Noch vor der Auszeichnung durch den Verein für Popkultur als Hoffnungsvollste*r Newcomer*in haben Team Scheisse eine ausverkaufte Show im Wiesbadener Kesselhaus gespielt, das sogar von der ursprünglich angedachten Kreativfabrik hochverlegt werden musste, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden.
Bereits zu Beginn des Abends, als DJ Hornhaut samt Liveband die Bühne betritt, ist die Location schon prall gefüllt. Den wie auch Team Scheisse aus Bremen stammenden Elektropunk, der seit 2021 ausschließlich mit Liveband auftritt, kann man musikalisch schwer verorten, am ehesten aber auf der linken Seite zwischen fast schon Ballermann und Berlin. Bereits als die diverse Band das eröffnende Polizei anstimmt, schlägt die noch eher gespannte und neugierige Stimmung des Publikums um: Jede*r wird von der guten Laune mitgerissen, die die junge Band um den ikonischen Sänger in pinker Pyjamahose versprüht. Gesellschaftskritische und dennoch einprägsame Texte wie beispielsweise in Deutsche und einprägsame Melodien, die durch die Livepräsenz viel punkiger rüberkommen, als man es von der Platte kennt, stecken für knappe 30 Minuten alle Anwesenden an.
Noch bevor Team Scheisse die ersten Akkorde anstimmen, bittet Sänger Timo das gesamte Publikum darum, es nicht zu wild werden zu lassen, aufeinander Acht zu geben und die männlich gelesenen Personen die T-Shirts anzulassen – etwas, was man in der deutschen Punkszene selten hört. Gerade in Zeiten von #PunkMeToo macht diese Ansage das Kesselhaus an diesem Abend für alle zu einem Safe Space. Die lange und umfangreiche Setlist bestehend aus sowohl den Hits der ersten Alben, als auch der im August erschienenen EP 20:15, bringt ab Sekunde Null alle zum Tanzen und Mitschreien, und zeigt das Beste, was Deutschpunk aktuell zu bieten hat, und dazu in hervorragender Soundqualität. Auch hier verbirgt sich hinter der oft zum Schmunzeln anregenden, schrammeligen Drei-Akkord-Fassade harte, aber humorvolle Kritik an verschiedensten Figuren der Gesellschaft: Von BWL-Studierenden, Vorgesetzten, KSK-Soldaten mit Hang zum Rechtsextremismus, die sich gerne mal etwas Großkaliber-Munition einstecken, bis hin zu nichtantwortenden WhatsApp-Kontakten und dem berühmt-berüchtigten Karstadt-Detektiv. Das Schönste daran: Bei den bekanntesten und beliebtesten Songs gibt es Moshpits ausschließlich für FLINTA*s, die nach Bedarf (oder eben Misslingen) wiederholt werden, um den Abend so angenehm wie möglich für alle zu machen. Die Hitze, die bereits seit Beginn des Abends im Raum steht, erreicht mit den beliebtesten Hits als Zugaben ihren Höhepunkt, und das Publikum nutzt diese letzten Gelegenheiten noch einmal um sich auszupowern und letztendlich durchgeschwitzt, aber glücklich das Kesselhaus zu verlassen. Sowohl Team Scheisse als auch DJ Hornhaut und Liveband können sich definitiv eine weitere ausverkaufte und vor allem erfolgreiche Show auf die Fahne schreiben.