Review: Zeal & Ardor – Stranger Fruit

Was 2016 als Witz begonnen hatte, wird spätestens 2018 zu einem der spannendsten Projekte der Metal-Welt: Das Ein-Mann-Projekt Zeal & Ardor löst mit seinem zweiten Album “Stranger Fruit“ das ein, was es vor zwei Jahren mit dem Debüt “Devil Is Fine“ erstmals in die Welt setzte.

Hinter Zeal & Ardor steckt der Amerikaschweizer Manuel Gagneux, der den im Internetforum 4chan ausgerufenen Witz, ,,nigger music“ mit Black Metal zu kombinieren, in die Realität umgesetzt und so für Aufruhr in der Musikwelt gesorgt hat. Während das Projekt live mittlerweile zu einer sechsköpfigen Band angewachsen ist, dreht Gagneux immer noch alleine an den kreativen Knöpfen. Produzenten-Unterstützung bekam er dieses Mal von Bilderbuch-Produzent Zebo Adam, während Converge-Gitarrist Kurt Ballou das Album in seinem GodCity Studio in Massachusetts gemixt hat.

Während “Devil Is Fine“ die abstruse Mischung aus Gospel und Black Metal noch über neun Songs in 24 Minuten ausformulierte, kommt “Stranger Fruit“ auf ganze 16 Songs und die doppelte Länge. Schon das “Intro“ wirkt mit seinen Holzhacken-Geräuschen und dem noch im Hintergrund wütenden Black-Metal-Gewitter bedrohlich und wenn nach dem wuchtigen, vom Piano getragenen “Gravedigger’s Chant“ Gagneux in “Servants“ erstmals sein Gekeife von der Leine lässt, hat er einen endgültig in seinen Bann gezogen. Das Höllenfeuer brennt im Verlauf der Platte mal lichterloh, während es in den atmosphärischen und teils elektronischen Interludes “The Hermit“, “The Fool“ und “Solve“ eher auf Sparflamme brodelt. Eine echte Stichflamme ist das passend betitelte “Fire Of Motion“, das mit vereinzelten Thrash und Hardcore-Elementen den brutalsten Track des Albums darstellt.

Die für Black Metal untypisch kurzen Songs gestalten sich deutlich eingängiger als noch auf dem Vorgänger, was vor allem an der kreativen Ader von Gagneux liegt. “Row Row“ kommt mit einem Clap-Beat und einem Gitarrensolo um die Ecke, während “Ship On Fire“ Mönchschöre und Power-Riffing auffährt. “We Can’t Be Found“ beginnt als Blues-Stück, nur um dann am Ende im Mathcore zu versacken. “Coagula“ bietet anderthalb Minuten tiefe Mönchschöre, die von einer schweren Instrumentierung getragen werden. Das finale “Built On Ashes“ – zugleich der einzige Song mit einer Länge von mehr als vier Minuten – stellt die verzerrten Gitarren in den Hintergrund und macht stattdessen Platz für Piano, verträumtes Schlagzeug und einen ordentlichen Schub Melancholie. “Stranger Fruit“ ist dick produziert, extrem kurzweilig und überraschend sozialkritisch. Ein besseres zweites Album hätte Gagneux nicht abliefern können.

Zeal-Ardor-Strange-Fruit

Label: Radicalis
VÖ: 08.06.2018

Genre: Black Metal, Gospel, Soul

Vergleichbar:
Oathbreaker – “Rheia“
Rolo Tomassi – “Time Will Die And Love Will Bury It“

Wertung: 14/15