Livereview: Casper + Support, Westfalenhalle Dortmund, 10.11.2017

Nach der Veröffentlichung des verschobenen Albums “Lang lebe der Tod“ befindet sich Casper nun auf seiner ebenfalls verschobenen, gleichnamigen Tour.

Fatoni

Mit Fatoni konnte der Bielefelder Indie-Rapper einen angesagten deutschen Kollegen als Support für die Tour gewinnen. Der unter seinem bürgerlichen Namen Anton Schneider bekannte Künstler diente in der gut gefüllten, aber nicht ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle als Chef-Einheizer für den später auftretenden Benjamin Griffey. Bevor Fatoni die Bühne betrat, wurde das überwiegend junge Publikum von einer Frauenstimme ausgefragt. Sie erklärte den Menschenscharen, dass sie sich nun “im Modus“ befänden. “Im Modus“ trägt das jüngste Album Schneiders – sieht man einmal von der Kollaboration mit der Stuttgarter Sängerin Mine ab. Mit dem Titeltrack der Platte eröffnete dieser zudem seine rund halbstündige Show, die vor Ironie überlief. Mit “Wann bekommt ein Support-Act den meisten Applaus? Wenn er seinen letzten Song ankündigt“, hob sich der Mann mit dem Hut seinen besten Witz für den Schluss auf.

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Bereits im diesjährigen Festivalsommer konnte Casper mit einer überaus gelungenen Liveshow überzeugen, unter anderem auf dem Taubertal Festival. Während das mit einer großen LED-Leinwand bespickte, abwärts gebaute Bühnenbild im Vergleich zu den Open-Air-Shows keine Änderung wiederfuhr, wurde die Setlist massiv auf den Kopf gestellt – das am 1. September erschienene Album “Lang lebe der Tod“ wurde bis auf “Deborah“ komplett gespielt. Mit “Alles ist erleuchtet“, “Im Ascheregen“ und “Auf und davon“ eröffnete Casper mit seiner fünfköpfigen Liveband eine bombastische Show. Schon früh reihte sich Highlight an Highlight: Der Hamburger Rapper Ahzumjot sprang bei “Lass sie gehen“ auf die Bühne und präsentierte seinen grandiosen Part im Song sehr souverän. Im direkten Anschluss begab sich Casper für “Sirenen“ und “Morgellon“ in luftige Höhe auf eine fahrbare Spotlights-Plattform. “Hinterland“ wurde zur gewohnten Live-Hymne und mit “Michael X“ und “Das Grizzly Lied“ durfte sich das textsichere Publikum über zwei Live-Raritäten freuen.

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Immer wieder interagierte Deutschlands Indie-Rapper Nr. 1 mit seinen Fans, vor allem hatte es ihm ein Pärchen auf den Sitzplätzen  dank seiner fuchtelnden Handylichter angetan. Mitten im Zweiteiler “Die Vergessenen“ begab sich Griffey zum FOH, um auf der B-Stage den zweiten Teil “Blut sehen“ sowie ein Medley, das unter anderem die erste Strophe inklusive Refrain der Casper-Favorite-Kollegah-Kollaboration “Mittelfinger hoch“ enthielt, zu spielen. Zurück auf der Hauptbühne, wurde es mit “Wo die wilden Maden graben“ krachend rockig und “Meine Kündigung“ emotional, bevor der großartige Titeltrack des neuen Albums alles in den Schatten stellte. “Lang lebe der Tod“ ist vielleicht der beste Song, den Casper bislang geschrieben hat und stand zurecht am Ende des normalen Konzertteils. Doch das war es natürlich noch nicht. Mit Drangsal beehrte ein zweiter Gastsänger für “Keine Angst“ die Dortmunder Mehrzweckhalle, was enorme Glückseligkeit auf sowie vor der Bühne auslöste. Mit “Jambalaya“ und dem sich aufbrausenden und ausbrechenden “Flackern, Flimmern“ kam die 105 Minuten lange Show zu einem fantastischen Finale.

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Nachdem die Verschiebung des Albums bereits seine Rechtfertigung erhielt, würdigt Casper nun auch seine etwas in Ungnade gefallenen Fans mit einer großartigen Liveshow – weder an der Bühnenshow, der Performance noch an der Setlist ist etwas auszusetzen. Willkommen zurück an der Spitze!

© Fotos von Lizvision