GWLT im Interview

Letzte Woche fand zum achten Mal das Mair1-Festival statt. Auch wir waren für euch vor Ort! Neben exklusiven Fotos und einem Nachbericht (findet ihr bald hier) haben wir auch ein Interview mit der Band GWLT geführt! Wir hatten eine Menge Spaß und präsentieren euch hier das Ergebnis.

Hallo GWLT, stellt euch doch mal bitte kurz vor: Wer spielt welches Instrument, welche Freizeitaktivitäten übt ihr aus und wo kommt ihr her?

Chris: Hey. Wir bestehen aus fünf Leuten. Dazu gehören Flo, unser zweiter Gitarrist, welcher einen Klamottenladen betreibt. Dann noch Michi. Er spielt Bass, arbeitet für eine Medienagentur und leitet dort ein Team aus Designern und Konzeptern. Unser Drummer Fabi ist ausgebildeter Musiker und verdient damit auch sein Geld. Ich bin Chris, leite ein Label und bin auch als Manager tätig.

David: Yes. Ich bin David, der Sänger von GWLT und verdiene meinen Lebensunterhalt zu 50% mit sozialer Arbeit und zu 50% mit der Musik. Dazu gehören dann GWLT und einige andere Projekte.

Woher kommt euer Bandname? Wieso diese Abkürzung?

David: Unser Bandname ist keine Abkürzung. Wir haben nur die Vokale weggelassen. Unser Drummer wollte einfach eine Band, die GWLT hGWLT_Banpic2014_In_01_webeißt, einfach weil es geil klingt. Wir haben zwar lange überlegt, aber GWLT klingt einfach perfekt. Stell dir das vor: Du gehst auf die Bühne und sagst dann, dass deine Band GWLT heißt…

Auf dem Papier heißen wir GWLT. Dadurch ist die Bandbreite größer und jeder fragt sich wieso wir nicht einfach GEWALT heißen. Aber so ist das freier und wenn man es ausspricht hat man trotzdem diese Power. Und wichtig war uns, dass wir nicht billig hart wirken. Zum Beispiel „Kreuzfeuer“, „Bluterguss“ oder so Sachen. Wir  heißen GWLT und das passt einfach und funktioniert gut.

Wie kam es zur Bandgründung? Wie habt ihr euch gefunden?

Chris: Es gab keine richtige Bandgründung. Die Idee etwas zusammen zu starten kam David und mir bereits 2007. Allerdings hat sich daraus nie etwas Konkretes ergeben. Erst 2012, als wir angefangen haben uns Demo-Songs hin und her zu schicken entstand ganz langsam daraus eine echte Band.

David: Jeder von uns hatte einen unterschiedlichen musikalischen Background und das haben wir halt kombiniert. Außerdem war es mein Jugendtraum in einer harten Band zu singen oder zu shouten. Doch ich hatte krassen Respekt vor diesem Crossover-Ding.

In Krrk! & Frieden bezeichnet ihr euch als Akademiker. Was studiert ihr denn?

David: Wir sind schon alle fertig mit dem Studium und den Ausbildungen. Ich hab Kunstgeschichte, Pädagogik und Psychologie studiert. Nun arbeite ich im sozialen Bereich, obwohl ich mir früher immer gesagt habe, dass ich das niemals machen werde.

Chris: Ich habe amerikanische Kunstgeschichte (-> Schwerpunkt: Nordamerika) studiert.

Wie kamt ihr auf die Hip Hop / Hardcore Kombi? Gibt es Bands oder Künstler die euch dabei maßgeblich beeinflusst haben?

Chris und David: Neeee.

Chris: Musikalische Vorbilder für das Projekt gab und gibt es nicht. Wir wollten einfach beide Ausgangselemente (Hip Hop und Hardcore)

stark halten und so miteinander kombinieren, dass beide einzeln für sich ebenfalls gut funktioniert und nicht verwässert.

Nimmt euch die Hip Hop Szene genauso wahr wie die Hardcore Szene?

David: Nein! Kein bisschen! Es ist faszinierend, wie sich der Rap selbst regelt. Es hat sich schnell herausgestellt, dass viele aus der HipHop-Szene nur Rap hören und nicht bereit für unsere Musik sind. Die meisten haben einen Blick wie ein Schuhkarton. Aber es ist interessant, was sie dazu sagen. Es ist einfach das Beste, wenn die Leute einen haten. Bessere Promotion gibt’s nicht. Und später, vielleicht in zwei bis drei Jahren kommt vielleicht so eine Welle: „Ey alter, die sind voll geil.“ „Jo, kannte die zuerst, Bruder.“ Aber es macht einfach Spaß zu wissen, dass viele Leute irritiert sind.

Was ist die Weisheit des Diogens?

David: Das ist eine fiktive Geschichte mit einer Endzeitvision. Wenn wir weiser wären würden wir wissen und begreifen, was uns erwartet. Wie wird es? Eine Mad Max-Vision? Wo steuert es hin? Hat man Angst? Nein! Es ist einfach ein furchteinflößender Fakt!  Die Geschichte springt ein bisschen hin und her. Es ist zunächst sehr beobachtend: Religion hilft nicht mehr, die Unterschiede der Geschlechter sind nicht mehr vorhanden und so weiter…

Chris: Genau! Und dann geht es mit einem Rückblick von der Endzeit aus gesehen weiter. Zum Beispiel mit der Frage, was Michelle Obama denn Gutes getan hat? Es ist alles im Arsch und ein zweigeteiltes Denken wird sichtbar.

David: Diogens war Philosoph und der Name einfach interessant und hat super gepasst. Platon hätte zum Beispiel aufgrund seiner Geschichten nicht gepasst. Diogenes soll übrigens ein Sinnbild für die Weisheit sein.

Eure Texte sind teilweise etwas politisch. Was wollt ihr euren Hören damit auf den Weg geben?

David: Das ist eine schwierige Frage. Wir verpacken (Wut-)Gefühle mit Inhalt und dem Medium Musik. Das ist unser Weg mit der Welt klarzukommen. Andere prügeln sich auf der Straße… Wir haben das kreative Ziel. Die Proben sind immer wie eine Reinigung. Viele Leute fühlen dasselbe. Sie sprechen es allerdings anders aus.

Chris: Songs sind nicht dazu geeignet, detaillierte politische Abhandlungen zu verfassen. Sie sind Ausdruck eines bestimmten Gefühls wie Wut, Unzufriedenheit, Ausgrenzung, etc. Viele dieser Gefühlszustände entstehen augrund sozialer und politischer Mißstände die wir zwar benennen, de Fokus allerdings immer auf dem Individuum haben.

Wer schreibt eure Texte? Alle gemeinsam oder einer alleine?

David: Ich schreibe die Texte. Allerdings bringt Chris oft Inputs. Wir sprechen oft darüber und vermitteln starke Statements. Wir wollen gemeinsam eine Einheit sein.

Wird in Zukunft neben der EP noch etwas anstehen? Ein Album? Eine Tour?

David: [zeigt auf Chris und lacht]

Chris: Wir sind mit der Band nun auf einem Level, wo wir auch wie eine Band fungieren sollten. Ein Album steht auf jeden Fall an. Es muss aber definitiv passen. Alles muss ineinander greifen. Das Artwork muss stimmen, die Songs müssen passen und wir müssen alle damit einverstanden sein. Wir wollen auf jeden Fall dran arbeiten. Ein genaues Datum können wir euch aber noch nicht sagen. Das wissen wir selbst noch nicht.

Die EPs werden mit einem Handzeichen auf dem Cover gedruckt. Was bedeutet das?

David: Ist es nicht offensichtlich?

Ich habe an ein Unendlich-Zeichen gedacht?

David: Richtig!

Chris: Das steht für: „Ohne Anfang | Ohne Ende.“ Denn wir werden immer etwas von der Band mitnehmen. Während den Shows, während der Probe oder wenn es uns als Band nicht mehr gibt. Wir werden sicher oft dran denken. Es ist viel mehr als nur Instrumente zu spielen.

Auf den Covern eurer EP-Triologie sind verschiedene Menschen mit diesem Zeichen. Was wollt ihr damit ausdrücken?

David: Musik ist übergreifend. Das Artwork beschreibt unsere Art.

Chris: Wenn die dritte EP auf dem Markt ist, versteht man es wohl besser. Wir haben auf den EPs unterschiedliche Schwerpunkte und keine Grenzen. Es gilt „Ohne Anfang | Ohne Ende“. Und zwar egal wie alt man ist, egal wie man aussieht und egal welchen Background man hat!

Wollt ihr den Lesern noch etwas sagen?

[Chris redet…] [David: Das ist gut. Nimm das!]

Chris: Musik kann so viel mehr als nur konsumiert zu werden. Startet ein Band, schreibt über Musik, veranstaltet Konzerte und macht andere Sachen. Das schließt sich kein Bißchen mit dem „Fan-Sein“ aus und stößt in den letzten Jahren zum Glück wieder auf mehr Interesse. Die Bands sind abhängig von Jugendlichen wie euch. Ohne euch wird’s in Zukunft keine Konzerte, keine Pressearbeit und keine neuen Bands mehr geben. Auch selbst eine Band zu starten ist cool und wichtig. Als Band startet man vielleicht vor 20 Leuten, das ist ganz normal. Irgendwann kommt man aber an den Punkt, wo das auch andere Leute feiern und es entwickelt sich. Egal wie, werdet aktiv!

David: Achja… Alle sollen Kampfsport machen!

[Alle lachen.]

Danke für das Interview und weiterhin viel Erfolg!


Das Interview wurde geführt am 28.06.2014.