Livereview: Beartooth + Support, Kesselhaus Wiesbaden, 22.06.2016

,,I want you to get down. Everybody.’’ Was sich nach einer bewährten Jump-the-fuck-up-Methode anhört, stellte am gestrigen Mittwochabend im Wiesbadener Kesselhaus den Anfang der Show der US-Hardcore-Punks von Beartooth dar. Welche Überraschungen die fünf Jungs sonst noch auf Lager hatten, erfahrt ihr in unserem Livereview!

Während die Sonne noch am Himmel stand, sammelte sich gegen 19 Uhr eine kleine, unscheinbare Menschenmasse vor dem Kesselhaus in Wiesbaden in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof der Hauptstadt Hessens sowie des allseits bekannten Schlachthofs an. In der Menschentraube konnte man einige junge Menschen mit T-Shirts des Hauptacts des Abends oder anderer Core-Gruppen entdecken. Nach kurzer Wartezeit öffnete der kleine Club seine Pforten um 19:30 Uhr für das seit einiger Zeit ausverkaufte Hardcore-Event.

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Im Vorfeld durfte lange Zeit gemunkelt werden, welche Band denn den Abend als Support Act eröffnen wird. Aufgrund der Größe der Location war mit keiner etablierten Band zu rechnen und so machte letzten Endes die lokale Hardcore Gruppe Shattered Lions das Rennen. Die rheinhessische Band betrat relativ unscheinbar die doch eher kleine Bühne um 20 Uhr und versorgte den Fan vor der Bühne für eine gute halbe Stunde mit solidem Hardcore. Trotz der Aufforderung von Frontmann Mark, sich bewegen zu dürfen, ließ sich das zu diesem Zeitpunkt noch eher spärlich gefüllte Kesselhaus nur zum Klatschen motivieren. Dennoch ist zu sagen, dass die Core-Szene Bands wie Shattered Lions braucht, um weiter zu wachsen. Es kann nicht immer nur die internationalen Bands geben, die für ihre Musik gefeiert werden. Die lokale Musikszene der unterschiedlichen Regionen ist mit Respekt anzuerkennen und die Frankfurter Jungs zeigen sich auch von ihrer wohltätigen Seite, indem sie die Einnahmen, die sie durch Spenden und Merch-Verkäufe verdienen, an die Flüchtlingshilfe spenden. So weit so gut, Zeit für Beartooth und einen amtlichen Abriss!

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Die Uhr schlug 20:45 Uhr, als das Licht erlosch und fünf Amerikaner die Bühne stürmten. Mit ihrem angesprochen furiosen Konzertbeginn versprühten Frontmann Caleb Shomo und seine Kumpanen ab der ersten Sekunde eine nie zu bändigende Energie. Im Opener ’’The Lines’’, der auch das 2014 erschienene erste Studioalbum ’’Disgusting’’ eröffnet, kann sich das Publikum bereits sehr textsicher und eskalationswütig zeigen, als das Kesselhaus urplötzlich in einen Moshpit verwandelt wurde, den es in dieser Größe zuvor selten gesehen haben sollte.
Beartooth haben vor gut drei Wochen ihr zweites Studioalbum ’’Aggressive’’ veröffentlicht, wovon sie an diesem Abend fünf Songs dem Publikum vorführten. Neben der Lead-Single ’’Aggressive’’ bekamen auch die Hardcore-Hymne ’’Hated’’ sowie die heimlichen Hits ’’Loser’’ und ’’Fair Weather Friend’’ ihre verdiente Bühne. Musikalisch haben sich Beartooth auf der neuen Platte nicht groß weiterentwickelt, doch warum sollte man einen bewährten, sehr gut funktionierenden Stil auch ändern?!

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Mit ’’Dead’’ und ’’Always Dead’’ haben die US-Boys zwei leicht zu verwechselnde, kurze, schnelle und harte Songs geschrieben, die an diesem Abend beide einen Circlepit entfachten, der immer wieder von Wasser, welches Caleb Shomo in die Menge spritzte, getroffen wurde, was der ein oder andere Fan dankend in Kauf nahm. Auch ’’I Have a Problem’’, einer der ältesten Songs der Band, wurde nicht ausgelassen und gebührend in der Pit gefeiert.
Die Band zeigte sich insgesamt schwer beeindruckt vom Publikum und versprach diesem, bald zurückzukehren. Wer sich in den nächsten Tagen nicht auf die ein oder andere Headliner-Show von August Burns Red oder Silverstein oder das Vainstream und With Full Force Festival begibt, wird mit Sicherheit im Herbst noch einmal die Chance haben, Beartooth als Support Act der ein oder anderen größeren Core-Hallenshow zu sehen.
Mit ihrer gottesgleichen Hymne ’’In Between’’ verabschiedeten sich die Jungs von der Bühne, um noch einmal zurückzukehren und als einzige Zugabe ’’Body Bag’’ zu performen, bei dem sich das begeisterte Publikum ein letztes Mal textsicher zeigte.

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Beartooth haben den Maßstab für kommende Hardcore-Shows extrem hoch gelegt. Trotz eines sehr kurzen Konzertes von knapp einer Stunde und nur 11 Songs tropfte der Schweiß nach dem Konzert förmlich von der Decke und einige Fans blieben noch für mehrere Minuten vor der Bühne oder vor dem Club, um das gerade Erlebte sacken zu lassen. Eine absolut perfekte Performance der gesamten Kapelle übertrug sich zu jeder Sekunde auf das feierwütige Publikum und kaum eine Person dürfte danach noch Luft für mehr gehabt haben. Eine bessere Jahreszeit gab es für solch eine Show selten. Dass man sich nach einem Konzert noch im Hellen nach Hause begibt, kommt selten vor und hinterließ ein besonderes und einzigartiges Gefühl bei allen Beteiligten.
Beartooth sind stark im Aufwind und werden in den nächsten Jahren noch einiges von sich hören lassen, das ist sicher!

© Fotos von Joshots Music Photography