Konzertbericht: Blond + Blush Always, Frankfurt Sankt Peter, 28.11.2023

Auf der Tour zu ihrem in diesem Jahr erschienenen zweiten Album Perlen beweisen Blond, dass sie nicht nur ausgezeichnete Songwriter*innen, sondern auch hervorragende Entertainer*innen sind.

Der Lohn für einen starken Nachfolger zu ihrem Debütalbum Martini Sprite (2020) ist eine größtenteils und teils Monate im Voraus ausverkaufte Tour. Für das heutige Konzert sind etwa seit Mitte August alle Karten vergriffen. Das Chemnitzer Trio hätte also vermutlich auch größere Locations im Rhein-Main-Gebiet füllen können. Für den Moment ist es die 900 Menschen fassende Jugend-Kultur-Kirche mit ihrem schmalen, aber langgezogenen Konzertraum.

Auf dessen ebenfalls etwas schmalen Bühne tritt zunächst Katja Seiffert alias Blush Always mit dreiköpfiger Liveband auf. Die Leipziger Singer/Songwriterin hat Ende September ihr Debütalbum You Deserve Romance veröffentlicht, von dem das Quartett heute sechs Songs spielt, die von Drop Of Rain sowie Postpone von der 2022 erschienenen EP Postpone ergänzt werden. Während Seiffert in ihren Ansagen zunächst etwas schüchtern wirkt und erst im Verlauf des 30-minütigen Auftritts auftaut, überzeugt ihr englischsprachiger, mal ruhiger und dann wieder druckvoller Indierock direkt von Beginn an. Während die Visagen der Musiker*innen größtenteils im Dunkel der düsteren Lichtshow verschwinden, überthront Seifferts Stimme stets die nicht gerade leise abgemischte Musik ihrer Band.

Da setzen Blond anschließend noch einen drauf, dass man bei den wummernden Interludes immer wieder Angst haben muss, dass die Kirche gleich in sich zusammenfällt, was glücklicherweise nicht passiert. Vorher tanzt und singt sich das Publikum zum Wir sind Helden-Klassiker Nur ein Wort warm und bevor Blond nach dem atmosphärischen Intro mit Durch die Nacht eröffnen, stimmt die Menge die „Auf geht’s Blondis kämpfen und siegen“-Sprechchöre des PerlenIntros an, die noch mehrfach während der folgenden 90 Minuten folgen sollen. Zum zweiten Song Mein Boy wird der erste Moshpit des Abends geöffnet, während beim ersten älteren Song Kälberregen Sankt Peter von Discolichtern erhellt wird. Danach folgt der mittlerweile obligatorische Tanz von Nina und Lotta Kummer, zu dem die beiden sowie Bassist und Keyboarder Johann Bonitz die erste Schicht ihrer insgesamt aus drei Schichten bestehenden Blumenanzüge ablegen. Nach dem Adressieren der zahlreichen Schilder im Publikum folgt bereits der Indie-Hit Ich sage ja, zu dem erstmals lautstark mitgesungen wird.

Nach dem krachenden Thorsten folgt vor Sims 3 der erste längere Übergang zwischen zwei Songs, den die Kummer-Schwestern nahezu kabarettartig gestalten, in dem sie über exzessives Gaming philosophieren. Vor der von bunten Seifenblasen ergänzten Ballade Immer lustig bedanken sich Blond dafür, dass ihre Blondinator genannten Fans ihnen stets ein gutes Gefühl geben würden. Danach vollziehen Blond eine 180-Grad-Wende, wenn Lotta Kummer das Publikum fragt, ob dies Bock auf Stress habe, woraufhin mit Oberkörperfrei ein waschechter HipHop-Song folgt, zu dem der zuvor geschlossene Moshpit neu eröffnet und bis zum Konzertende auch nicht mehr geschlossen wird. Nach dem Ablegen einer weiteren Schicht ihrer Outfits, schicken Blond Toxic eine mehrminütige Hypnose voraus, welche die Fans zum Kauf von Merchandise anregen soll. Mit Dance With Somebody folgt anschließend ein überraschendes, aber gelungenes Mando Diao-Cover, zu dem Blush Always noch einmal die Bühne betritt und Blond gesanglich unterstützt.

Auch ihrer Menstruationshymne Es könnte grad nicht schöner sein schicken Nina und Lotta Kummer eine minutenlange kabarettartige Überleitung voraus und fordern das Publikum dazu auf, sich um die eigene Achse zu drehen, um die Menstruationsschmerzen der Musiker*innen auf der Bühne zu lindern. Vor der finalen Strophe appelliert Nina Kummer zudem, einen Moshpit in Form eines Uterus zu formen, was jedoch nur bedingt klappt. Sanifair Millionär spendieren Blond anschließend einen Live-Remix, indem sie den Songtext über die Beats von SexyBack (Justin Timberlake, Timbaland), Candy Shop (50 Cent) und Better Off Alone (Alice Deejay) rappen, während ihre Outfits bunt zu blinken beginnen. Zur ersten Zugabe Du und Ich betritt das Trio die Bühne in weißen Kleidern – inklusive Schleier – Lotta Kummer schickt dem Song aber noch eine auf der Blockflöte gespielte Version von The Final Countdown voraus. Mit Spinaci folgt der heute älteste Song, ehe Blond einen durchweg unterhaltsamen Auftritt mit dem großartigen Männer beschließen.

© Fotos von Valentin Krach