Review: Parkway Drive – Darker Still

Nachdem weitere Tourpläne zum Album Reverence durch die Pandemie ausgebremst wurden, mussten sich Parkway Drive im Zuge der ungewollten Pause mit zuvor entstandener Überlastung und ihrer psychischen Gesundheit auseinandersetzen. Am Ende dieses Prozesses steht das neue Album Darker Still, mit dem die Australier wie ein Phönix aus der Asche emporsteigen und das in all seinen Fasern den Größenanspruch dieser Band verkörpert.

Der hat das Quintett aus Byron Bay in den vergangenen Jahren auf die größten Bühnen der Welt geführt, die Parkway Drive auch nicht mehr verlassen wollen – und es auch nicht werden. Denn Darker Still ist dafür geschrieben, große Menschenmassen in Bewegung setzen. Zudem schließt das Album die Entwicklung von Parkway Drive von der Metalcore- zur Heavy-Metal-Band vorübergehend ab, das verdeutlichen das sehr metallisch wirkende Albumcover als auch Songtitel wie The Greatest Fear oder Imperial Heretic.

Dass die Band in den Pandemie-Jahren zu kämpfen hatte, verdeutlichen direkt die ersten Zeilen des Openers Ground Zero, in denen Winston McCall mit zerbrechlicher Kopfstimme von Kämpfen, Stürzen, Narben, gebrochenen Knochen und Rissen singt, bevor Gitarrist Jeff Ling seine erste hymnische Gitarrenmelodie auspackt, Schlagzeuger Ben Gordon mit seinem immer größer klingenden Drumset einsteigt und der Song schließlich explosiv ausbricht. Eine Stelle mit Gänsehaut-Charakter, kann man sich doch sehr gut vorstellen, wie dazu zigtausende Menschen in Bewegung versetzt werden. Dass sich zum Ohrwurm-Refrain noch wunderbar mitschreien lässt, macht Ground Zero zu einem der besten Albumopenern, den Parkway Drive bislang geschrieben haben. Like Napalm marschiert nach dem eröffnenden „Burn it all away“ anschließend mächtig voran und man kann sich allzu gut vorstellen, wie einem dazu etliche Gesichtshaare von der inzwischen zum Standard gewordenen Feuershow von Parkway Drive weggebrannt werden.

Die Single Glitch wirkt im Fluss der Platte in den Strophen etwas zu statisch, baut sich in der Bridge jedoch stark auf und mündet in einem ebenso starken Breakdown. Zeilen wie „I cannot take/ One more night on the dark side of my mind/ I close my eyes to sleep, the shadows speak/ And they won’t stop when I’m awake“ verdeutlichen zudem den düsteren Grundton der Platte. The Greatest Fear baut anschließend Orgel und Chöre in den Sound ein und ist vielleicht der Parkway-Drive-Song, der Heavy Metal am allernächsten kommt. Mit Darker Still folgt eine waschechte Powerballade, die mit der gepfiffenen Western-Melodie zu Beginn die Arbeiten von Ennio Morricone aufgreift, bevor McCalls Gesang einsetzt, der stark nach James Hetfield klingt. Der Song erinnert auch dank des in der Mitte einsetzenden, fantastischen Gitarrensolos von Ling stark an Nothing Else Matters und besitzt mit „And the night grows darker still“ eine ebenfalls recht eingängige Textzeile.

In Imperial Heretic darf Ling einmal mehr unter Beweis stellen, was für ein begnadeter Leadgitarrist er ist und mit dem brutalen Soul Bleach beweisen Parkway Drive einmal mehr, dass sie Metalcore noch immer aus dem Effeff beherrschen und McCall gutturalen Gesang auch noch nicht verlernt hat. Einzig und allein mit If A God Can Bleed verheben sich Parkway Drive etwas. Der – wie auch die Interlude Stranger – wie ein vertontes Gedicht wirkende Song passt zwar zum Sound der Platte, wirkt aber trotzdem zu bedeutungsschwanger. Land Of The Lost legt dagegen wieder einiges an Härte drauf, bevor im abschließenden From The Heart Of The Darkness Schlachtrufe erklingen, die – wie auch der musikalische Teppich von Stranger – an das Kino-Spektakel Dune erinnern lassen. Der Song stellt ein fulminantes und wuchtiges Finale dar, bei dem am Ende auch Streicher und Bläser nicht fehlen dürfen. All das macht Darker Still zu einer höchst ansteckenden und mitreißenden Platte sowie zu einem in sich deutlich geschlosseneren Werk als Reverence. So wird man zur größten Metal-Band des 21. Jahrhunderts.

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Label: Epitaph
VÖ: 09.09.2022

Genre: Heavy Metal, Metalcore

Vergleichbar:
Metallica – Metallica
Avenged Sevenfold – Hail To The King

Wertung
13/15