Livereview: Adam Angst + Support, Kesselhaus Wiesbaden, 15.11.2018

Konfetti, eine ausgeklügelte Lichtshow, Alexa-Ansagen und jede Menge Schweiß: Adam Angst haben einen mehr als gelungenen Tourauftakt im seit Monaten ausverkauften Kesselhaus gefeiert.

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Die Show in der hessischen Landeshauptstadt hätte auch gut und gerne in die benachbarte, deutlich größere Halle hochverlegt werden können, den Intimitätsfaktor hätte das allerdings zunichte gemacht. Von diesem profitieren auch Tusq aus Berlin/Hamburg, die Adam Angst auf den ersten vier Tourstopps supporten und musikalisch in die Indie-Kerbe schlagen. Das Quartett klingt phasenweise wie eine moderne Inkarnation von The Smiths, Akkordeon inklusive. Im Mittelpunkt der 30-minütigen Performance steht das neue Album “The Great Acceleration“, welches Anfang des Monats erschienen ist und auf “Hailuoto“ von 2013 folgt. Daumendrücken, dass es bis zum vierten Album etwas kürzer dauert.

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Auch Adam Angst haben für ihr neues Album etwas länger gebraucht, dreieinhalb Jahre nach dem nach der Band benannten Debütalbum erschien Ende September “Neintology“. Mit dem elektronischen Intro “Der Beginn von etwas ganz Großem“ sowie dem stürmischen “Punk“ (schon hier wird das Konfetti in die Luft geschossen) eröffnet das Quintett die Show auch mit den ersten beiden Songs von “Neintology“. So frisch wie es sich für einen Tourauftakt gehört, bewegt sich Frontmann Felix Schönfuss leichtfüßig über die Bühne und überlässt den etwa 400 Gästen auch mal den Gesang, was das äußerst energiegeladene Publikum sicher meistert. In ihrem etwa 80-minütigen Set wechseln die mittlerweile in weißen Hemden gekleideten Adam Angst immer wieder zwischen alten und neuen Songs, wobei alte und liebgewonnene Stücke wie “Wunderbar“ oder das Tänzchen “Was der Teufel sagt“ deutlich mehr Euphorie verursachen.

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Nach der Single “Alexa“ gibt es das größte Gimmick der perfekt durchkonzipierten Show zu bestaunen: Der gleichnamige virtuelle Sprachassistent meldet sich zu Wort, fordert zunächst Applaus für die Band und entscheidet dann über den nächsten Song. Nachdem Alexa im Tumult hunderter Stimmen natürlich nichts versteht, geht sie alle existierenden Adam-Angst-Songs in alphabetischer Reihenfolge durch. Da es “Alexa“ eben schon zu hören gab, legt sich der Sprachassistent auf “Alle sprechen Deutsch“ fest. Den Song pausieren die Kölner anschließend in der Mitte, um die Band vorzustellen. Bis auf Schönfuss spielt jedes Mitglied ein besonders schlechtes Solo, um sich feiern zu lassen. Danach lassen Adam Angst jedoch sämtlichen Quatsch sein und feuern mit “Professoren“ und “Wir werden alle sterben“ zwei ihrer besten Songs zum Ende des regulären Teils ab. Den Zugabenblock starten sie mit “Jesus Christus“, zu dem sich ein Crowdsurfer prophetengleich über die Massen erhebt, während Schönfuss nun ein schwarzes Hemd anstelle eines weißen trägt. Zu “Splitter von Granaten“ begibt sich Schönfuss zum zweiten Mal ins Publikum und schüttelt eifrig Hände, gefolgt von den Gitarristen Roman Hartmann und David Frings, und nach dem Beatsteaks/Turbostaat-Cover “Frieda und die Bomben“ ist Schluss. ,,Wollen wir das, na na?“ Ja, ja!

© Fotos von Valentin Krach