CD-Review: GrooVenoM – Pink Lion

Die Dresdener Groove Metal/Trancecore Combo Groovenom veröffentlichte im April letzten Jahres ihren Longplayer „Pink Lion“, nachdem man den Schritt vom Instrumentalprojekt zur festen Band im Sommer 2014 getan hatte. Während der Produktion empfingen Groovenom die freundliche Unterstützung des Eskimo Callboy Members Daniel Haniß. Mitte Januar 2016 erfolgte die Bekanntgabe des unterschriebenen Vertrages mit dem Plattenlabel Noizegate Records und dem geplanten Re-Release von „Pink Lion“ am 8. April 2016.

Anlässlich dessen könnt ihr euch in diesem Review vorab schon mal zur besagten Platte einlesen!PinkLion_cover_sm

Dass die sechsköpfige Combo aus Dresden u.a. in Selbstbeschreibungen auf Facebook und weiteren Internetauftritten der ebenfalls deutschen Band Eskimo Callboy großen Tribut zollt, ist beim Opening-Track „Venom in Veins“ bereits unschwer zu erkennen: Synthetische Techno-Beats leisten die Vorarbeit für darauffolgende Groove und Staccato Riffs in moderaten Pop Beats. Dabei wird das Riffing von den Gitarristen „Tightuz“ und Matt Steen mit den Synthesizer-Einlagen von „DJ esuz C.“ unterlegt. Im Einklang gewinnt somit der aggressive und satte Gitarrensound eine melodiöse und aufgekratzte Komponente.

Auch im weiteren Verlauf des Albums besteht die Aufgabe der Gitarrenarbeit größtenteils darin durch Powerchord-Riffing im Downtuning die Basis für helle Synthie Melodien und Effekte zu bilden, worin der maßgebende Stil von Groovenom liegt.

Wie in den meisten Untergruppen der modernen Core-Musik wechseln sich im Gesang Growl- bzw. Scream-Passagen in harten instrumentalen Parts schlagartig mit softer gehaltenen Clean-Passagen (häufig im Chorus) ab, so auch bei Song Nummer Drei „New Wave of Mainstream“ welcher auch als Single ausgekoppelt wurde. Sänger „Mr. Sanz“ holt in den Strophen aus seiner Kehle hörbar das Beste raus. Jede Silbe ist ohne Verlust an Brutalität gut und klar verständlich, die wüsten Wechsel zwischen Screaming und Clean-Gesang im Rap-Stil geben einen kurzen Einblick in sein Können am Mikrofon.

Getreu dem Titel erfährt der Song instrumental eine wesentlich stärkere Note an „Disko“, als der Rest der Tracklist. Der Song ist vor allem geprägt durch Breaks mit Techno-Beats, die eine Stufe dominanter, als in den bisherigen Stücken erscheinen, und das Riffing ein leicht in den Hintergrund schieben.

Der Gegenspieler dazu entwickelt sich in dem Stück „Metal King“. Lyrisch greift der Song die seit Jahren (oder doch schon immer?) tobende „Diskussion“ in der Metalszene über TRUE und UNTRUE auf. Interessanter Weise erinnern Anfangstakte und Strophen an das Harmonieren zwischen Vinnie Paul und Dimebag Darrell, während im Chorus dann wieder die volle Ladung des Groovenom-Stils zur Geltung kommt, und in den Lyrics durch eingepackte Albemtitel berühmter Metalgrößen den früheren Tagen des Metals gehuldigt wird.

Es lässt sich definitiv festhalten, dass sich die Thematik über sogenannte „Szenen-Polizisten“ wie ein roter Faden durch die meisten Songs auf „Pink Lion“ ziehen, so auch zum Beispiel bei „Traitors to the Scene“. „Metal King“ bringt die wesentlichen Aspekte jedoch durch instrumentale Gestaltung, Aufbau, sowie den Statements und Anspielungen im Refrain interessant und cool auf den Punkt! Für alle, die das Thema präsent haben, bietet dieses Werk Nummer 5 auf „Pink Lion“ zum Einen Möglichkeiten zum Zitieren (Zitate aus Songs kommen ja meistens gut 😉 ) und Spaß beim Zuhören, denn hier ist das Songwriting besonders gut durchdacht!

Auf der zweiten Hälfte des Longplayers findet man „Crumbling Facade“ als 8. Stück.

Das Intro besteht aus einer düsteren und cleanen Gitarren Melodie, gefolgt von prügelnden Riff-Anschlägen. Sowohl Gesang als auch Gitarrenarbeit zeigen sich hier besonders facettenreich, sodass sowohl dieses Stück wie auch der Titeltrack „Pink Lion“ die Songsammlung auf dem Album erfrischen, und abwechslungsreicheres Material liefern, ohne dass sich die Songs ineinander verlieren, wie es auf der ersten Hälfte der Tracklist vielleicht den Anschein erweckt hat.

Groovevenom liefern auf ihrem Album „Pink Lion“ modernen Metal, mit größtenteils gleichgewichteten Pop-Einflüssen in Rhythmik, Melodien und Gesang. Eine Hälfte der Songs sind beim Zuhören eventuell schwerer zugänglich, weniger durch den Mix von Synthies und Riffs, als viel eher durch „Einsparungen“ an flüssigen Übergängen. Das sehen Fans von wüster und ungeschliffener Musik vermutlich als Pluspunkt, während Liebhaber der passend zusammengeschweißten Kompositionen sich womöglich eher der anderen, leichter zugänglichen Hälfte zuwenden könnten. Unverkennbar ist, dass Groovevenom aus sechs erstklassigen Musikern besteht, welche kompositorisch absolut begabt sind!

Nicht zuletzt wird auch hier anhand der Riffs, Drum-Figuren und Gesangs-Stilistiken deutlich, dass von Vielfältigkeit der sechs Musiker sowohl Songwriting, als auch das Spektrum an Ideen profitieren!