Review: Movements – Ruckus!

Nach dreijähriger Studioalbum-Abstinenz versprachen Movements vor Veröffentlichung ihres neusten Albums  ihre bisher vielfältigste Platte, bei der für jede*n etwas dabei sein soll. Dieses Versprechen lösen sie ohne Zweifel ein, auch wenn die Kreation eines Gesamtkunstwerk trotz gelungener Kombination vieler Einflüsse auf den einzelnen Songs insgesamt etwas auf der Strecke bleibt.

Es war schon letztes Jahr zu erahnen, dass die Band aus Kalifornien mit ihrer musikalischen Bandbreite experimentieren möchte, denn auf die großartige, klassische Pop-Punk-Single Barbed Wire Body folgte Monate später die sehr an Indie-Pop erinnernde Standalone-Single Cherry Thrill. Bei erstmaligem Hören von Ruckus! verwundert also wenig, dass einem als Hörer*in mit You’re One Of Us Now gleich energetischer, verzerrter Pop-Punk in Boston-Manor-Manier um die Ohren fliegt. Der Song beginnt mit einem von Kinderstimmen geschrienen Intro, ebbt danach in seinem Schwung nicht ab und weiß in der Rolle als Album-Opener durchaus zu gefallen. Weniger überraschend ist dann die darauf folgende Single Killing Time, die trotz ihres für die Band typischen Themas einer toxischen Beziehung auch nicht als klassischer Movements-Song bezeichnet werden kann. Trotz des eingängigen Refrains ist die melancholische Bridge und der gesamte Text eine Juxtaposition zum instrumentell nicht bedrückenden Rest des Songs, welcher einen etwas ungewiss darüber zurücklässt, was man nun fühlt. Lead Pipe an dritter Stelle des Albums ist dann eine klassische Mitschreihymne, die mit ihrem elektrisierenden Gitarrenriff an Alternative Rock der späten 2000er und frühen 2010er erinnert. Auch wenn der Song einer der stärksten des Albums ist, wird an dieser Stelle erstmals der wohl größte Kritikpunkt des Albums deutlich, denn die geringe Ähnlichkeit zu den beiden ersten Tracks hinterlässt ein leichtes Gefühl von Zusammenhangslosigkeit. Heaven Sent beweist dann mit ruhigem Synth-Background, dass wenn man ebendiese geringe Kohärenz ignorieren kann, hier wirklich tolle Einzelkunstwerke präsentiert bekommt: der an das oben angesprochene Cherry Thrill erinnernde Song ist eine phänomenale Verschnaufpause in Form einer leichtgewichtigen Liebeshymne. Der letzte Track, bevor die erste Hälfte des Albums beendet ist, ist dann Tightrope, welches wenig überraschend von einer nicht erwiderten Liebe handelt. Die Radioballade ist wohl das, was man am ehesten von Movements erwartet hatte – im positiven Sinne.

Ähnlich energetisch wie die erste beginnt auch die zweite Hälfte des Albums, denn I Hope You Choke vermittelt die aus dem Titel leicht ableitbare Emotion nicht nur lyrisch, sondern auch musikalisch. Fail You kulminiert dann im zuvor eingeleiteten Stimmungshöhepunkt, denn der am meisten geradlinig nach vorne preschende Song des Albums wertet nicht nur mit einigen Screams von Frontmann Patrick Miranda auf, sondern auch mit abgehackt-rhythmischen Gitarrenspuren, die kaum noch an früheres Emo-Post-Hardcore-Material der Band erinnern. A.M.P. ist dann – natürlich – wieder etwas komplett anderes als das, was die vorherigen 25 Minuten zu hören war, denn der Pop-Rock-Song erinnert an eine etwas mutigere Version von Alternative-Hits, die im vorletzten Jahrzehnt das Radio bevölkerten. Dies ist auch im positiven Sinne zu verstehen, denn vor allem hier fällt die musikalische Diversität in den auf dem ganzen Album sehr gelungenen Vocals auf. Dance With Death hat dann ausnahmsweise mal nichts, was es vom Rest des Albums abhebt, stört aber auch nicht, denn der Song ist eingängig und tanzbar. Der Herzensbrecher Coeur D’Alene ist dann schließlich ein Abschluss in typischer Movements-Manier, denn ein Album dieser Band wäre kein solches, wenn man danach nicht melancholisch an die Decke starren möchte. Abschließend ist zu sagen, dass diese Platte wohl der Prototyp eines Albums ist, das enorm viel für die Zukunft verspricht, je nachdem, welche Richtung die Band nun fürs Erste einschlägt. Man weiß nun, dass Movements neben dem altbekannten Emo-Post-Hardcore sowohl mit energetischen Alternative-Rock-Hymnen als auch mit Synthesizer-geprägten Popballaden gefallen. Es bleibt nur zu hoffen, dass sie diese Einflüsse auf dem nächsten Album noch geschickter zusammenfügen, denn dann haben sie das Potenzial, einen (weiteren) Szeneklassiker zu veröffentlichen.

Label: Fearless Records
VÖ: 18.08.2023

Genre: Alternative Rock, Pop, Post-Hardcore

Vergleichbar:
Boston Manor – Glue
Citizen – Life In Your Glass World

Wertung:
11/15