Konzertbericht: Love A + Get Jealous, Hannover Kulturzentrum Faust, 17.11.2023

Denk nochmal nach lieber Staat: Die Agrarindustrie klaut den Punks ihre Betten. Vom 12. bis 18. November 2023 findet mit der Agritechnica die weltgrößte agrartechnische Fachmesse statt, was für alle Nicht-Landwirtschaftsinteressierte vor allem überfüllte S-Bahnen und überteuerte Hotels bedeutet. Auch Love A müssen nach ihrem Konzert im Kulturzentrum Faust auf Grund mangelnder bezahlbarer Schlafplätze den Weg nach Hause antreten.

Nicht so weit hat es das Lünebürger Trio Get Jealous, das für Love A eröffnet und spätestens seit diesem Festivalsommer kein Geheimtipp mehr sein sollte. Zu gut und eingängig sind ihre zwei bis dreiminütigen Pop-Punk-Ohrwürmer, die vor allem funktionieren, weil sie Herz, Bauch und Hirn gleichermaßen treffen. Gleiches gilt für Love A, heute mit Maffais Maik Illig als Ersatz für Bassist Dominik Mercier, die ihr Set mit Nachbarn II, gefolgt von Nicht ist leicht und Juri beginnen. Es dauert bis zum dritten Song, bis das Publikum in der gut gefüllten, aber nicht ausverkauften Halle die anfängliche Zurückhaltung zu Gunsten einer bierseligen Euphorie ablegt, die im kollektiven Mitbrüllen des Refrains gipfelt: „Angst und Geld hattest du noch nie/Und du schreist: ‚Das ist Punk, Genie!‘ Das glaubst du nie, nie, nie“. Lauter werden nur Windmühlen und das Pascow-Cover Too Doof To Fuck mitgesungen, welches Sänger Jörkk Mechenbier ironisch mit „Wir spielen Songs von kleinen Punkbands vom Dorf“ ankündigt.

Mechenbier ist und bleibt Fixpunkt bei Love A-Konzerten: Er tigert über die Bühne, rotzt auf den Boden, küsst, hockt, fuchtelt und schreit; und das alles seinem von ihm selbst mehrfach thematisierten Alten-Sack-Dasein zum Trotz. Geht es nicht um sein voranschreitendes Alter und dem damit verbundenen Leiden, huldigt er vor allem Gitarrist Stefan Weyer: „Er und J Mascis haben dem Indierock das Gitarrensolo beigebracht“. Wer wegen des Debüts Eigentlich gekommen ist, muss bis zur Zugabe und dem letzten Song Chefkoch warten, ansonsten spielen sich Love A einmal quer durch ihre Diskografie, vom hibbeligen Punkrock der Anfangstage bis zum teils melancholischen Post-Punk-Sound der Jetztzeit. Für den schönsten Moment des Abends sorgt Brennt alles nieder mit seinem Kirchenchor-Finale, den nach Abklingen der Instrumente das Publikum übernimmt, was Mechenbier und Schlagzeuger Karl Brausch dazu veranlasst mit der Handykamera draufzuhalten, während die ganze Halle singt: „Brennt alles nieder/Fickt das System“.