Review: Dead Years – Night Thoughts

Noch mehr als auf dem Debüt rücken Dead Years ihren Post-Punk auf Night Thoughts in die Nähe von 80er-Jahre-Bands wie Wipers und X.

Das liegt neben dem leicht verhallten Soundbild vor allem an der Düster-Atmosphäre, die sich vom Albumtitel über das Cover bis in die Songtexte zieht. „On the inside/Of my head/A picture of me/A picture of my death“ oder „Trapped in endless circles“ sind nur zwei von vielen Zeilen, die das Trio aus Bielefeld mit schwarzer Farbe in die Gehirnrinde malt. Selbstentfremdung, Soziale Ängste und Einsamkeit ziehen sich als Themenkomplexe durch die zehn Songs – Emotionen, die sie in mitreißenden Punkrock kanalisieren, der angetrieben von pumpenden Bass, Schlagzeug und Wipers-Gitarren Intensität über Schnelligkeit gewinnt. Musik also, zu der sich auch Joy-Division-Fans bewegen können, wenn es ihnen nicht zu hektisch ist: Infinity, Mind Circles und Worlds Collide sind Post-Punk mit der Geschwindigkeit des Skatepunks. Am besten funktioniert das alles auf dem bereits angesprochenen Pictures Of My Death, das trotz des melancholischen Grundtons eine weitere Konstante des Dead Years-Sounds erfüllt: Eingängigkeit.

Von dieser Formel weicht das Trio aus Bielefeld nur beim vorletzten Song Just Then ab, der mit New-Wave-Einschlag an Nowaves aus Dresden erinnert. Beide Bands eint männlich-weiblicher Wechselgesang, den sich bei Dead Years Gitarrist Jonas und Bassistin Julia teilen, die bereits zusammen bei der Band Pointed aktiv waren. Insgesamt können die beiden und Schlagzeuger Hannes auf eine Vielzahl von früheren Bands wie Mayak, Gloom Sleeper, Patsy O’Hara und Shoyu Squad zurückblicken. Womöglich ist diese Umtriebigkeit ein Grund dafür, dass ihnen zusammen als Dead Years ein starkes zweites Album gelungen ist, das die Balance zwischen Inspiration und Eigenständigkeit hält.

Label: My Ruin
VÖ: 02.02.2024

Genre: Post-Punk, Punk

Vergleichbar:
Hysterese – S/T (2018)
Rotten Mind – I’m Alone Even With You

Wertung:
11/15