Review: Millencolin – SOS

Die schwedischen Punkrocker von Millencolin sind immer noch unermüdlich unterwegs und kredenzen seit 1992 den universellen Soundtrack für lange, sonnige Nachmittage auf den Skateplätzen dieser Welt. In diese Kerbe schlägt auch das neue Album SOS – es klingt altvertraut und doch nicht eintönig.

Anfangs standen rund 30 Songskizzen von Bassist und Sänger Nikola Sarcevic fest, die Gitarrist Mathias Färm anschließend in zwölf ausgefeilte Millencolin-Songs verwandelte. Das Ergebnis präsentiert einen stringenten, drängenden Sound, der von den berüchtigt eingängigen Melodien des Quartetts zusammengehalten wird. Der kleine gelbe Vogel auf dem Cover, welcher das Millencolin-Artwork bereits seit Tag 1 schmücken darf, sieht deutlich mitgenommener aus als sonst und stimmt damit auf das grundlegende Thema der Platte ein: Help, auf diesem seltsamen Planeten ist es eindeutig ungemütlicher geworden.
Durchaus nehmen die Lyrics auf SOS ernstere Formen an, als bisher bei Millencolin. „The lights go out on tainted sky / an SOS is passing by“: Die mahnenden Worte Sarcevics, kombiniert mit dramatischem Kinderchor im titelgebenden Opener ,,SOS”, machen klar: Es ist höchste Eisenbahn. Aber immer noch nicht zu spät, „to make it right“. Auch in „Sour Days“ werden die düsteren Zukunftsaussichten zwar angesprochen, veranlassen aber dennoch nicht dazu, Trübsal zu blasen, sondern das Geschehene zu akzeptieren und weiterzumachen: „So just give in / for this is not the end / just accept that sour days are here to stay.“

Neben der politischen Facette sind auch persönliche Blicke in die Vergangenheit („For Yesterday“) und die typisch unbeholfene lonesome-teenager-story („Reach You“) auf SOS zu finden. Mit „Yanny & Laurel“ greift die Truppe sogar ein aktuelles Internetphänomen auf und präsentiert einen bisher nicht gekannten Vocoder-gefärbten Gesang. Die meisten Lieder bestechen jedoch durch die gewohnt starken Refrains, die im kommenden Sommer vermutlich auf sämtlichen Festival-Zeltplätzen und Millencolin-Konzerten gegrölt werden. „Do You Want War“ und „Nothing“ haben dabei wohl mit das größte Ohrwurm-Potenzial.

Insgesamt hält das neunte Album von Millencolin zwar keine großen Überraschungen bereit, spult aber dennoch keine bloßen Kopien früherer Veröffentlichungen ab, sondern entwickelt diese konsequent weiter. Alle Songs bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau, was dafür sorgt, dass sich kein einziger Aussetzer unter den Tracks befindet. Millencolin liefern somit genau das ab, was von ihnen erwartet wird – guter Skatepunk mit einem Touch Aktualität. Dies dürfte sowohl hartgesottene Fans als auch neue Jünger überzeugen.

SOS

Label: Epitaph / Indigo
VÖ: 15.02.2019

Genre: Skatepunk, Melodycore

Vergleichbar:
MxPx – MxPx
Good Riddance – Peace in Our Time

Wertung:
11/15