Luxor an der Reihe.

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Nicht weit vom rund 500 Konzertbesucher fassenden Club am Rande der Innenstadt liegt nicht nur das MTC, sondern auch das 200 Konzertbesucher fassende Blue Shell, in dem Pup im Januar 2017 eine ausverkaufte Show gespielt haben. Die innige Beziehung zwischen der Domstadt und den Punkrockern von der anderen Seite der Welt geht aber noch weiter, denn Gitarrist Steve Sladkowski hat seinen Geburtstag bereits zweimal in Köln feiern dürfen, wie er dem Publikum zwischen zwei Songs erzählt. Das wird vorher aber noch Zeuge einer rundum gelungenen Support-Show der Norweger_innen Sløtface. Das Quartett veröffentlicht Ende Januar sein zweites Album Sorry For The Late Reply und hat bereits einige Singles des Nachfolgers vom 2017er Debütalbum Try Not To Freak Out im Gepäck. Sowohl die alten als auch die neuen Songs tangieren zwischen zuckersüßem Indie und stürmischem Punkrock, zu dem es sich wunderbar tanzen und springen lässt. Beide Kriterien erfüllt das hochmotivierte Publikum ohne zu Zögern, Sängerin Haley Shea stellt zudem sicher, dass im Moshpit auch genug Frauen vertreten sind. Zuvor müssen aber alle vertretenen Geschlechter zusammenhalten, um Bassist Lasse Lokøy über die Menge tragen zu können.

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Das ist zudem die perfekte Aufwärmübung für den anschließenden Auftritt von Pup, denn neben Frontmann Stefan Babcock nutzen im Verlauf der etwa 65-minütigen Show auch zahlreiche Fans die Gelegenheit zum Crowdsurfen – wenn der überbordende Moshpit es denn erlaubt. Während andere Bands ihre Publika erst etwas warmspielen müssen, steht bei Pup ab dem Opener und Titeltrack des aktuellen Albums Morbid Stuff wildes Herumspringen auf der Agenda. Der Kontrast aus lebensbejahenden Gitarrenmelodien, einem rohen Sound und den morbiden Lyrics von Babcock lässt aber auch kaum etwas anderes übrig, als aufgeregt umher zu hüpfen und die humorvoll-melancholischen Texte voller Inbrunst mitzusingen. Das mit dem Mitsingen klappt bei den Singles Kids und Free At Last natürlich besonders gut, doch auch bei weniger bekannten – und dennoch fantastischen – Songs wie Scorpion Hill übertrifft die Lautstärke einiger hundert Fans die von Babcocks Gesang. Den wird es freuen, schließlich plagt den Gitarristen und Sänger aktuell eine Grippe, was sich gegen Ende der Show in vermehrtem Husten bei seinen Ansagen bemerkbar macht, vom Rest der Band allerdings humorvoll kommentiert wird.

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Babcock ist zudem nicht das einzige Bandmitglied, das sich zwischen den Songs etwas Zeit für Ansagen nimmt. Gitarrist Steve Sladkowski tritt ebenfalls ans Mikrofon und kommt auf seine deutschen Wurzeln zu sprechen. Im gleichen Atemzug bedankt er sich für die enorme Unterstützung für seine Band und erzählt, dass Pup bei jeder ihrer Shows lokale Organisationen unterstützen wollen, um etwas von dieser Dankbarkeit zurückzugeben. Die Wahl für die Kölner Show – und vermutlich auch die restlichen Konzerte in Deutschland – fällt auf den Berliner Verein Sea-Watch, der seit 2015 im Mittelmeer in Seenot geratene Flüchtlinge rettet. Bei späterer Betrachtung der Spendenbox scheint dieser Spendenaufruf wirklich gefunkt zu haben, der folgende Applaus nach Sladkowskis Rede ist also nicht von scheinheiliger Natur. Ebenso wenig wie die folgenden Kracher ReservoirFull Blown Meltdown und das Song-Doppel If This Tour Doesn’t Kill You, I Will und DVP. Danach ist Schluss und auf Babcocks Wunsch – er hasst Zugaben – verlässt seine Band zu „No more songs“-Rufen des Publikums die Bühne. Gegen einen Bruch dieser charmanten Ansicht hätte allerdings wahrscheinlich niemand im Publikum etwas einzuwenden gehabt.