Nachdem Adam Angst auf ihren ersten beiden Neintology-Touren bereits in Wiesbaden und Frankfurt gastierten, ist auf der dritten Rutsche mit Mainz eine weitere Großstadt aus dem Rhein-Main-Gebiet an der Reihe.
Der Stopp in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt stellt dabei das drittletzte Konzert mit dem aktuellen, zweiten Album dar. Während in der ersten Tour-Woche Grillmaster Flash als Support mit an Bord gewesen ist, dürfen in der zweiten Woche The Deadnotes im Vorprogramm der Kölner auftreten, während Crispr Cas Method beim Tourfinale in der Heimat den musikalischen Anheizer mimen dürfen. The Deadnotes kommen aus Freiburg, haben sich bereits 2011 gegründet und spielen mitreißenden Emo-Indie-Punk der Marke Spanish Love Songs. Den hat das Trio bislang auf ein Album gepresst, der Nachfolger des Debütalbums I’ll Kiss All Fears Out Of Your Face wird am 14. Februar erscheinen und den Titel Courage tragen. Aus diesem präsentieren die Breisgauer mit Hopeless Romantic eine erste Single, die stellvertretend für den zwischen mitreißend und gelassen changierenden Sound der Band steht, die dabei das Gefühl verkörpern soll, dass durch die dreimalige Reise nach Großbritannien für die Aufnahmen des neuen Albums entstanden ist: Leidenschaft und Herzblut für ehrliche Musik, bei der es ganz egal ist, ob fünf oder 500 Leute vor der Bühne stehen.
Im vor ziemlich genau einem Jahr wiedereröffneten Mainzer KUZ dürften heute um die 500 Leute vor der Bühne stehen, zumindest wirkt der von Industriecharme gepickte Saal halbvoll. Anstatt des Neintology-Intros Der Beginn von etwas ganz Großem betreten Adam Angst auf der laufenden Tour zum Instrumental des Coldplay-Hits Viva La Vida die Bühne und zwischen das Show-Intro und Punk hat sich im Vergleich zur ersten Neintology-Tour mittlerweile Flieh von hier gemogelt. Ansonsten wirkt der Showverlauf ziemlich vertraut: Nach Alexa ertönt der gleichnamige virtuelle Sprachassistent aus den Lautsprechern – wenn auch in einer überarbeiteten Version – und kündigt Alle sprechen Deutsch an. Und wie auch schon im ausverkauften Wiesbadener Kesselhaus vor gut einem Jahr stellt Frontmann Felix Schönfuss während der erweiterten Version des Songs seine Band vor und wird selbst von Gitarrist David Frings vorgestellt. Wochenende. Saufen. Geil. gibt es auf der laufenden Tour dagegen zum ersten Mal seit dem Festivalsommer 2018 live zu hören.
Dabei wäre es wahrscheinlich fast egal, welche Songs Adam Angst dem Mainzer Publikum präsentieren würden, die Stimmung ist durch und durch mehr als ausgelassen, kaum ein Song kommt ohne Moshpit über die Runden und der Sound und das Zusammenspiel der Band lassen kaum zu wünschen übrig. In Professoren scheint die Stimmung fast überzukochen und am vermeintlichen Zenit des Abends ist vorerst Schluss. Für die Zugaben hat sich das Quintett allerdings besondere Schmankerl überlegt: Nach einem Medley von Lauft um euer Leben und Kriegsgebiet gibt es mit Junge ein äußerst gelungenes Die-Ärzte-Cover, bevor Splitter von Granaten nach etwa 75 Minuten einen höchst politischen und vier Jahre nach der Veröffentlichung des Songs leider noch immer sehr aktuellen Schlussstrich unter ein starkes Konzert zieht.