Während andere nach dem Abitur ins Ausland gehen, ein Studium beginnen oder ein freiwilliges Jahr absolvieren, touren Van Holzen quer durch Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Statt dem Hamburger Quartett Brett, die aufgrund einer Magen-Darm-Grippe ihres Schlagzeugers abspringen mussten, durften Paul das Konzert eröffnen. Paul heißen beide Bandmitglieder des Bremer Duos – so konsequent wie bei der Auswahl ihres Bandnamens zeigten sie sich auch bei ihrer halbstündigen Performance. Der Einfluss von Royal Blood auf die Norddeutschen ist nicht zu leugnen – neben der selben Besetzung mit Bass und Schlagzeug fallen Paul auch in die gleiche musikalische Sparte und singen ebenfalls auf Englisch. Während die Briten jedoch beinharten Alternative-Rock spielen, lassen es Paul etwas ruhiger angehen, ohne jedoch in den Pop zu gleiten. Obwohl das Publikum im leider nicht gut gefüllten Nachtleben über den kompletten Abend Berührungsängste zeigte, minderte dies nicht die Spielfreude von Paul und Paul. Insbesondere Schlagzeuger Paul beeindruckte mit seinem Können. Im Dezember wird das Drum’n’Bass-Duo sein noch unbetiteltes Debütalbum veröffentlichen – ein Durchbruch im nächsten Jahr wäre keine Überraschung.
Das Konzert in Frankfurt stellte den Tourabschluss für Van Holzen dar und man merkte den Ulmern ihren Willen auf eine knallende Rock-Show an. Seinen ruhigsten Song “Hyäne“ verpulverte das Trio als Intro, während es im Dunkeln die Bühne betrat. Eine lange Anlaufzeit gewährten sie dem hessischen Publikum nicht. Mit “Jagd“ präsentierten Van Holzen einen echten Brecher zu Beginn. Obwohl die jungen Deutschen nur eine gute Stunde auf der Bühne standen, dürfte sich nach dem Konzert keiner beschwert haben – 17 Songs spielten die Newcomer im Nachtleben. Mehr Songs haben sie bislang nicht. Die Bühnenpräsenz der Alternative-Rock-Formation war beeindruckend. Wie perfekt sie ihre Songs spielten und wie Gitarrist und Sänger Florian Kiesling sowie Bassist Jonas Schramm wie selbstverständlich über die kleine Bühne huschten – beängstigend für eine Band in diesem jungen Alter.
Ähnlich kryptisch wie in den Texten ihrer Musik gab sich die Gruppe auch in der Konversation mit dem Publikum. Lange Ansagen gab es kaum – ihren vielleicht bekanntesten Song “Herr der Welt“ richtete Kiesling an alle “Wichser, die im Bundestag sitzen“. Hervorzuheben ist zudem der absolut perfekte Sound – jedes Riff und jeder Schlag waren auf den Punkt und schöpften die Möglichkeiten des Nachtlebens vollständig aus. Während sich andere Publika auf der langen Tour zu der Musik der Schwaben um Längen bewegungsfreundlicher gezeigt haben dürften, ließ sich die Mainhattaner Crowd von der Musik einfangen und lauschte den Klängen, wie es Studenten in einer Vorlesung tun sollten.
Man kann es nicht oft genug sagen: Van Holzen sind die großen Hoffnungsträger der deutschsprachigen Rockmusik und die Gründe dafür legte das Trio schon zu Konzertbeginn auf den Tisch. Gehen die Ulmer ihren Weg so konsequent weiter, wie sie ihn begonnen haben, werden die Clubs, in denen sie in diesem Herbst gespielt haben, bald überlaufen. “Nennt mich Herr der Welt“ – Van Holzen hätten es verdient.
© Fotos von Valentin Krach