Review: Crossfaith – Ex_Machina

Noch wilder, verspielter und dieses Mal auch im tieferen Growlbereich deutlich versierter: Crossfaith schrauben auf ihrem neuen Album die Messlatte für das eingeschränkte Genre des Electrocore deutlich nach oben.

Nach mehreren auf das 2015 veröffentlichte „Xeno“ folgende EPs haben Crossfaith wieder ein volles Studioalbum auf den Markt gebracht. Mit einer kleinen Portion aus alten Songs und viel neuem Material ist Ex_Machina die Definition des Crossfaith Sounds: Intro „Deus Ex Machina“ verbindet sich dank seiner Hardstyle-Anleihen nahtlos mit dem Tanzfloor-Brecher „Catastrophe“. Die Japaner aus Osaka scheinen mit dem neuen Songwriting nochmal eine ordentliche Schippe Gewalt draufzulegen, und das gelingt. „The Perfect Nightmare“ ballert Blastbeats gen Zuhörer, ehe der sich wundert, ob man nun Slipknot oder doch modernen Electrocore hört. Frontmann Kenta Koie ist auf diesem Lied besonders prominent, da er seine Komfortzone mittellagiger Screams verlässt und höllische Growls anvisiert. Der von schrillen Schreichören angefeuerte Sänger rückt besonders gegen Ende des Liedes in den Vordergrund und ist wohl so rau wie nie. Einer ähnlichen Formel folgen die meisten anderen Lieder auch, wodurch bei einem Gesamtdurchlauf einzelne Lieder möglicherweise untergehen können. „Destroy“ legt beispielsweise Wert auf ein Gastfeature der US-amerikanischen Gruppe Ho99o9. Das Hip-Hop Duo wirkt, eingebettet in den für Crossfaith üblichen Sound, erstaunlich natürlich.

Als negative Aspekte gilt es vor Allem „Make A Move“ und „Lost In You“ zu nennen, da ersteres Lied im typischen Jump-the-fuck-up Tempo herumdümpelt, während letzteres die Quotenballade des Albums darstellt, die man in keinem Universum gebraucht hätte. Weiterhin ist es fragwürdig, wieso sich das erste Drittel der CD in weitaus härteren Gefilden bewegt als das zweite. Hierdurch entsteht der Eindruck, als würde eine Alternativrockband den zweiten Teil aufgenommen haben. Ignoriert man dies aber, ergeben sich teilweise den klang der Band ausweitende Werke wie „Eden In The Rain“ oder das instrumental „Twin Shadows“, das die Entspannung vor dem rasanten Song „Daybreak“ bildet. Ein anderes Problem ist die geschichtliche Agenda der Band, die von den überladenen Liedern von Veröffentlichung zu Veröffentlichung unwichtiger wirkt. Wenn man sich auf das musikalische Geschehen vollkommen einlässt, werden die Erzählungen über anarchistische, böse Roboter plötzlich irrelevant, man will nämlich nicht textliche Hochkunst erleben, sondern einfach Spaß haben. Und für diesen Zweck ist „Ex_Machina“ auch gemacht: Zieht man vor dem nicht allzu Ernst zu nehmenden Cover von „Faint“ einen Schlussstrich, so erhält man eine saubere, fette Platte, die zwar keine künstlerische Langlebigkeit besitzt, aber definitiv Spaß macht und die exzellenten Livequalitäten der Gruppe adäquat auf CD widergibt.

Crossfaith werden aufgrund ihres doch sehr auf ein Genre limitierten Sounds immer wieder Kritik ernten, aber „Ex_Machina“ ist der bei Weitem erfolgreichste Versuch, die Grenzen ihrer Musik weiter aufzubrechen. Man kann hoffen, dass eine künstlerische Weiterentwicklung nicht ausbleibt, denn dafür sind die Jungs einfach zu gut live.

Wertung: 10/15

Und so hört sich das an: