Hallo Maik, erzähl uns ein bisschen über dich: Woher kommst du? Was machst du in deiner Freizeit? Und erzähl uns etwas über deine Tätigkeit beim Sunset Mosh Fest.
Hey! Ich bin Maik, 23 Jahre alt und komme aus Kevelaer am schönen, viel zu ruhigen Niederrhein. Neben meinem Studium, was ich in wenigen Wochen an der Uni Köln beginnen werde, bin ich Sänger der Metalcore Truppe Until September, Blogger bei Watch My Sound und Gründer von Oakheart Clothing. Na ja und ich organisiere ein bis zweimal jährlich das Sunset Mosh Fest in Goch.
Bald steht das Sunset Moshfest wieder an – wie kam es dazu, dass du dieses Event ins Leben gerufen hast?
Meine bzw. unsere Hauptmotivation war es damals die bei uns vor allem im Kreis Kleve immer mehr verschwindende alternative Szene durch eine Konzertreihe wieder zu stärken. Das war 2011, also über drei Jahre nach dem letzten – legendären – Check Your Head Festival, das in Kevelaer über 700 Leute anzog und ein fester Bestandteil unserer Szene war. Überwiegend lokale Bands, die eine große Halle füllten – das war 2008 noch möglich und so hatten wir uns vor drei Jahren ein Herz gefasst und unser eigenes Event ins Leben gerufen. Die Premiere war im Jugendzentrum Kompass in Kevelaer, der immer eine Anlaufstelle war für Jugendliche, die nicht unbedingt Bock hatten auf den üblichen Partykram, der hier „auf dem Lande“ so abgeht.
Steht hinter der ganzen Arbeit eine besondere Motivation?
Wenn ich so zurückdenke an die Zeit, als ich 16/17 Jahre alt war, gab es immer Leute bzw. Musiker, die aktiv durch ihr Engagement dafür gesorgt haben, „dass hier was geht“. Ich hatte immer die Möglichkeit mir irgendwo ein Konzert anzuschauen, egal ob es im JuZe, im Konzert- und Bühnenhaus oder in irgendeinem Proberaum war. Ich glaube, dass diese Zeit sehr wichtig für meine politische Meinungsbildung, für moralische Werte, Respekt und vor allem auch für meine eigene Motivation war, selber mal auf einer Bühne zu stehen und etwas Kreatives in meinem Leben zu schaffen.
Heutzutage ist alles irgendwie anders. Die JuZes stehen teils nicht mehr oder nicht mehr so einfach für Konzerte zur Verfügung, Bands haben hier kaum mehr eine Basis, um sich irgendwie zu präsentieren (vorausgesetzt sie haben überhaupt einen Ort zum proben), Clubs machen dicht und wenn man sich mal umschaut, welche größeren Festivals in NRW mittlerweile mit Problemen kämpfen, macht man sich ganz schön Sorgen.
Ich habe allerdings gelernt, dass es dich nicht weiterbringt, wenn du nur rummeckerst, sondern nur, wenn du selber etwas in die Hand nimmst. Meine Motivation ist es also zu zeigen, dass „wir“ immer noch da sind – die, die Bock haben auf gute Live-Musik, auf ein gutes Gespräch mit Gleichgesinnten, einfach auf eine gute Zeit zusammen.
Was magst du mit dem Event erreichen? Was sind die Ziele mit dem aktuellen Event?
Beim Sunset Mosh Fest geht es mir weder darum von irgendwem ein High Five abzustauben noch einen Cent Geld damit zu verdienen. Daher habe ich beschlossen, dass ich das Festival diesmal dazu nutzen möchte, um einer Hilfsorganisation bzw. einem Verein zu helfen, der anderen Leuten helfen will. Daher werde ich sämtliche Gewinne dem Verein „Second Bandshirt“, die es sich als Ziel gesetzt haben verschiedene Hilfsprojekte zu unterstützen, spenden. Vor Ort können Besucher alte/ übrige/ nicht passende Shirts etc. abgeben, die wir dann dem Verein zukommen lassen werden, die die Sachen wiederum gegen eine Spende weitergeben und damit Geld sammeln.
Natürlich möchte ich das Festival auch weiter etablieren und hoffe, dass wir diesmal noch mehr Besucher anlocken können, damit nicht das Gefühl entsteht, dass der ganze Aufwand irgendwie doch umsonst ist.
Wird es in Zukunft weitere Festivals von dir geben? Hast du schon Ideen und magst du uns davon berichten?
Aufgrund meines Studiums wird es mir in Zukunft sicherlich nicht mehr so einfach sein, mich in meiner Heimat konzerttechnisch auszutoben. Ich helfe derzeit schon beim Komm Na Huus Festival mit, das jedes Jahr im Sommer in Straelen-Herongen stattfindet. Natürlich habe ich auch laufend Ideen für andere und neue Projekte, aber ich möchte mich auch nicht übernehmen, da es schon jetzt arg an die Substanz geht neben Hobbies, Privatleben und Arbeit noch ein Festival aufzuziehen. Sollte das kommende Sunset Mosh Fest gut laufen, wird dieses zumindest weitergeführt. Es wäre allerdings schön, generell für die Szene, wenn sich mehr Leute ein Herz fassen würden und selber aktiv werden, bevor irgendwann wieder ein Loch entsteht.
Zurück zum aktuellen Event: Wie kam das Lineup zustande? Hast du die Bands nach eigenen Vorlieben ausgesucht?
Ich muss sagen, dass ich jedes Mal aufs Neue erstaunt bin, aus welchen Regionen sich Bands bewerben und ihr Interesse äußern. Dieses Jahr hatte ich sogar einige Anfragen aus Polen, Italien und der UK. Allerdings fällt mir die Bandauswahl jedes Mal unglaublich schwer, aufgrund der vielen vielen großartigen Bands, die es eben in NRW und natürlich deutschlandweit gibt.
Normalerweise sehe ich die Anwärter für das Lineup immer irgendwo, oft auch ganz zufällig, live. Wenn ich dann auf Anhieb geflasht bin, dann will ich diese Band haben, egal wo sie herkommt und wie viele Likes sie bei Facebook hat… Ich glaube, ich bin damit bisher immer ganz gut gefahren. Auf der anderen Seite versuche ich auch immer eine relativ breite Mischung aufzufahren, um viele Geschmäcker anzusprechen und vor allem auch, um viel Abwechslung im Programm zu haben.
Was sind deine absoluten Highlights der nächsten Veranstaltung?
Dass ich mich auf jede Band wie ein kleines Kind freue, das ist ja klar. Ich muss aber schon sagen, dass ich sehr gespannt auf die beiden holländischen Combos (Wasted Bullet und The Morning Hour) bin. Vor allem The Morning Hour werden sicher höchst motiviert sein, da sie ihre erste Show in Deutschland spielen werden und zugleich als Alternative/ Emo Band etwas aus dem Rahmen fallen werden. Storyteller haben aber schon beim letzten Mal bewiesen, dass das SMF Publikum auch auf softere Töne abfährt. Nichtsdestotrotz werden Choose Your Path, Kalypso oder auch unsere Locals wie Passing Moments für ordentlich Action auf und vor der Bühne sorgen, da bin ich sehr sicher!
Gibt es Besonderheiten bei Deinem Event? Was macht dein Event einzigartig?
Ach, ich glaube, dass das Sunset Mosh in seiner Form kein „einzigartiges“ Event ist. Es kommen neun großartige Bands in eine tolle Location, später wird bei der After-Show-Party weitergefeiert und das alles für einen wirklich günstigen Preis. Aber ich finde, darum geht es doch auch. Man braucht keine Hüpfburg oder Bungee-Jumping oder sonst etwas, damit eine Show zum Highlight wird. Alle Helfer und ich legen sich ins Zeug, damit die Besucher einen tollen Tag haben werden.
Es gab schon mehrere Ausgaben des Festivals… Die aktuelle soll einiges besser machen. Was genau? Welche Kritikpunkte der Besucher hast du verbessert?
Ja, du sprichst da sicherlich vor allem die letzte Ausgabe an, die mit Hinblick auf die Besucherzahlen etwas ernüchternd war. Das ist natürlich das Problem, wenn man versuchen will, relativ knapp zu kalkulieren, damit der Eintrittspreis nicht allzu in die Höhe schießt. Wenn dann plötzlich 50 Leute weniger kommen als sonst, dann kommt man schnell ins Straucheln.
Statt den Kopf in den Sand zu stecken, habe ich mir den einen oder anderen Kritikpunkt angeschaut und versucht eine Lösung zu finden. Da wäre zum einen die Zugverbindung, die hier am Niederrhein nicht die beste ist. Daher wird das ganze Festival etwas vorgezogen und beginnt damit um 15:30 Uhr mit der ersten Band. So endet die Live-Show um kurz nach 22 Uhr, damit alle Zugfahrer den letzten Zug in Richtung Ruhrpott/ Düsseldorf erwischen können. Danach feiern wir aber auf der After-Show-Party weiter, damit keiner zu früh ins Bett gehen muss. Dazu wird es einen Chill-Bereich geben, falls man kurz verschnaufen will und auch für Verpflegung in Form des Snack `n‘ Roll Food Trucks ist gesorgt. Außerdem wird es eine schöne Tombola mit richtig coolen Preise geben, die wir kurz vor dem Festival auch vorstellen werden. So haben wir ein schönes Rahmenprogramm von dem jeder profitieren kann.
Beim Sunset Mosh Fest arbeitest du mit vielen Partnern zusammen. Wie verlief die Zusammenarbeit bisher und wie wichtig sind Sponsoren für ein Festival für die Szene?
Sponsoren sind bei einem Festival, auch wenn es vergleichsweise noch klein ist, unglaublich wichtig. Flyer, Eintrittskarten, Catering, Eintrittsbändchen etc. kosten schon im Vorfeld Geld und da ist es gut wenn man ein paar Partner zur Seite hat, die einem bei diesen Kosten unter die Arme greifen. Außerdem senkt man so den Eintrittspreis, was die Besucher begrüßen dürften. Man muss sich leider immer wieder vor Augen halten, dass Konzerte und Festivals auch nur dann auf Dauer organisiert werden können, wenn es finanzierbar ist. Deswegen bin ich unseren Sponsoren immer wieder sehr dankbar, wenn sie das Sunset Mosh Fest unterstützen.
Wichtig sind aber auch unsere Partner von NRW Core Concerts oder Shout Loud, die einem helfen das Ganze zu publizieren.
Magst du den Lesern noch etwas sagen?
Die Bands und das Team haben schon richtig Bock auf den 11. Oktober, deswegen kommt zahlreich, bringt Freunde mit, erzählt es weiter und tut dabei noch etwas Gutes, indem ihr Second Bandshirt und eurer Musikszene helft, denn ohne euch funktioniert es nicht!
Danke für das Interview und weiterhin viel Erfolg!