Review: Vukovi – Fall Better

Vukovi ist ein Name, der hierzulande noch sehr unbekannt ist. Auf der jüngsten Supporttour von Counterfeit. konnte die Band auch im deutschsprachigen Raum einen Vorgeschmack auf ihre Musik geben. In Großbritannien hingegen konnte die Band schon eine Performance beim All Points East Festival für sich verzeichnen. Was das zweite Album Fall Better“ betrifft, hat die Band etwas zu sagen:

“I want our songs to let people know that they’re not alone in feeling crazy. I want to give people who feel that way a little bit of comfort. I want them to feel less alone. I want to let people know that it’s okay to be weird, and for them not to feel isolated because of it. Our fan base is a beautiful army of weirdos, and I want that to grow. I want them all to feel like they belong here. And I want to be a rock star.”

Ganz im Sinne ihrer Beschreibung verarbeitet Sängerin Janine Shilstone ihr eigenes Leben und den neu begonnenen Kampf mit OCD auf 12 Stücken. Bereits das synthetische Intro „17359“ bereitet den Rahmen eines Spiels, in dem der Zuhörer seine Kontaktdetails eintragen muss, um fortzufahren und „dirty fucking riffs“ zu hören. Mit Spielekredit geht es dann auch schon auf ins Geschehen mit Violent Minds, der eben dieser wuchtige Gitarrenarbeit ein Exempel bietet. Die Band hat aus den Schwächen ihres trotzdem guten Debüts gelernt und mehr Wert auf dynamische und klangliche Kontraste gesetzt. Mitsingbare Gitarrenriffs bieten das Low und Midend, während die Synthesizer wie ein Klangteppich über komplexen Grooves schweben.

Wo La Di Da beim Vorgänger das klare Highlight war, finden sich auf Fall Better konsequent mitreißende Songs. Gitarrist Hamish Reilly schmückt Refrains teils mit Kompositionen im Breakdown Stil, was Shilstone mit infektiösen Melodien komplementiert. Dies bekommt man oft, besonders aber in der Vorabsingle C.L.A.U.D.I.A und Play With Me Cos I Can Take Me zu hören. An anderen Stellen denkt er so um die Ecke, das manche seiner Parts auf einem Arcane Roots Album gut Platz finden würden.

Das schottische Duo hat sich offenbar weniger Genregrenzen gesetzt beim aktuellen Album, verwischt so beispielsweise gelassen die Grenzen zwischen Drum ’n‘ Bass, Rock und Pop bei Liedern wie Behave.
Auch die noch prominenteren Spielereien mit Elektronik gehen auf, so wie im genialen Aura. Die Unisono Taktik der Band wirkt so, dass jeder Schlag genau dort sitzt, wo er soll und die meist flotten Lieder mächtig nach vorne treibt. Eine weitere Stärke der Platte ist auch, dass kein Lied das andere in den Schatten stellt, da alle gleichermaßen Tanzcharakter, Eingängigkeit und mitreißende Instrumentalparts haben. Sogar das vermeintlich balladeske Where Are You klingt wie für Stadien und Feuerzeugmomente geschaffen, ohne trotz der Liebesthematik in Kitsch abzudriften. Im Gegenteil, der textliche Tiefgang ist eben so ausgearbeitet wie die Songs selbst. Hinzukommt, dass man sich jedes der Lieder gut live vorstellen kann, was man in dem Maße über den Vorgänger nicht sagen konnte.

Wer sich für treibende Lieder und unvergessliche Ohrwürmer interessiert, sollte Vukovi definitiv eine Chance geben. Gewissermaßen kreiert Fall Better unbeabsichtigt ein neues Genre welches man als Mathpop bezeichnen könnte, da sich der Sound im Dreieck zwischen Mathrockelementen, Electrocore und Pop aufhält, ohne Klischees zu verfallen. Vukovi haben definitiv Spaß an ihrer Musik und versprühen viel positive Energie, was im Gegensatz zur dunklen Thematik des Albums einen gelungenen Kontrapunkt bildet. Wenn das Album der Kompass für kommende Veröffentlichungen ist, wird man diesen Bandnamen noch oft in der nahen Zukunft sehen dürfen.

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Label: VKVI Records
VÖ: 24.01.2020

Genre: Mathrock, Pop, Electrocore

Vergleichbar:
Yonaka – Don’t Wait ‚til Tomorrow
Blood Command – Return of the Arsonist

Wertung:
12/15