Livereview: Parkway Drive + Support, Posthalle Würzburg

Pyrotechnik, Konfetti und Partystimmung – Parkway Drive luden am vergangenen Freitagabend zum Auftakt der IRE Tour in Deutschland in die Würzburger Posthalle ein. Gewappnet mit zwei Assen im Ärmel namens Thy Art is Murder und Architects erwartete den Zuschauer ein imposanter Abend voller Höhepunkte.

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Kontrastierend zu eisigen Temperaturen vor den Toren nahm die ausverkaufte Posthalle die circa 2.100 Besucher willkommen auf. Es schien wie ein großes Familienfest des Metalcore, bei dem Fans aller Art eingeladen waren und auch – zur Freude der Gastgeber – erschienen. In ausgelassener Stimmung wartete das Publikum auf den ersten Act des Abends, nämlich die australischen Deathcore Helden Thy Art is Murder. Nach einem ominösen Intro schwang die Stimmung im Handumdrehen um: aggressive Tritte im Moshpit seitens der Violent Dancer als auch unterstützende, in die Luft gereckte Fäuste kreierten ein Ambiente, welches passender nicht sein könnte. Weniger Bewegung, mehr Härte – so die Devise der fünf Männer, die statt einer wilden Bühnenperformance eher Wert auf eine perfekte Darbietung ihrer technisch anspruchsvollen Musik legten. Besonders Schlagzeuger Lee Stanton, welcher mit zugekniffenen Augen ein gar angestrengtes Bild erweckte, setzte jeden donnernden Schlag gekonnt und sorgte besonders bei „Holy War“ vermehrt für erstaunte Gesichter im Publikum. Auch Ersatzsänger Nick Arthur, welcher für den neulich ausgetretenen CJ McMahon einspringen musste, konnte trotz eines leider undifferenzierten Livesounds der Band eine beträchtliche gutturale Gesangsleistung erbringen. Wenngleich die Australier keinen Sänger mehr besitzen, steht eines fest: Thy Art is Murder wird auch in Zukunft noch die Welt bereisen und neue Fans von sich überzeugen können!

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Nach dreißig kurzen Minuten durfte man bereits die nächste Band, diesmal im Metalcore Gewand, begrüßen. Die Jungs aus Brighton namens Architects verstanden es, eine von vorn bis hinten gelungene Show abzuliefern: Bereits in den ersten Sekunden von Set- und Albumopener „Gravedigger“ wurden intensive Moshpits vorbereitet noch ehe Sänger Sam Carter seine unverkennbare Stimme hören ließ. Der Raum bebte indessen wie die Erde kurz vor einer Vulkaneruption und ließ keine Zuschauer unversehrt! Allein das Zusammenspiel der Musiker war Gold wert und wurde von einer energetischen Bühnenpräsenz ergänzt. Architects schafften es, jeden Zuhörer in ihren Bann zu ziehen und in kurzweiligen vierzig Minuten ein ebenso brachiales wie emotionales Set darzubieten. Besonders der für Metalcore Verhältnisse balladeske Titel „Colony Collapse“ trug mit melodischen Singalong Parts dazu bei, die sanftere Seite der Band zu zeigen, ehe sie mit „These Colours Don’t Run“ Platz machten für den Headliner des Abends. Architects zählen noch immer zu einer der besten Live Bands im Genre. Das Jahr hält viel Neues bereit und man darf gespannt sein, wohin die Reise der Band im neuen Jahr führen wird!

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Die Gesichter rot, wohlige Wärme im Raum – perfekte Konditionen für Parkway Drive!
Nach einer extensiven Hitparade bestehend aus Down Under, Final Countdown und schließlich Bohemian Rhapsody ging um neun Uhr das Licht aus. Hinter einem gigantischen IRE Banner pulsierte das bombastische Schlagzeug im Takt zu den eröffnenden, gitarrenlastigen Takten von „Destroyer“, erste Schatten der Gitarristen wurden erkennbar bis letztlich das Banner fiel und die fröhlichen Surferjungs zu sehen waren. Mächtig stampfend marschierte genannter Song unter Konfetti mit einer Sicherheit und Wucht, dass man nicht sicher wusste, ob es sich hier nun um eine Heavy Metal Band der alten Schule oder Metalcore handelte. War dies von Belangen? Ganz im Gegenteil! Parkway Drive machen einfach gute Musik, was sich auch im restlichen Konzert zeigen sollte, welches von einer gesunden Mixtur Songs verschiedener Alben geprägt war.

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„It’s good to be back here starting the IRE tour in the new year on the northern side of the hemisphere“, lächelte Sänger Winston McCall bevor es mit dem Kracher „Dying to Believe“ weiterging, welcher sich kleinerer Deathmetal Anleihen nicht scheute und einen der heftigsten Breakdowns des Abends bescherte. Da das Niveau stets aufrecht erhalten blieb, folgten Titel wie „Carrion“ oder „Karma“ im Anschluss als absolute Hits einer begeisternden Setlist. Ein riesiges Circlepit füllte die Posthalle nach Aufforderung des Sängers – etwas, was bereits zu Beginn der Performance die Messlatte äußerst hoch hing. Das instrumentale Zusammenspiel des Quintetts war an Präzision kaum zu überbieten – jeder Schlag, jede Note hatte ihren Platz und klang so perfekt, wie man es sonst nur von Legenden gewohnt ist. Der neue Song „Dedicated“ fand zudem zum ersten Mal seinen Platz in einer Konzertsetlist und konnte, wie zu erwarten, von null auf hundert mitreißen – heiße Flammen gezeugt durch Pyrotechnik inklusive.

Mit den Fan Favoriten „Wild Eyes“ als auch „Swing“ verließ die Gruppe schließlich die sichtlich erschöpfte Menge, welche sich heiser gröhlend hörbar machte und erhört wurde. Nach wenigen Minuten Stille meldete sich die Band zurück: Choräle, bedrohliches Rotlicht als auch eine andächtige Haltung McCalls evozierten das Bild einer Beerdigung bevor das epische „Crushed“ in all seiner Gewalt vorgetragen wurde. Gewappnet mit Bengalo appellierte Der Frontmann schließlich zum Mitsingen im finalen „Home is For The Heartless“, bei dem noch ein letztes Mal wildes Pogen spürbar wurde und Feuerregen die Bühne verzierte. Nach knapp einer Stunde und fünfzehn Minuten verließ das Powerpaket die Bühne und ließ nichts zurück neben Flammendunst, schwitzigen Massen und der Erinnerung an eine legendäre Live Performance.

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Das gesamte Konzert vermag keiner weiteren Kritik, da alle drei Bands auf einem sehr hohen Niveau gezeigt haben, wo der Hammer hängt. Insbesondere Parkway Drive verdienen es, als Götter des Metalcore gefeiert zu werden: Mit unnachgiebiger Energie gibt es bei ihren Shows keine Sekunde, in der man still stehen oder etwa keine Freude an dem Feuerwerk finden könnte, was sich dort vor den eigenen Augen abspielt. Ein absolutes Muss für Fans der harten Musik!

© Fotos von Joshua Lehmann

Achtung Spoiler! Hier die Setlist der Show:

Destroyer
Dying to Believe
Carrion
Karma
Dark Days
Vice Grip
Idols and Anchors
Dedicated (Live Premiere)
Deliver Me
Sleepwalker
Wild Eyes
Bottom Feeder
Swing

Crushed
Home Is for the Heartless