Wie könnte sich das Ende der Halestorm-Tour passender ankündigen als mit einem echten Sturm? Die Band um Lzzy Hale und ihre Begleiter Wilson und Nothing More hätten sich den Tage nicht besser aussuchen können. Kaum war das Publikum in einheitlich schwarzer Garderobe in der Music-Hall Köln eingetrudelt, konnte die Party beginnen.
Den Abend eröffnete Wilson. Und wie. Vom ersten Betreten der Bühne mit Marschtrommel bis zu ihrem letzten Song pure Energie. Mit fettem Sound und Witz (Im Song College Gangbang geht es wirklich um Sex? Gut, dass ihr uns gewarnt habt) überzeugten Wilson schnell, dass sie nicht nur die obligatorische Vorband waren, sondern dass man diese Band im Auge behalten sollte, allein schon wegen ihrer Performance. Das Crowdsurfing des Frontmannes ist eindeutig die neue Goldhoffnung der U.S.A., sollte es jemals olympisch werden. Man könnte vielleicht daran zweifeln, dass Köln die einzige Stadt ist, die während der Tour Wilsons Liebesbekundungen von der Bühne erhalten hat, aber zumindest war die Erwiderung ehrlich. Wilson, wir lieben euch auch.
(Ganz frisch zum habhaft werden auf jene Weise, die euch gefällt: Wilsons Album Full Blast Fuckery)
Ich muss gestehen, ich bin ein klarer Gegner des Konzeptes zweier Vorbands. Zu oft ist eine der beiden überflüssig oder noch schlimmer, einfach schlecht. Ich komme wegen dem Headliner. Natürlich will ich mich zu guter Musik auch ein bisschen aufwärmen, schon einmal testen, wie ich meine Hände in die Luft bekomme ohne meinen Nachbarn ins Gesicht zu schlagen, vielleicht ein wenig herumspringen. Eine Vorband ist für meinen Geschmack genug, dafür mehr von dem Headliner (Oder einfach wie Avantasia: keine Vorband, dafür 3 Stunden volles Programm). Gerade nach der grandiosen Eröffnung von Wilson hatte ich ehrlich gesagt wenig Hoffnung, was Nothing More anging. Nun ja, ich lag falsch.
Das ein wenig elektronisch angehauchte Intro machte direkt klar, dass man nicht eine blasse Verlängerung von Wilson erwarten konnte. Nicht weniger intensiv, aber deutlich anders präsentierten sich Nothing More mit etwas harmonischeren und dunkleren Klängen und viel Schlagwerk. Zwischen Shouts und sauberen Gesang kam auch der Spaß auf der Bühne nicht zu knapp. Offenbar sind alle Bandmitglieder multifunktional, ob jetzt nur an zusätzlichen Drums, Vocals oder vierhändig an einer Gitarre. Als dann eine Horde kaum bekleideter Gitarristen die Bühne stürmten, feierte Nothing More einfach mit, ohne auch nur eine Sekunde nachzulassen. Wahrscheinlich wollten die Kollegen nur den ebenso shirtlosen Frontmann moralisch unterstützen. Nette Menschen. Ausgelassen ging der Auftritt weiter und endete schließlich in einem Schlagzeugfeuerwerk. Nothing More verabschiedete sich würdig von der Tour.
Nach langen, aber kurzweiligen Warten übernahm Halestom die Bühne. Das heiß gerockte Publikum legte mit ihnen los. Das Programm war eine gut gelungene Mischung aus den alten Hits wie Love Bites oder Mz. Hyde und Songs aus dem neuen Album Into The Wild Life. Die ersten Moshpits ließen nicht lange auf sich warten, bei ruhigeren Parts wurde gekuschelt. Auch bei dem Headliner sah man den Spaß auf der Bühne deutlich an. Auch sie blieben von einem Überfall der anderen Bands nicht verschont (diesmal jedoch mit mehr Bekleidung), zum Drumsolo gesellte sich Nothing More’s Frontmann hinzu. Auch Halestorm hat sich Spielzeug mitgebracht. Zuerst dachte ich, Arejay Hale, Drummer der Band und Bruder der Frontfrau, Drumsticks in Armlänge auspackte, jedoch wirbelte er sie durch die Luft als ob er nie etwas anderes getan hätte. Viel zu schnell ging das Konzert zu ende. Nach einer Zugabe verabschiedeten sich die Bands auf der Bühne. Man kann wohl behaupten, dass sie die Tour mit einem Knall beendet haben. Das Tanzverbot zum Karfreitag auf dem Weg nach Hause wurde zumindest bei mir im Auto nur haarscharf eingehalten.
Fotos by: Lars May