Der sommerliche Indie-Electro-Folk-Pop von Milky Chance scheint perfekt für ein „Picknick Konzert“ am Ende des Sommers und der gleichnamigen Konzertreihe am Schlachthof Wiesbaden. Dabei haben Band und Publikum die Rechnung ohne das Wetter gemacht.
Wie bei so einigen gastierenden Künstler*innen der dreiwöchigen Open-Air-Konzertreihe war die Nachfrage auch bei den Kasselern so groß, dass diese gleich zwei Konzerte hintereinander spielen. Während die Show am Abend restlos ausverkauft ist, strömen bei der Zusatzshow am Nachmittag immerhin gut 500 der zugelassenen 950 Gäste auf das weitläufige Gelände hinter den Hallen des Schlachthofs. Wird der Himmel angesichts zahlreicher Regenwolken vor Beginn der Show noch kritisch beäugt, bringen Milky Chance bei Betreten der Bühne um 15 Uhr immerhin verhaltene Sonnenstrahlen mit. Die halten ganze sechs Songs, bevor zu Don’t Let Me Down (im Original mit Singer/Songwriter Jack Johnson) der Regen einsetzt.
Zuvor spielt sich die Band bereits durch einige ihrer größten Hits: Fado, Blossom, Cocoon und Down By The River folgen in exakt dieser Reihenfolge nach den eröffnenden Fallen und Right From Here. Während sich die Fans der Band mit Beginn der ersten Regentropfen nun erstmal etwas sammeln müssen und gegebenenfalls Regenschirme oder -ponchos auspacken, lassen sich die Musiker davon nicht beeindrucken – ganz im Gegenteil: Der an diesem Nachmittag äußerst redselige und gut aufgelegte Frontmann Clemens Rehbein amüsiert sich sogar prächtig über das Geschehen vor der Bühne („Ist irgendwie witzig“). Als sich nach einem Abklingen des ersten Regens kurze Zeit später ein größerer Schauer über Wiesbaden ergießt, schlägt seine Schadenfreude jedoch in Mitleid um.
Vom unpassenden Wetter lassen sich Band als auch Fans jedoch nicht aus dem Konzept bringen: Während Milky Chance mit jedem einzelnen Song unter Beweis stellen, dass sie zu den besten hiesigen Livebands im Indie-Sektor gehören und zu Recht weltweit verehrt werden, kommt spätestens zum Riesenhit Stolen Dance – inklusive kurzem Singalong der Fans im zweiten Refrain – beste Festivalstimmung auf, nachdem sich der Regen endgültig gelegt hat. Live kommt die Vorliebe der Band für elektronische Tanzmusik zudem besonders gut zur Geltung, wenn Milky Chance manche Songs in einem mehrminütigen Jam aufgehen lassen, was einige Fans mit Rave-ähnlichen Tanzbewegungen quittieren. Einziger Wehrmutstropfen dieses 16 Songs langen Querschnitts durch die bisherigen drei Alben von Milky Chance ist die vergleichsweise kurze Konzertdauer von 80 Minuten. Darüber hinaus kann das erste Gastspiel der Hessen in ihrer Landeshauptstadt als äußerst gelungen eingeordnet werden.
© Fotos von Romy Weidner