Eine bunte Mischung bestehend aus den Kanadiern Rarity, den Australiern Endless Heights, den walisischen Headlinern Casey und einem hervorragenden Publikum, das die Vorbands abgefeiert hat als wären es auch Headliner gewesen, machten das Konzert im MTC in Köln zu einem unvergesslichen Abend.
Bereits um 18 Uhr, zwei Stunden vor Einlass, versammelten sich die ersten Fans, um unter allen Umständen in der ersten Reihe stehen zu können. Daher war es kurz vor Beginn der ersten Vorband schon proppenvoll und das MTC in Köln war bereit zu schwitzen und durchzudrehen. Die kanadische Post-Hardcore Band Rarity machte den Anfang und überzeugte in allen Belangen.
Treibende Hardcore Passagen wechseln sich ab mit emotionalen und ruhigeren Passagen. Zwischen den Songs spricht Frontman Loeden Learn die fehlende Akzeptanz von Depression als Krankheit in unserer Gesellschaft an und ermutigte alle Anwesenden sich nicht davon einschüchtern zu lassen und keine Scham davor zu haben sich helfen zu lassen. Eine bewegende kleine Rede, welcher auch das Publikum mit tosendem Applaus zustimmte. Generell drehte das Publikum ganz schön auf, wenn man bedenkt, dass es die erste Band des Abends war. Es wurde gemosht, gepogt und sofort, als der Sänger dazu aufforderte auf die Bühne zu kommen und zu stagediven, flogen die ersten Körper durch den Club. Rarity konnten ihr Glück kaum fassen. Nach der Show sagte Frontman Learn, dass es mit Abstand die krasseste und intensivste Show der gesamten Tour gewesen sei. Die Leute haben mitgesungen und mit ihm zusammen ins Mikrofon gebrüllt. Eine Erfahrung, welche die Band als Voract in Amerika so gut wie nie gemacht habe, erzählte Learn.
Als nächstes durften die Australier um Endless Heights ihre träumerischen Post-Hardcore Klänge auf der von Schweiß durchtränkten Bühne des MTC präsentieren. Die atmosphärische Lead Gitarre ließ gepaart mit den hypnotischen Rhythmen und der klaren, wohlklingenden Stimme des Sängers einige Zuschauer ihre Augen schließen, um sich von der Musik treiben zu lassen. Doch auch Endless Heights hatten ihren Hardcore Moment bei einem ihrer härteren Liedern, als plötzlich Mitglieder von Rarity aus dem Backstage auf die Bühne liefen und in die Menge sprangen. Da hatte das Publikum auch gleich wieder Bock und stieg sofort mit ein. Ein denkwürdiges Set bei dem die Band mit Sicherheit ein paar neue Fans dazugewonnen hat.
Nach ein paar Minuten Umbaupause starteten Casey ihr lang erwartetes Set. Als die ersten hallenden Gitarrenklänge die Ohren des Publikums erreichten, schienen während des ersten, sehr atmosphärischen Songs “Making Weight“, alle wie in Trance zu sein. Das änderte sich jedoch mit dem nächsten Song “Phosphenes“, als plötzlich gepogt wurde und man vereinzelt Menschen sah, die Arm in Arm den Text mitgesungen haben. Mit “Hell“, einem der ersten Songs, die Casey veröffentlicht haben, konnte niemand mehr still stehen und es herrschte für drei Minuten absolutes Chaos, das Mit “Darling“ und dem titelgebenden Track des neuen Albums “Where I Go When I Am Sleeping“ wieder beruhigt wurde. Insgesamt spielte die Band fünf neue und sieben ältere Songs, die sich zu einer guten Mischung aus energiegeladenem Hardcore und ruhigen, atmosphärischen Momenten zusammensetzte. Vor allem gegen Ende heizten Casey mit “Little Bird“ die Stimmung noch einmal ordentlich an und man durfte haufenweise Füße, die sich an der Decke des MTC entlang hangelten, bewundern. Nach Ende des Sets ging Caseys Frontmann Tom Weaver gezielt durch die Menschenmenge zum Merch Stand, um die Artikel seiner Band zu verkaufen, mit den Fans zu quatschen und für Fotos bereitzustehen. Eine solche Hingabe habe ich wirklich selten bei Musikern gesehen, Hut ab!
Die Bands haben sich musikalisch so gut ergänzt, dass man das Gefühl hatte drei Headliner gesehen zu haben, die sich schon seit Jahren gemeinsam die Bühne teilen. Da fällt es schwer zu glauben, dass es sich um Bands aus drei verschiedenen Kontinenten handelt, die sich vor der Tour nie persönlich gesehen haben. Selten sieht man Musiker, die klanglich und menschlich so gut zueinander passen. Es war ein traumhafter Abend dessen einziges Manko war, dass er zu schnell vorbeiging.