Review: Mount Winslow – Burden Of Time

Von Gisbert zu Knyphausen für gut befunden: Dieses Gütesiegel klebt auf Mount Winslow und ihrer Debüt-Ep Burden Of Time.

„Mount Winslow hören, kann ich nur empfehlen! Das macht das Leben ein Stückchen besser“, so der hessische Melancholie-Spezialist über die vier Paderborner. Als eine Mischung aus Ben Howard, „den jungen unverbrauchten Coldplay“ und Mogwai, beschreibt sich die Band selbst. Das ist so ambitioniert wie passend. Der Indie-Folk des nach ihrem Sänger und Pianisten benannten Vorgängerprojekts Piet Julius, hinter dem die selben Musiker wie jetzt bei Mount Winslow steckten, schimmert gelegentlich durch, dient aber eher als Grundlage, um von da aus die Fühler in Richtung Post-Rock und Shoegaze auszustrecken.

A Bird Got Killed Today verbindet gekonnt Schwermut mit atmosphärischen Klangwelten, die an If These Trees Could Talks oder eben Mogwai erinnern. Zu Anfang des Songs setzt sich Julius, unterstützt von sporadischen Gitarrenklängen, ans Klavier und lässt seine zwischen sanft und rau pendelnde  Stimme sprechen, bis sich nach zwei Minuten und zwanzig Sekunden eine hypnotische Melodie dazu gesellt, um dann, angetrieben vom Schlagzeug, ein dichtes Soundnetz zu stricken. Gitarrensolo on Top. Nach dem Prinzip funktioniert auch Last Nights All Satellites Exploded, das mit ähnlich furiosem Finale begeistert. Klug mischen sie Indie- mit Postrock und geben einen Einblick darauf, wie First Breath After Coma mit Folk-Einschlag klingen könnten.  Beim eröffnenden Titeltrack sowie dem folgenden Closing Phrase sorgen Rhythmuswechsel für die Wandelbarkeit innerhalb der Songs. Dabei schaffen Mount Winslow Momente von Intensität, etwa wenn sie zum Ende des Titeltracks zusammen, nur vom Klavier begleitet, die Zeile „And there we lie with this burden of time/ We shall overcome“ singen und den Song damit ausklingen lassen. Das abschließende Tranquil kommt ganz ohne Text aus, dauert keine zwei Minuten und lässt anstatt Worten, in Gitarrenflächen verpackten Explosions-In-The-Sky-Wohlklang sprechen.

Die liebevolle Detailarbeit findet sich nicht nur in der Musik, sondern auch in den Texten und dem ganzen Drumherum. Schnelllebigkeit, Vergänglichkeit und Isolation ziehen sich als Themenkomplexe durch die Songs, spiegeln sich in den Kompositionen wieder, werden in den sehenswerten Videos zum Titeltrack und Closing Phrase sowie dem EP-Cover, aber auch bildlich in Szene gesetzt.  Die Präzision und Professionalität mit der Mount Winslow agieren ist bemerkenswert, besonders wenn man bedenkt, dass es sich bei der EP, abgesehen von den Veröffentlichungen mit Piet Julius, um ihr erstes musikalisches Lebenszeichen handelt. Im Hinblick auf ein mögliches Debütalbum sei gesagt: Man darf mit Vorfreude gespannt sein, was da noch kommt.

EP-Artwork_RGB

Label: Eigenvertrieb
VÖ: 15.03.2019

Genre: Indierock, Indie-Folk, Post-Rock

Vergleichbar:
The National – High Violet
Patient, Patient – Of Illusions And The Way To Find

Wertung:
12/15