2015 nach Christus. Ist Rockmusik je so populär gewesen? Wenn es zum Thema härterer Musik kommt, ist es leicht festzustellen, wie sehr die Szene von ähnlich klingenden / aussehenden Bands übersättigt ist. Verloren inmitten einer dauerhaften Nostalgie – welche sich auf die 90er und das rebellische „let’s stand together and change something“ Movement zurückführen lässt – bleibt man als Zuhörer ausgespart und gelangweilt zurück wenn etwas angeblich Innovatives oder gar Neues aus der Post-Hardcore/ Rockszene hervorgeht. Nach ein paar Hörproben entscheidet sich per Mausklick, ob der Song es wert ist, im Hintergrund beim Abendessen abgespielt zu werden.
Und im Handumdrehen kann wieder neue Hoffnung geschöpft werden.
Das Quintett Marmozets , bestehend aus den Geschwistern der MacIntyre und Bottomley Familien, hat in den letzten Jahren schon bei vielen Events große Erfolge gefeiert. Aus dem Nichts heraus standen sie beispielsweise 2012 beim Reading und Leeds Festival auf der BBC Introducing Stage, um die Hütte abzureißen und fremdes Publikum als auch Kritiker in ihren Bann zu ziehen. Mit drei veröffentlichten EPs und einer Aufnahme zum Label Roadrunner Records (Slipknot, Halestorm) wurde die Sachen ein wenig ernster in Bezug auf das erste Album „The Weird and Wonderful Marmozets“. Nach vorsichtigem Öffnen der CD Hülle und Einlegen in den Player ergibt sich der Gedanke, dass vielleicht, ganz vielleicht, dieses Mal die Dinge anders sein könnten als zuvor. Während die schmetternde, punkrockige Supernova „Born Young and Free“ die Ohren penetriert, gibt es kein Leugnen mehr – das hier ist mehr als der Durchschnittsnewbie. Arpeggio-Gitarren, durchdringende Screams und ein fast schon skandalös ohrwurmlastiger Refrain bilden den perfekten Einstiegssong einer LP voller Bretter
Die Faszination lässt nicht sonderlich nach mit dem darauffolgenden progressiven, riffgefüllten „Why Do You Hate Me?“, welches am besten beschreibt, worum es der Band geht: Unerwartete Wechsel und Überraschungen innerhalb des rhythmischen Songwritings als auch eine hypnotisierende Korrespondenz zwischen Gesangs- und Gitarrenmelodien ergibt das ultimative Bandpaket. Trotz allem gelingt es der Band auch zu beweisen, warum sie langsame Balladen schrieben kann. Das berührende „Cry“ als auch „Captivate You“ und „Hit The Wave“ geben dem Zuhörer ein wenig Raum für neue Luft, bevor es wieder ab in den Moshpit geht (was am Besten den Rest des Albums beschreibt).
„Show me what you got, show me what you know“
In der Tat, solche Songs fangen den Zuhörer ein und bringen in dazu, sich zu fragen: „Das ist also dieselbe Stimme, die auf „Vibetech“ zu hören ist? Singen und Screamen beherrscht diese Frau allerdings!“ Der vorherig genannte Song kann und sollte als die realistischste Hommage an Größen wie Refused und Dillinger Escape Plan gesehen werden – mit einer Frau am Mikrofon. Zusammenfassend könnte man also sagen, dass die Zukunft des Rock entgegen Gene Simmons’ Vermutungen gerettet ist.
Das Gesamtkonzept der Band ist erfrischend, da frei von dem vorherrschenden Image voller Rockstarallüren und monotonen Breakdowns. Die Band verspricht den Sound einer Generation die endlich versucht, nach vorne zu schauen, ohne ihre Wurzeln zu vergessen. Die UK Rockszene hat der Welt erneut gezeigt, wie es gemacht wird. Wer wie Marmozets zusätzlich von sich behaupten kann, von Muse persönlich als Supportband gewählt worden zu sein, steht definitiv am Anfang einer großen Karriere.
Paramore aus der Hölle? Mehr als das. Die inspirierendsten Newcomer neben Royal Blood? Vielleicht.
„Weird and Wonderful“? Auf jeden Fall.
Facebook: https://www.facebook.com/marmozets
Autor: Alexander Loeb