Pell Mell Festival 2024: Gebührender Abschluss der Festivalsaison

Ende August verwandelte sich das beschauliche Örtchen Obererbach im Westerwald erneut in ein Mekka für Rock- und Metal-Fans. Das Pell Mell Festival, das seit 2006 jährlich tausende Musikbegeisterte anzieht, lockte auch in diesem Jahr mit einer Mischung aus Newcomern und hochkarätigen Genre-Größen auf den ortsansässigen Sportplatz. Angesiedelt zwischen Frankfurt und Köln, in der Nähe von Limburg an der Lahn, hat sich das Event mittlerweile aber weit über die Region hinaus einen Namen gemacht.

Ein Festival mit Tradition

Das Pell Mell Festival wurde vor 17 Jahren ins Leben gerufen und hat seitdem stetig an Zuwachs gewonnen. Der Verein zur Jugendkulturförderung Obererbach e.V., gegründet von einer Gruppe junger Menschen mit einer gemeinsamen Leidenschaft für Rockmusik, organisiert das Event ehrenamtlich. Wie mir Dominik Pörtner, der 1. Vorsitzende des Vereins, im Vorgespräch erzählte, besetzt der 130 Personen starke Verein, jegliche Form von Diensten aus dem eigenen Team oder mit Freunden und Bekannten und dass der Verein bekannt für sein familiäres Umfeld und die enge Zusammenarbeit innerhalb des Teams ist. Diese familiäre Atmosphäre ist vor Ort definitiv spürbar und ist einer der Gründe, warum die Besucher das Festival so sehr schätzen.

Hochkarätige Acts und Platz für Newcomer

Im Genre-Dschungel konnte man sich auf dem Pell Mell auch in diesem Jahr auf eine bunte Mischung aus Metalcore, Hardcore, Punk, Rock und Ska freuen. An den beiden Festivaltagen traten insgesamt 21 Bands auf zwei Bühnen auf. Besonders hervorzuheben sind hier die Headliner Skindred und Clawfinger. Mit Skindred hat man den bisher wohl international bekanntesten Act auf das Pell Mell geholt – die britischen Reggae-Metal-Legenden sorgen seit Jahren für beste Stimmung auch auf großen Festivals, wie nicht zuletzt auf den diesjährigen Ausgaben von Rock am Ring und Rock im Park.

Line-Up: Skindred, Clawfinger, Emil Bulls, Deine Cousine, Paleface Swiss, Ferris, Siamese, From Fall to Spring, Mal Élevé, 100 Kilo Herz, As Everything Unfolds (abgesagt, Ersatz: King Nugget Gang), Our Promise, Avalanche Effect, Accvsed, Make the Day, Rambo Ramon, VMZT, Akuma Six, Lowknox, Four Monkeys (Aftershow-Party), Jak’s Garage (Aftershow-Party) 

Der Freitag bot neben Headliner Clawfinger, unter anderem Emil Bulls, Deichkind-Legende Ferris oder die Metalcore Newcomer aus Deutschland Our Promise. Die angekündigten As Everything Unfolds mussten zuvor leider absagen, deren Slot übernahm spontan die King Nugget Gang.

Am Festivalsamstag wurde dann nochmal die tolle Genre-Mischung des Pell Mell aufgefahren, von Anime-Trap-Metal von Akuma Six über Alternative-Rock der Dänen Siamese bis zum Beatdown-Deathcore unserer Schweizer Nachbarn Paleface Swiss.

Bei eben diesen ging es dann auch endlich für mich bei herrlichem Sommerwetter und strahlendem Sonnenschein los. Und einen besseren Auftakt hätte man sich nicht wünschen können, denn „Switzerland‘s finest heavy music“ haben auf der Sparkasse-Bitburger Stage ihrem Namen alle Ehre gemacht. Mit „Please Ende Me“ eröffneten die Schweitzer ihr Set und animierten mit ihren Aggressiven Riffs und schweren Bässen sofort zum Headbangen und Moshen.  Frontmann „Zelli“ sorgte mit seinen Ansprachen und einer Prise Humor auch für den ein oder anderen Lacher und allgemein guter Stimmung im Publikum. Spätestens bei Songs wie „Pain” oder „Suppressing Times” wurden die Gesichter dann aber wieder ernst, schließlich musste gemosht werden. Der Hartplatz des Pell Mell verwandelte sich so schnell in eine ordentliche Staubwüste. Nachdem das Publikum dann richtig angeheizt war, wurde es erstmal Zeit für eine kleine Pause, bis dann Deine Cousine die Stage übernahm.

Wer jedoch im Flow bleiben wollte, konnte vor die kleinere Moonshine-Stage wechseln, die auf dem übersichtlichen Gelände, nur einen Katzensprung weit entfernt war. Dort übernahmen die Mainzer Punkrocker VMZT die Bühne, die schon seit Jahren, dass Pell Mell regelmäßig beehren.

Auf der Hauptbühne übernahm dann Deine Cousine das Zepter, die seit ihrem Debütalbum 2019 und ihrer Tour mit Udo Lindenberg die deutsche Rockszene kräftig aufmischt. Ein besonderer Höhepunkt – ein Gesangspart aus den Reihen der Zuschauer: Als schließlich ein Fan die Gelegenheit bekam, den Gesangspart von Costa, dem Sänger von Sondaschule, beim Song „Der Himmel ist ne Kneipe“ zu übernehmen. Ein unvergesslicher Moment.

Das gute am Pell Mell, es gibt keine Überschneidungen. So konnte das Publikum entspannt zur Moonshine Stage wechseln. Dort heizten From Fall to Spring die Crowd gebührend für den folgenden Headliner auf. Sowohl der Platz vor als auch der auf der Bühne (Sechs Bandmitglieder, davon zwei Sänger)  war vielleicht sogar zu gut gefüllt, war das Gedränge vor der kleinen Stage dann doch groß (Ein Gefühl, dass man vor der großen Bühne übrigens nie hatte). Dies tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch und so wurde zu Songs wie „DESTINY“, „RISE“ oder „BR4INFCK“ abgegangen.

Bis es dann um 23:20 Uhr Zeit wurde für den Headliner des Tages: Skindred. Im Gepäck hatten die Jungs ihr achtes Album „Smile“ mit Hits wie „Gimme that Boom“, „If I Could“ oder L.O.V.E., dass es im August 2023 bis auf Platz 2 der UK-Albumcharts geschafft hat. Bei 75 Minuten Spielzeit blieb aber auch genug Zeit für Dauerbanger wie „Nobody“, „Pressure“ oder „Rat Race“. Aber auch ruhigere Songs wie „Life That’s Free“ und „Our Religion“, die man bei kürzeren Auftritten wohl eher nicht zu hören kriegt, fanden ihren Platz zwischen den ganzen Stimmungsmachern. Und gute Stimmung haben die Waliser rund um Frontman Benji Webbe auf jeden Fall von der Insel mitgebracht. Als die Band wie gewohnt mit dem aus Star Wars bekannten „Imperial March“ die Bühne betrat und ein im schwarzen Mantel gehüllter Benji mit „Set Fazers“ das Set eröffnete, war der Platz vor der Sparkasse-Bitburger Stage doch gefühlt nochmal um einiges voller als bisher. Die Band die für ihre energetischen Auftritte und ihre „crowd work“ bekannt ist, schaffte es auch die hinteren Reihen zum Mitspringen und -singen zu animieren. Eine Wahl hat man sowieso nicht, wird der ein oder andere „Bewegungsmuffel“ doch gerne mal von Benji „outcalled“. Spätestens beim Abschlusssong „Warning“ war dann aber auch der Letzte beim sogenannten „Newport Helicopter“ dabei, wie die Band das Herumwirbeln mit einem Kleidungsstück über den Kopf benannt hat.

Volles Haus in Obererbach

Mit mehr als 4000 Besuchern war das Festival an diesem Wochenende sehr gut besucht und hat die Einwohnerzahl des kleinen Ortes Obererbach kurzerhand verachtfacht. Der Campingplatz bot Platz für rund 1200 Personen und war bei herrlichem Sommerwetter genauso wie. Die Tagestickets für Samstag komplett ausverkauft.

Trotz der vielen Besucher entstand auf dem überschaubaren Gelände nie wirklich ein Gedränge, auch das Verlassen des Festivalgeländes nach Skindred am frühen Sonntagmorgen war reibungslos. Einzig die Sitzplätze waren ständig belegt und gerade zu den Abendstunden zogen sich die Schlangen am Getränkestand schon sehr in die Länge.  Die Auswahl gerade an Getränken ließ jedoch keine Wünsche offen und auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt, darunter auch ein veganer Stand. Wirklich viele Merchstände und ein mobiles Tattoostudio komplementierten das Aufgebot.

Fazit

Obwohl das Pell-Mell im Laufe der Jahre immer größer wurde und mittlerweile auch internationale Bands den Timetable füllen, kommt die Förderung des Nachwuchses auch bei der achtzehnten Auflage nicht zu kurz und das Pell-Mell ist und bleibt eine tolle Plattform für die heimische Musikszene, wie es sich der Verein von Anfang an auf die Fahnen geschrieben hat. Das Pell Mell ist einerseits familiär, andererseits aber auch groß genug, um den Fans einiges bieten zu können – ein großartiger Abschluss der Festivalsaison!

Die nächste Ausgabe findet übrigens vom 5.-6. September 2025 statt!

Fotos und Bericht von Julian Weberskirch.