Review: Beatsteaks – Please

Als Reaktion auf den Mixtape-Charakter von Yours gehen es die Beatsteaks sieben Jahre später wieder schnörkelloser an: 11 Songs in knapp einer halben Stunde. Um ein Back-To-The Roots-Album handelt es sich bei Please dennoch nicht.

Nein, Please ist eine Pop-Platte, aber eben eine, die aus der Feder einer Band stammt, für welche die schönsten Melodien auch nach fast dreißig Jahren noch aus der Gitarre kommen. Wie das alles zusammenpasst, zeigen am besten die beiden Vorabsingles Detractors und Dead Men. In Detractors, weil hier The Jesus & Mary Chain auf den Pop-Appeal von Beatsteaks-Songs wie Milk & Honey trifft. Dead Men, weil es ein Paradebeispiel ist für die bestmögliche Verquickung von Gelassenheit und verzerrter Gitarre, auch wenn der Text von purer Verzweiflung zeugt: „I’m a dead man/ I’m a dead end street/ I’m…and constantly will be at your feet/ I’m a dead man“. Es ist diese Form der Lässigkeit, die sie auf ihrem neunten Album zur Perfektion bringen, vom schwebenden Traumschiff über die Power-Pop-Nummer Against All Logic bis zum Eels-artigen Liebeslied Love Like That.

So wie diese Neuausrichtung einen Wechsel auf dem Produzentenstuhl, weg vom langjährigen Wegbegleiter Moses Schneider hin zum „Master of Räume“ Olaf Opel erforderte, bedeutet sie auch: keine Punkrock-Songs. Please ist nicht nur kein zweites Smack Smash (2004), zum ersten Mal verzichtet die Band auch komplett darauf zumindest einen Alibi-Hit für den Moshpit zu schreiben, wie sie es zum Beispiel auf Boombox (2011) mit Behavoiur getan haben – zu Gunsten der albuminternen Homogenität. Womit wir auch beim Schwachpunkt wären: Songs wie Katharina und Why & Because sind kleine nette Beatsteaks-Songs, die im Album-Kontext Sinn ergeben, für sich genommen aber über wenig Wiedererkennungswert verfügen. Besser komplett außerhalb der Box denken wie beim Album-Opener Goodbye, der auf einer Idee von Schlagzeuger Thomas Götz basiert und dessen eigenwillige Songstruktur im Gedächtnis bleibt. Ein weiteres Highlight ist das Fun Boy Three-Cover The Lunatics (Have Taken Over The Asylum): Unterschwellige Bedrohlichkeit, theatralische Chöre, Rap-Part von Sophie Labrey. So hat man die Beatsteaks noch nie gehört. Auch wegen der Freude daran, sich und ihre Fans konstant herauszufordern zählen die Beatsteaks nach wie vor zu den besten deutschen (Live-)Bands der Jetztzeit.

Label: BeatRec/Warner

VÖ: 28.06.2024

Genre: Indierock, Power-Pop

Vergleichbar:
Eels – Souljacker
Weezer – Weezer (White Album)

Wertung:
11/15