Livereview: Lionheart + Support, Batschkapp Frankfurt, 02.11.2016

Die US-amerikanische Hardcore-Band Lionheart befindet sich gerade auf europäischer Abschiedstournee. Wir haben am vergangenen Mittwochabend in der Frankfurter Batschkapp vorbeigeschaut und uns einen Eindruck über die Farewell Tournee verschafft.

Mein Kopf ist ein brutaler Ort

Es ist bereits spät am Abend und die Dunkelheit hatte sich schon komplett über die hessische Metropole ausgebreitet, als die ersten Töne in der doch eher spärlich gefüllten Batschkapp erklingen. Das Konzert sollte eigentlich im Frankfurter Nachtleben von der Bühne gehen, aufgrund der hohen Nachfrage wurde das Konzert jedoch in die deutlich größere Batschkapp verlegt. Drei Bands standen auf dem Programm und den Anfang machten die Lokalmatadoren Mein Kopf ist ein brutaler Ort. Um 20:45 Uhr betrat das Sextett die Bühne. Mit ihrer Mischung aus Trash, Hardcore und Metal sorgten die Frankfurter für ordentlich Lärm, ohne jedoch das Publikum zum Schwitzen zu bringen. In unmittelbarer Nähe zur Bühne fanden sich nur ein paar Fans der Band sowie einige wenige Fotografen. Das restliche Publikum ging eher auf Abstand und so konnten die beiden Sänger Christian und Patrick weder mit ihren Texten, die unter anderem zu keiner Toleranz gegenüber Rechtsextremismus aufriefen, noch Aufforderungen, näher zur Bühne zu treten, das Publikum motivieren.

Fallbrawl

Nach dem brutalen Ort folgte mit Fallbrawl der Main Support Act. Fallbrawl kommen aus dem Ruhrpott und ihre Musik ähnelt einer Mischung der Genre Hardcore, Beatdown und leichten Deathcore-Elementen. Die Energie des Publikums blieb weiterhin niedrig, immerhin konnten sich ein paar Metalheads zum Gewalttänzchen motivieren. Dahinter galt weiterhin die Devise Abstand. Auch Fallbrawl sprachen sich gegen Homophobie, Sexismus, Rassismus und Faschismus aus. Diese kurze Ansprache von Frontmann AK gehörte leider zu den Highlights der Show der zweiten Vorgruppe. Ließen sie die Musik sprechen, konnten sie leider kaum überzeugen und dürften nur eine Empfehlung für hartgesottene Fans in der Szene sein, die verzweifelt auf der Suche nach neuen Bands sind. Zudem ist mir bis heute nicht klar, in welcher Sprache AK das Mikro penetrierte. Deutsch? Englisch? Oder doch eine exotische Sprache? Tipps gerne an info@shout-loud.de!

Nach zwei mäßigen Auftritten war es an der Zeit, dass Lionheart dem Publikum zeigen, wo der Hammer hängt. Nach einer halbstündigen Umbaupause, in der die Bandmitglieder immer mal wieder selbst die Bühne betraten, eröffneten sie ihre Farewell Show mit ’’Hail Mary’’ aus ihrem 2014 erschienenen Werk ’’Welcome to the West Coast’’. Das Publikum – mittlerweile bis zur Bühne vorgerückt – kannte kein Halten mehr. Die ersten Moshpits wurden bereits eröffnet, als die Bandmitglieder nacheinander die Bühne betraten. Im Verlaufe ihres Sets spielte das Quintett sowohl ältere Stücke wie ’’Brother’s Keeper’’ als auch Songs aus dem aktuellen Album ’’Love Don’t Live Here’’, welches auch das letzte Album der Band bleiben wird. Im Mai diesen Jahres verkündete die Hardcore-Formation, dass sie sich Ende des Jahres auflösen wird. Als Grund nannten Lionheart schlicht und ergreifend Zeit. Ihre Hauptjobs vereinnahmen zu viel Zeit und machen es der Band deshalb schwer, ihre Musik als Nebenjob zu betreiben.

Lionheart

Wer dachte, dass die Bandmitglieder und insbesondere Frontmann Rob Watson angesichts ihrer Auflösung eine emotionale Rede an ihr Publikum richten würden, hatte einen schlechten Riecher. Das einzige, das Watson diesbezüglich zum Publikum sagte, war, dass sie ,,die Band vor 12 Jahren gegründet haben, um Party zu machen.’’ Anschließend fragte er sein Auditorium, ob dieses hier sei, um Party zu machen. Lautes Grölen füllte die Halle und das nächste Breakdown-Massaker wurde auf die Frankfurter Batschkapp losgelassen. Das Energielevel wuchs und wuchs und immer mehr Stage Diver ließen sich auf der Bühne blicken. Dabei bekam das Publikum Sprünge zu sehen, die man sonst eher nur aus dem Freibad kannte. Lionheart wussten jedoch auch, ihr Publikum zu amüsieren. So tauschten Sänger Rob Watson und Schlagzeuger Jay Scott für einen Song ihre Rollen. Aber auch Disturbed bekamen ihr Fett weg, indem die Band spaßeshalber ’’Down with the Sickness’’ immer wieder anspielte. Mit ihrer Hardcore-Hymne ’’Lhhc’’ verabschiedeten sich Lionheart vom Publikum, ließen es sich allerdings nicht nehmen, für zwei Zugaben auf die Bühne zurückzukehren. Die Bandmitglieder selbst kannten kein Halten mehr und so sprang auch Rob Watson in artistischer Art und Weise von der Bühne in die Menge.

Lionheart haben einen starken Auftritt hingelegt und sowohl musikalisch als auch menschlich überzeugt. Es ist schade, dass das Jahr 2016 das letzte Jahr in der Geschichte von Lionheart ist. Ihr Westküsten-Hardcore wusste viele Fans zu begeistern und man kann dem Quintett nur für viele Momente dankbar sein. Dazu gehört auch das Konzert vom 02.11.2016 in der Frankfurter Batschkapp. Danke, Lionheart!

© Fotos von Joshua Lehmann